ANA
Finanzierung der TVBs und DMOs

Noch keine Lösung in Sicht: „Rücklagen sind aufgebraucht!“

Print-Ausgabe 20. August

„Wir brauchen eine Lösung und ich hoffe, dass wir eine erarbeiten können“, so Mathias Schattleitner


 

Es geht um Absicherung der durch die Corona-Krise in Schieflage geratenen Budgets – wichtig ist in Zukunft eine Bundesländergrenzen überschreitende Zusammenarbeit

Die Finanzierung der Budgets von Tourismusverbänden (TVBs) und Destinationen ist durch die Corona-­Pandemie ordentlich ins Schleudern gekommen. Ein guter Teil stammt aus den Nächtigungstaxen bzw. -abgaben, die seit Beginn der Pandemie im März 2020 durchschnittlich um minus 66 Prozent pro Monat gegenüber dem letzten Normaljahres-Verlauf rückläufig waren (zwischen minus 10,9 Prozent im August 2020 und minus 95,6 Prozent im Februar 2021).

T.A.I. hatte im Jänner dieses Jahres unter dem Titel „DMOs brechen die Budgets weg“ das Thema bereits aufgegriffen. „Da kommt etwas auf uns zu, was die wenigsten am Schirm haben“, betonte damals Mathias Schattleitner, Geschäftsführer der Tourismusregion Schladming-Dachstein und seit Herbst 2020 Präsident des BÖTM (Bund Österreichischer Tourismus­manager).

Seither ist viel Zeit vergangen, in der der BÖTM laut Mathias Schattleitner „in Gesprächen mit dem Bund versucht hat, die Problemstellung aufzuzeigen und Lösungsansätze auszuloten“. Das Kernproblem liegt aber nicht auf Bundes-, sondern vielmehr auf Landesebene. Denn Tourismus ist in Österreich bekanntlich Landessache „und wir haben von Land zu Land unterschiedliche Finanzierungen der Tourismusregionen“, erklärt Schattleitner. „Jedes Bundesland hat sein eigenes Tourismusgesetz. Die sind sehr unterschiedlich geregelt.“ Eine einheitliche Lösung zu finden gestaltet sich damit ähnlich schwer wie die Entwirrung des Gordischen Knotens.

Laut BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner gehe es jetzt vor allem darum, „die Finanzierung der Tourismusregionen über die nächsten Jahre sicher zu stellen. Die Rücklagen sind größtenteils verbraucht, 2022 und 2023 kommen durch die schwachen Tourismusumsätze in den von der Corona-Pandemie betroffenen Jahren 2020 und 2021 bei den Tourismusabgaben bzw. Tourismusinteressentenbeiträgen – die umsatzbasiert sind – neue finanzielle Einbußen auf die Regionen zu.“ Budgetär handelt es sich dabei um Summen, die nicht einfach mit einem Sparpaket ausgeglichen werden können. Es geht dabei nicht nur um die finanziellen Mittel zur Bewerbung der anstehenden Wintersaison 2021/22, sondern vor allem auch um Bereiche wie die Produktentwicklung, das Thema Veranstaltungen und Events, den Gäste- und Vermietersupport, die breitgefächerte Digitalisierung bis hin zu neuen Projekten, wie beispielsweise dem Employer Branding. „Diese wichtigen Projekte und Stoßrichtungen brauchen das nötige Budget, damit sie weiter professionell umgesetzt werden können“, gibt BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner zu bedenken, „derzeit steht vieles auf des Messers Schneide.“

Erfreulich bezüglich länderübergreifender Zusammenarbeit sei, – unabhängig von der Finanzierungs-Thematik –, dass sich die AD10 (Allianz der 10, also die Österreich Werbung gemeinsam mit den neun Landestourismus­organisationen) den Destinationen gegenüber öffnen. In dem von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger Anfang Juli präsentierten „Comeback-Plan“ für Österreichs Tourismus nimmt diese „Kooperation zwischen Tourismus und Regionen“ einen der drei Kernpunkte ein.

Erste konkrete Schritte wurden diesbezüglich bereits gesetzt. Schattleitner: „Wir hatten sehr gute Gespräche, sehr oft auch mit (ÖW-Chefin) Lisa Weddig. Der BÖTM steht mit offenen Armen da, wenn es um mehr Kooperation geht. Wir müssen für die aktuellen Herausforderungen im Tourismus Bundesländergrenzen überschreitende Lösungen finden.“ Lisa Weddig sieht es genauso: „Unsere kommende Winterkampagne ist ein gutes Beispiel für eine breit angelegte Kooperation zwischen Destinationen, LTOs und Österreich Werbung. Nur gemeinsam können wir für die ausreichende Sichtbarkeit von Urlaub in Österreich sorgen.“

Entscheidend werde jetzt sein, „was man aus den Überschriften des Comeback-Planes macht.“ Es gehe dabei „um Formate, um die Themen besser abzudecken. Wir müssen frei denken, wo die Potentiale liegen. Und wenn man es emotionslos sieht, erkennt man, dass es viele Potentiale gibt“, so Schattleitner. Sein Credo: „Den Tourismus muss man ganzheitlich denken.“

Vorrangige Aufgabe ist es aber, einen Weg zu finden, um die Finanzierung der Tourismusverbände und der Destinationen abzusichern. Mathias Schattleitner: „Wir brauchen eine Lösung und ich hoffe, dass wir eine erarbeiten können.“ Der Zeithorizont dafür? „Noch vor dem Winter.“

Tourismus nach der Krise

Das diesjährige BÖTM Top-Seminar geht von 29. September bis 1. Oktober 2021 im Steigenberger Hotel in Krems über die Bühne und steht unter dem Motto „Tourismus in Österreich nach Corona – Krise oder Chance“. Zu diesem traditionellen Branchentreff des BÖTM-Destinationsnetzwerks werden rund 100 TourismusmanagerInnen aus ganz Österreich erwartet.

Neben Trends in der Kommunikation (Referenten sind Charles Bahr, Experte im Social Media Marketing mit der Zielgruppe Generation Z, der Körpersprache-Experte Stefan Verra und Gerald Kneidinger von der Kommunikationsberatung Kneidinger & Partner) wird es auch um konkrete Maßnahmen gehen (Sektionschefin Ulrike Rauch-­Keschmann und Martina Titlbach-Supper vom Tourismusministerium) sowie um Strategien der Österreich Werbung (ÖW), deren Geschäftsführerin Lisa Weddig zum BÖTM Top-Seminar anreisen wird.
Zukunftsweisende Innovationen werden durch die ÖW-Plattform NETA (Next Tourism Austria) ebenso vorgestellt, wie von Christian Klingler (Tirol Werbung; Sprachassistent „Assistant Tirol“) oder Julia Jakoubek (WienTourismus, smarte City Guide „ivie“).

Das BÖTM Top Seminar wird von Lisa Loferer (Geschäftsführerin Kur- und TVB Bad Gastein) sowie Christian Schirlbauer (BÖTM Generalsekretär) organisiert. www.boetm.at

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben