ANA
Standpunkt

Althasen und Unicorns

Print-Ausgabe 16. Juli 2021

Es war eine interessante Feststellung: „Niemand interessiert sich heute mehr für die Vergangenheit der Branche.“ Getroffen wurde sie vor kurzem in einem T.A.I.-Interview und es war beileibe nicht das erste Mal.

Wie wahr: Wer – aufler Althasen der Branche – kennt heute noch eine Touropa Austria und weifl welch hohen Stellenwert sie im Österreich Outgoing seinerzeit hatte? Wem sagt der Name Ernst Skardarasy etwas, der nicht nur mit seinem Zürser­hof Hotelgeschichte schrieb, sondern als Langzeitpräsident der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) mit den von ihm initiierten Winterseminaren am Arlberg die Tradition des ÖHV-Kongresses begründete und mit der Spitzenpolitik bis hinauf zu Bundeskanzler Kreisky auf Du und Du war? Was fällt den heutigen AkteurInnen zu Harald Langer-Hansel ein, dem Begründer und späteren Geschäftsführer der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung (ÖFVW), also der heutigen ÖW?

Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Die Antworten fielen in den meisten Fällen gleich aus: „Nichts.“

Um nicht falsch verstanden zu werden: Hier geht’s nicht um Pathos und Ahnenbeschwörung. Sondern schlicht um die Erkenntnis, dass die Vergangenheit das Fundament für die Zukunft bildet.

Entscheidend ist trotz allem die Gegenwart. Das Jetzt und Hier. Denn jetzt erfolgen jene Weichenstellungen, die über Erfolg oder Misserfolg künftiger Jahre und Dekaden entscheiden. Da mag es vielen unerheblich erscheinen, wer wann was wie initiiert hat, oder welchen Stellenwert einst längst verschwundene Markt-Player hatten. Ist es aber nicht.

Auch wenn Digitalisierung, Unicorns und Klimawandel neben vielen anderen Herausforderungen das aktuelle Geschehen dominieren: Ohne Kenntnis der Fundamente ist das Risiko grofl, die Zukunft nur auf Sand zu bauen. „Erst wenn ich weifl, woher ich komme, weifl ich auch, wohin ich gehe“, lautet ein oft verwendetes und Punkt genau zutreffendes Zitat zu diesem Thema.

Welche Schlüsse sind aus all dem zu ziehen? Zunächst, dass alles schon einmal da war, nur halt in anderen Mäntelchen. Ebenso, dass sich Dinge laufend verändern, ob man will oder nicht. Sowie dass jede Zeit Antworten auf jene Herausforderungen gefunden hat und auch weiterhin findet, die aus der Gegenwarts-Perspektive nahezu unüberwindlich erscheinen.

Gestatten wir uns deshalb dann und wann einen kleinen Ausflug in das Gestern. Es lässt meist das Heute als erheblich leichter bewältigbare Hürde erscheinen und gibt vor allem eines: Zuversicht für das Morgen und die notwendige Gelassenheit, die Zukunft aktiv mitgestalten zu können. Die Sommermonate sollten ausreichend Gelegenheit dazu bieten, meint

Lupo

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