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Standpunkt

Bekannte Unbekannte

Print-Ausgabe 16. April 2021

Kein Thema erfreute sich seit Beginn der Corona-Pandemie in Österreichs Tourismus derart vieler positiver Schlagzeilen wie die am Dienstag dieser Woche erfolgte Bestellung von Lisa Weddig zur Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW) und Nachfolgerin der seit 15 Jahren an deren Spitze stehenden Petra Stolba. Die Inthronisierung neuer ÖW-Chefs ist ein seltenes Ereignis: Erst achtmal war es zuvor in der 66-jährigen Geschichte dieser Organisation soweit. Das letzte Mal im September 2006, als Petra Stolba zur Nachfolgerin von ArthurOberascher ernannt wurde. Als erste Frau in der Geschichte der ÖW. Sorry, das galt damals in einer männerdominierten Welt noch fast als Frevel. Es war nicht der einzige: Der Geschäftsführerin der Bundessparte Tourismus, als die Stolba zu der Zeit fungierte, wurde durch die Spekulationen, ein „Politgünstling“ zu sein, vorsorglich der Boden unter den Füen weggezogen, bevor sie überhaupt den neuen Job angetreten konnte.

Petra Stolba hat all diese Voreingenommenheiten Lügen gestraft. Es steht längst auer Zweifel, dass sie eine der erfolgreichsten und stärksten ÖW-Chefs war. Zu stark offenbar, so dass sie rasch erkannte, keine Chance auf Verlängerung zu haben, als es um die alle fünf Jahre statutengemä notwendige Neuausschreibung ging. So verzichtete Petra Stolba auf die neuerliche Bewerbung. Das zeugt von Realitätssinn und von Gröe. Hut ab. 

Jetzt kommt Lisa Weddig. In Österreichs Touristik ist sie bestens bekannt. Fünf Jahre hindurch stand sie an der Spitze des damals hierzulande gröten Reiseunternehmens, TUI Österreich. Entsandt worden war sie von der TUI-Zentrale, um die dort beschlossene Verlagerung entscheidender Kernbereiche weg von Wien hin nach Hannover zu exekutieren. Es kam anders, wie auf Seite 20 dieser T.A.I. nachzulesen ist. Lisa Weddig bewies damit, – nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in ihrer Karriere –, dass sie nicht als Erfüllungsgehilfin agiert, sondern als kompetente Entscheidungsträgerin. Als solche setzte sie sich jetzt gegen die über 30 MitbewerberInnen um den ÖW-Chefposten aus dem In- und Ausland durch. Ihre Bestellung erfolgte einstimmig.

Für den Österreich-Tourismus, also all dem, was nicht das Outgoing betrifft, ist Lisa Weddig hingegen eine Unbekannte. Noch. Lisa who? Das wird sich bald ändern. Denn bereits während der nahezu eineinhalb Jahrzehnte in der World of TUI hat sie bewiesen, dass sie selbst Feuerwehraktionen nicht scheut und diese mit Bravour lösen kann. So etwa, als Lisa Weddig ein Jahr hindurch die Sanierung der TUI-Erwerbung PEAK Adventure im australischen Melbourne verantwortete. 

Veränderungen sind gut. Auch an der ÖW-Spitze. Um Petra Stolba brauchen wir uns alle keine Sorgen zu machen. Sie wird ihren künftigen Weg finden. Dasselbe gilt für Lisa Weddig, die nicht auf Vorschusslorbeeren angewiesen ist, wie sie bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat. Längst ist der gebürtigen Deutschen Österreich zur zweiten Heimat geworden, freut sich auf ihr Ziel, „Österreich einen der schnellsten Restarts der Branche“ zu ermöglichen und alles, was danach kommt, der

Lupo

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