Corona-Hilfen

Halbe Million und mehr! Wer im Tourismus große Beihilfen erhielt

Print-Ausgabe 20. August

T.A.I. hat in der EU Beihilfentransparenzdatenbank untersucht, wer die größten Bürgschafts- und Zuschussempfänger aus Österreichs Tourismus sind

Wer sind die größten Empfänger an Corona-Hilfen in Österreichs Tourismus? Auf welche Branchenbereiche verteilen sich diese? Und wie sieht es abgesehen davon mit den Investitionen aus? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, machte sich T.A.I. in der EU Beihilfentransparenzdatenbank schlau. Die Untergrenze an empfangenen Beihilfen (Bürgschaften und Zuschüsse) wurde dabei mit 500.001 Euro angesetzt.

Der Grund: In Höhe von 500.000 Euro gab es mehrere 100 Bürgschaften, die über das „COVID-19 Austrian scheme for guarantees on bridge loans“ von der ÖHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) abgewickelt wurden, was den Rahmen dieser Erhebung gesprengt hätte. Nicht erfasst sind zudem in dieser Auflistung die Zahlungen aus dem Titel der Kurzarbeit. Diese werden von der EU Beihilfentransparenzdatenbank nicht erfasst. Jetzt liegen die Ergebnisse der T.A.I.-Analyse vor (neben der ÖHT sind vor allem die COFAG – COVID-19-Finanzierungsagentur des Bundes sowie die AWS – Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft als Bewilligungsbehörden angeführt) und diese sind überaus interessant.

Zunächst zu den Bürgschaften. Insgesamt überschritten 47 rund um Corona gewährte Bürgschaften die Grenze von einer halben Million Euro. 25 davon betreffen die Hotellerie (in Summe über 110 Mio. Euro), 12 die Reisebüros (rund 33,2 Mio. Euro), fünf die Gastronomie (zusammen 10,3 Mio. Euro), je zwei die Luftfahrt und die Seilbahnen, eine den Convention-Bereich.

Das untere Ende der Bürgschaften markiert die Messe Dornbirn GmbH mit 540.000 Euro (abgewickelt als „COVID 19 Austrian liquidity assistance scheme“ über die AWS), das obere Ende Austrian Airlines mit 270 Mio. Euro an erhaltener Bürgschaft. Unter den fünf größten Bürgschaftsnehmern befindet sich mit 26,1 Mio. Euro Falkensteiner, wobei sich dieser Betrag auf vier Unternehmen der Gruppe aufteilt (siehe Tabelle).

Erheblich umfangreicher ist die Liste der im Rahmen der Corona-Hilfen gewährten Zuschüsse. Insgesamt erhielten bislang 227 Unternehmen derartige Zuwendungen und einer Gesamthöhe von knapp 300 Mio. Euro.

Die Hälfte davon entfiel auf Austrian Airlines mit einem Zuschuss in Höhe von 150 Mio. Euro und zwar unter dem Titel „COVID-19 - Aid to Austrian Airlines“. Neben Österreichs Flagg-Carrier erhielten noch drei weitere Unternehmen aus dem Bereich der Luftfahrt Zuschüsse in Höhe von mehr als 500.000 Euro: Neben dem Privatjet-Anbieter GlobeAir (Zuschuss 921 815,00 Euro) handelt es sich um die beiden Abfertigungsdienstleister Airline Assistance Switzerland AG (551 204,14 Euro) und die Salzburg Airport Services GmbH (547 344,77 Euro9:

Die Beherbergung wiederum stellt mit 133 an COVID-19 Hilfen bezuschussten Unternehmen mit mehr als einer halben Million an Zuschüssen den diesbezüglich größten Bereich dar (in Summe knapp 87 Mio. Euro), gefolgt von der Gastronomie (57 Unternehmen, rund 36 Mio. Euro) sowie den Reisebüros und Seilbahnen (je 12 Unternehmen, jeweils in Summe um die 8 Mio. Euro).

Größter Zuschussnehmer bei den Beherbergungsbetrieben ist die Falkensteiner-Gruppe. Die von ihr beantragten und gewährten Zuschüsse verteilen sich laut EU Beihilfentransparenzdatenbank auf 10 Unternehmen, darunter die Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG. In Summe kommt Falkensteiner damit auf 5,63 Mio. Euro erhaltener Zuschüsse.

Dahinter liegt die Star Inn-Gruppe mit fünf Häusern in Österreich (2,026 Mio. Euro) und der Imlauer Gruppe (drei Hotels und vier Gastro­nomiebetriebe in Salzburg, zwei Hotels in Wien; seit heuer auch Hotel Schloss Pichlarn) mit 1,53 Mio. Euro an gewährten Zuschüssen.

Interessant ist die Liste der 57 größten Zuschuss-Empfänger aus dem Bereich der Gastronomie. Bei einem Drittel von ihnen (18 Unternehmen) handelt es sich nämlich um Franchise-Nehmer der US-amerikanischen McDonald’s Corporation. Diese betreibt in Österreich aktuell 196 Restaurants, von denen 85 % von 45 Franchise-Nehmern betrieben werden. Die 18 größten von ihnen erhielten Zuschüsse zwischen 502.993,74 Euro (Harald Marschalek GmbH; McDonald‘s Wien) und 775.000,00 (Versluis-Restaurant GmbH; Mc Donald‘s Rankweil), in Summe 10,967 Mio. Euro.

Der Gastronomiebetrieb mit dem größten Zuschuss ist die Hard Rock Cafe Austria GmbH Wien, eine 100% Tochter der britischen Seminole Hard Rock UK Limited. Dahinter folgen die erwähnte Versluis-Restaurant GmbH (Mc Donald‘s) und die LeiKi Gastro Alpha GmbH, die für den Betrieb der zur SIGNA Gruppe gehörenden Restaurants in den Leiner/­Kika-Möbelhäusern zuständig ist. Die SIGNA Holding steht bekanntlich im Eigentum des Immobilien-Milliardärs René Benko (geschätztes Vermögen laut „Forbes“ aktuell rund 4,8 Mrd. Euro).

Auch die Nummer 4 bei den von T.A.I. in der EU Beihilfentransparenzdatenbank erhobenen, mit mehr als 500.000 Euro an Corona-Hilfen bezuschussten Gastronomiebetrieben entbehrt nicht eines interessanten Aspekts: die EB-Restaurantsbetriebe GmbH mit einem Zuschuss von 755.272,09 Euro zeichnet für die Führung von Betriebsrestaurants der Erste Bank verantwortlich (783,1 Mio. Euro Nettogewinn 2020). Diese hatte im ersten Halbjahr 2021 ihr Ergebnis so stark gesteigert, dass damit sogar der Nettogewinn des ersten Halbjahrs 2019 übertroffen wurde und nun für die Aktionäre eine weitere Dividende von 1 Euro je Aktie geplant ist, nachdem bereits 0,5 Euro/Aktie für 2020 ausgeschüttet wurden.

Erster traditionell österreichischer Gastronom in dieser Aufstellung ist als Nummer 5 der größten Zuschuss-Empfänger die Querfeld GmbH der Familie von Berndt Querfeld (u.a. Cafe Residenz, Landtmann‘s Parkcafe, Weihnachtsmarkt Schloss Schönbrunn), die einen Zuschuss in Höhe von 746.343,19 Euro erhielt. Mit der Querfeld‘s Wiener Kaffeehaus GmbH (Café Landtmann; Wien; 637.147,92 Euro) erhielt noch ein weiteres Querfeld-Unternehmen einen Zuschuss von mehr als einer halben Million Euro.

Bei der drittgrößten Gruppe an Zuschuss-Empfängern rund um die COVID-19 Hilfen in Höhe von mehr als 500.000 Euro handelt es sich um die Reisebüros. Gesamt geht es hier um zwölf Unternehmen. In Summe erhielten sie laut EU Beihilfentransparenzdatenbank knapp 8,3 Mio. Euro.

Bei den ebenfalls 12 Seilbahnen in dieser Auflistung fiel die Gesamtsumme an Zuschüssen mit 7,99 Mio. Euro geringfügig niedriger aus. Größter Zuschussempfänger ist die Snow Space Salzburg Berg­bahnen AG mit 860.754,00 Euro. Sie gehört indirekt dem Raiffeisen­verband Salzburg und betreibt die Bergbahnen in Wagrain, Flachau, St. Johann sowie in den umliegenden Gemeinden. In deren Einflussbereich gehört auch die Alpendorf Bergbahnen AG, die einen Zuschuss in Höhe von 640.156,87 Euro erhielt.

Nicht unerwähnt bleiben darf in der Auflistung, dass es neben den Corona-Hilfeempfängern auch Unternehmen – alle aus dem Bereich der Beherbergung – gibt, die während der Pandemie mit Investi­tionen in die Offensive gingen und dabei Zuschüsse bzw. Zinszuschüsse erhielten. Berücksichtigt man jene, bei denen sich die erhaltenen Beträge auf mehr als 500.000 Euro belaufen, handelt es sich um acht Hotels.

Größtes Projekt ist jenes der Weindynastie Scheiblhofer in Andau (Burgenland), das von der WiBuG (Wirtschaftsagentur Burgenland) für den Neubau von „The Resort“ (4-Sterne superior, 118 Zimmer, 3.000 m² Spa-Bereich) 4,998 Mio. Euro an Förderung erhielt. Die Investitionskosten bewegen sich jenseits der 10 Mio. Euro.

Dahinter folgen drei von der ÖHT) geförderte Vorhaben mit durch die Bank mehr als 1 Mio. Euro Fördergeldern. Im Hotel Jägeralpe (Warth am Arlberg) werden z. B. alle Stockwerke über dem Hotelrestaurant abgetragen und neu errichtet, es wird das alte Mitarbeiterhaus abgerissen und inkl. Garage neu errichtet und der Wellnessbereich wird um einen Außenpool bereichert.

Mehr als10 Mio. Euro macht auch die Investition der Hamacher Hotels im Lavanttal aus. Im Rahmen des Erweiterungsprojektes entstehen 60 zusätzliche Betten und ein Hallenbad. Und beim Hotel Karnerhof am Faakersee geht es um die „Effiziente und ressourcenschonende Neuaufstellung des Betriebes“.

Insgesamt wurden für diese T.A.I.-Analyse 2.500 Datensätze der EU Beihilfentransparenzdatenbank durchforstet. Berücksichtigt wurden alle Beihilfen, die bis 12. August 2021 darin veröffentlicht wurden.

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