Standpunkt

Spitze des Eisbergs

Print-Ausgabe 20. August 2021

Hilfen sind wichtig. Und richtig. Nur mit ihnen ist es der Wirtschaft – und in unserem Fall dem Tourismus – möglich, die finanziellen Schäden der größten, weltweiten Gesundheitskrise aller Zeiten in Grenzen zu halten. Staaten, die rasch Maßnahmen ergriffen haben und sich diese auch leisten können, gehören – so die bisherigen Erkenntnisse – zu den Gewinnern. Also auch Österreich. Klar ist aber auch, dass je kräftiger der Hilfestrahl an Wirtschaftshilfen ausfällt, dessen Zielgenauigkeit geringer wird. Die von T.A.I. vorgenommene Analyse der EU Beihilfentransparenzdatenbank >>> zeigt dies zumindest ansatzweise auf. Ist es wirklich sinnvoll, Systemgastronomie und Franchisekonzepten die höchsten Zuschüsse zukommen zu lassen? Oder erscheint es tatsächlich als zielführend, dass UnternehmerInnen, die mehrere Hotels in einer Gesellschaft zusammengefasst haben, nur einen Zuschuss erhalten, während jene, deren Betriebe auf mehrere Rechtspersönlichkeiten aufgeteilt sind, ein Vielfaches davon zugestanden bekommen?

Mit Sicherheit kann all dies mit „Nein“ beantwortet werden. Wobei die von der T.A.I. vorgenommene Analyse nur die Spitze des Corona-Hilfen-Eisbergs darstellt, da sie sich auf Zuschüsse von jenseits der 500.000 Euro-Grenze konzentriert. Die darunterliegenden Verzerrungen dürften noch deutlicher sein.

Ein weiteres Thema betrifft die finanzielle Lage der Tourismusverbände, Destinationen und Regionen. Deren Rücklagen sind nach eineinhalb Jahren Corona größtenteils aufgebraucht und es kommen aufgrund der schwachen Tourismusumsätze in den kommenden Jahren große neue finanzielle Einbußen auf sie zu. T.A.I. war und ist das einzige Medium, das bislang diese Thematik aufgegriffen hat >>>.

Angesichts dieser Beihilfen-Schieflage soll alles losgetreten werden, nur keine Neiddebatte. Denn die Situation ist für alle betroffenen Unternehmen extrem unerfreulich und wird dies noch länger bleiben. Es geht jetzt vorrangig um einen anderen Aspekt. Jenen, dass in der nächsten Phase der Corona-Bewältigung verstärkt ein Augenmerk darauf gelegt wird, die rot-weiß-roten Konturen im touristischen Angebot verstärkt zum Zug kommen zu lassen.

Mit dem Anfang Juli von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger vorgestellten, drei Kernpunkte umfassenden Comeback-Plan ist ein erster Schritt in diese Richtung gesetzt worden. In dessen Punkt 2 geht es um die Stärkung von Eigenkapital und neue Finanzierungsperspektiven. Punkt 3 fokussiert u. a. auf Kooperation zwischen Tourismus und Regionen. Entscheidend ist deshalb, wie diese Comeback-Plan Kernbereiche jetzt ausformuliert werden. Je schneller, je zielgerichteter, desto besser.

Es geht um viel. Um sehr viel sogar. Nämlich darum, wie Österreichs Tourismus – am Boden und in der Luft, im Incoming und Outgoing, von seinem Kernangebot bis hin zur Vermarktung – künftig aufgestellt ist. Auch und vor allem finanziell, erlaubt sich mit Nachdruck zu betonen der

Lupo

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