KI in der Kreuzfahrtbranche

Was mit „ZOE“ begann, kommt zügig voran! Aber nicht ohne Hürden

Print-Ausgabe 19. September 2025

Sprachassistent „ZOE“ beantwortet Fragen zum Leben an Bord der MSC-Schiffe und hilft bei der Organisation von Aktivitäten (Foto: © MSC Cruises)

Weltweit setzten Kreuzfahrtreedereien KI immer häufiger ein, allerdings nicht ohne die durch sie entstehenden Herausforderungen zu berücksichtigen

Es sorgte für Furore, als MSC Cruises im Frühjahr 2019 bei der Taufe der MSC Bellissima den weltweit ersten „Personal Cruise Assistant“ mit dem Namen „ZOE“ präsentierte. Seither wurden alle weiteren MSC-Neubauten mit dem auf KI (Künstliche Intelligenz) basierenden Sprachassistenten ausgestattet, so auch die heuer getaufte MSC World America. „ZOE“ ist in jeder Kabine kostenlos verfügbar, kann in sieben Sprachen kommunizieren, beantwortet als Teil des „MSC for Me“-Systems Fragen zum Bordleben und hilft bei der Organisation von Aktivitäten. Insgesamt markierte das Jahr vor der Pandemie, also 2019, eines: den Beginn des verstärkten Einsatzes von KI in der Kreuzfahrtbranche.

Der Fokus liegt seither auf personalisierten digitalen Assistenten und kundenfreundlichen Automatisierungen. Sie sollen das Reiseerlebnis erleichtern und moderner gestalten. So nutzt MSC Cruises die KI, um Daten aus dem Passagierverhalten zu sammeln und personalisierte Empfehlungen für Restaurants, Bars oder Aktivitäten an Bord zu geben. Die Carnival Corporation wiederum setzt KI ein, um das Kundenerlebnis zu verbessern und die betriebliche Effizienz zu steigern, etwa zur Hebung der Umsatzgenerierung pro Kabine (Net Yields). Die Umsetzung dieser KI-Initiativen ist Teil der „SEA Change“-Strategie von Carnival.

Ähnlich verhält es sich bei anderen Reedereien. Royal Caribbean etwa hat KI-Technologien auf ihren „Smart Ships“ implementiert, um Gästen nahtlose Erfahrungen zu bieten. Dies umfasst Funktionen wie die KI-gestützte Gesichtserkennung, die das Ein- und Aussteigen beschleunigt, sowie interaktive Reiseplaner, die auf den individuellen Vorlieben der Gäste basieren.

TUI Cruises setzt KI u. a. in der Brückentechnik ein: Neue Schiffe wie die Mein Schiff Relax, sind mit KI-Systemen ausgestattet, um die Navigation zu verbessern, den Kraftstoffverbrauch zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Ebenso wird der Einsatz von KI-gestützten Systemen im Kundenservice und bei der Buchung weiter ausgebaut.

Oceania Cruises hat Mitte Mai vorigen Jahres das „Oceania Insider Connect“ eingeführt, mit dem Reiseberater:innen bei Verkaufs- und Marketingaktivitäten unterstützt werden, u. a. durch KI-gestützte Social-Media-Inhalte. Norwegian Cruise Line und Regent Seven Seas Cruises setzten dieses Service als „NCL Connect“ und „Regent Connect“ ein.

Alle großen Reedereien, einschließlich AIDA und NCL, investieren in entsprechende Systeme, um die Effizienz bei der dynamischen Preisgestaltung oder bei der Analyse großer Datenmengen zur Nachfrageprognose zu steigern. Die KI-Technologie wird dabei nicht nur für das Marketing genutzt, sondern auch, um die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Schiffe zu verbessern, beispielsweise durch prädiktive Wartung (Zustand von Maschinen und Anlagen wird kontinuierlich überwacht, um den optimalen Zeitpunkt für Wartungsarbeiten vorauszusagen).

Dies geschieht alles, ohne dass sich die Reedereien den Hauptkritikpunkten und Herausforderungen verschießen. Diese bestehen u. a. in hohen Kosten und Rentabilität (der Return on Investment/ROI wird oft erst mittelfristig sichtbar), in der Verarbeitung großer Mengen sensibler Gästedaten (dies bringt erhebliche Risiken für die Datensicherheit mit sich) sowie der Sorge, dass eine zu starke Automatisierung den menschlichen Kontakt und Service reduziert. Generell steht die Kreuzfahrtbranche KI aber nicht ablehnend gegenüber.

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