Print-Ausgabe 19. September 2025
Markus Gratzer und Georg Imlauer begrüßen die Offenheit gegenüber dem Einsatz von KI – Qualität und Tempo dürfen jedoch kein Widerspruch sein (Fotos: © Bernhard Raab, WKS/Neumayr)
Ende 2026 soll der Anteil der KI-nutzenden Hotels auf deutlich über 60 % steigen – der Einsatzbereich ist extrem breit – Qualität und Tempo sind dabei kein Widerspruch
Österreichs Hotellerie liegt bezüglich der Nutzung von KI (Künstliche Intelligenz) über dem europäischen Durchschnitt. So nutzen aktuell rund 49 % Hotelbetriebe in Österreich aktiv KI-Anwendungen, während der europäische Durchschnitt laut einer im Frühjahr 2025 durchgeführten Studie bei etwa 41 % liegt (befragt wurden 1.500 Hotels in sechs Ländern, darunter 247 österreichische Betriebe). Zwar hat sich gegenüber einer ebenfalls von der Hochschule Wallis durchgeführten Umfrage aus 2023 der Abstand etwas verringert (damals wurden 1.115 Hotels in Österreich, Deutschland, Griechenland, Frankreich und der Schweiz befragt), doch der Hotel-Anteil der KI-Nutzung ist hierzulande immer noch hoch.
Besonders weit verbreitet sind Tools für Texterstellung (z. B. ChatGPT), für Gästebewertungsanalysen, für automatisierte Antwortsysteme oder Revenue-Management (z. B. die Revenue Management Software von RateBoard). Österreichs Vorsprung bei der KI-Nutzung in der Hotellerie erklärt sich durch eine innovationsfreundliche Politik. So setzt das Land konsequent auf Investitionen, digitale Infrastruktur und Förderprojekte speziell für Hotellerie und Tourismus (etwa „KMU.DIGITAL im Tourismus“, eine Kooperation zwischen Wirtschaftsministerium und WKÖ/Wirtschaftskammer Österreich). Die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) setzt auf Know-how-Transfer, Schulungen und Austausch unter Betrieben, der Fachverband Hotellerie in der WKÖ wiederum hat aktuell eine Website über Chancen, Anwendungen und Praxisbeispiele der KI eingerichtet.
Dazu kommt die Digitalisierungsstrategie großer Betriebe: Vor allem Ketten(etwa Hilton und Marriott, die KI für die dynamische Preisgestaltung, Zimmerzuweisung und Kundenbindung einsetzen) und Qualitätshotels – allen voran das 4-Sterne-Superior-Hotel Puradies Naturresort, das auf 5-Sterne-Niveau befindliche Naturhotel Forsthofgut in Leogang, das 4-Sterne-Aparthotel Adler Resort in Saalbach Hinterglemm und das 4-Sterne-Superior AVIVA make Friends im Mühlviertel – haben KI früh in mehreren zentralen Bereichen wie prädiktiver Analytik, Bewertungsanalyse, Revenue- und HR-Management eingesetzt. Auch die Erfahrungen aus der Online-Buchungspionierzeit (sie wird „Tiscover-Ära“ genannt und dauerte bis ca. 2010) haben die Branche für neue digitale Aufgaben sensibilisiert und technikaffin gemacht.
Trotz der positiven Stimmung bleiben die Einstiegshürden hoch. In Österreich nennen die Betriebe als größte Hemmnisse den Mangel an bezahlbaren, sofort einsetzbaren Lösungen (42 %), vor Unwissen über verfügbare Tools (41 %), Integrationsschwierigkeiten in bestehende Systeme (40 %) sowie Sicherheits- und Datenschutzbedenken (37 %).
„Die meisten Hotels wollen KI einsetzen – sie wissen nur nicht, womit sie anfangen sollen“, sagt der Fachverbandsobmann Hotellerie Georg Imlauer. Ziel sei es, dass Hoteliers ihre aktuelle betriebliche Situation in den Bereichen Administration, Personalplanung, Finanzen, Revenue Management sowie Reputationsmanagement (Bewertungsplattformen) systematisch analysieren und priorisieren. „Diese Herausforderungen gilt es nun klar zu definieren und gezielt mit Unterstützung geeigneter KI-Lösungen und entsprechender Anbieter am Markt anzugehen“, so Georg Imlauer. Die nächste Stufe der Digitalisierung benötigt laut Imlauer nicht nur Technik, sondern auch strategische Begleitung: „Wir brauchen keine Hologramm-Rezeptionist:innen. Was wir brauchen, sind Systeme, die Buchungen intelligent steuern, Dienstpläne mitdenken und Gästeerlebnisse personalisieren – ohne dabei Komplexität oder Bürokratie zu erzeugen.“
Für ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer „krempelt die KI Buchung Gästekommunikation komplett um“. Qualität und Tempo dürfen hier kein Widerspruch sein. Wobei Markus Gratzer eines betont: „KI ist das zentrale Thema, doch im Mittelpunkt steht der Mensch.“
Der Rechtsanwalt Marc Maisch (Kompetenzpartner der DEHOGA/Deutscher Hotel- und Gaststättenverband in Bayern) hat als Einsatzmöglichkeiten von KI in der Hotellerie neben den eingangs genannten Beispielen vor allem Systeme genannt, die Betriebe effizienter gestalten, Gästezufriedenheit steigern und das Personal gezielt entlasten. Neben Chatbots und virtuellen Assistenten, die rund um die Uhr Gästeanfragen beantworten, Reservierungen entgegennehmen und einfache Serviceanfragen bearbeiten können, sind dies personalisierte Gästeerlebnisse, KI für Buchungs- und Preismanagement, für das Energiemanagement und „Predictive Maintenance“ (in diesem Fall kann KI potenzielle Probleme vorhersagen, bevor sie auftreten).
Auch eine Liste mit 10 interessanten KI-Tools für Hotels hat Marc Maisch erstellt. Sie umfasst „MARA“ (KI-Lösung, die Hotels hilft, innerhalb von Sekunden auf Gästebewertungen zu reagieren), „CodeDesignAI“ (diese Plattform revolutioniert die Websitegestaltung für Hotels durch den Einsatz künstlicher Intelligenz), „Asksuite“ (ein KI-gesteuerter Chatbot und Buchungsassistent, der direkte Reservierungen und Gästekommunikation verbessert), „DialogShift“ (ein KI-Betriebssystem speziell für die Hotellerie, das sich in bestehende Buchungssysteme integriert und den gesamten Buchungsprozess automatisiert), „Zapier“ (ein vielseitiges Prozessautomatisierungs-Workflow-Tool, das es Teams ermöglicht, Apps und Dienste, einschließlich KI-Tools, zu verbinden), „ChatGPT“ (die neueste Version verarbeitet nicht nur Text, sondern auch Bilder, Audio und Video), „HiJiffy“ (KI-gesteuerter virtueller Concierge, der die Gästekommunikation verbessert); „Visito“ (KI-gesteuerte Plattform zur Optimierung der Gästekommunikation), „HeyGen“ (KI-Video-Generator, der es Hotels ermöglicht, professionelle Videos ohne Kamera oder Crew zu erstellen) und „ElevenLabs“ (fortschrittlicher KI-Sprachgenerator für die Erstellung hochwertiger Sprachausgaben in verschiedenen Stimmen und Sprachen).
Bei all dem kann davon ausgegangen werden, dass die KI-Entwicklung in Österreichs Hotellerie innovativ bleibt und weiterwächst. Als Schlüsselbereiche gelten dabei Automatisierung, Servicepersonalisierung, digitale Effizienz und umfassende Qualifizierungsmaßnahmen. Die Geschwindigkeit der Umsetzung hängt allerdings besonders davon ab, wie zielgerichtet und niedrigschwellig KI für alle Betriebe verfügbar gemacht wird.
Raum nach oben gibt es jedenfalls: Rund 18 % der österreichischen Hotels haben KI erst im letzten Jahr eingeführt und weitere 16 % planen, sie in naher Zukunft einzusetzen. Damit ist mit einer signifikanten Zunahme der KI-Anwendungen in den kommenden Monaten zu rechnen. Bis Ende 2026 dürfte der Anteil der KI-nutzenden Hotels in Österreich auf über 60 % steigen. Das Land bleibt damit Vorreiter in Europa bei der KI-Integration im Hotelsektor.
Erstellt am: 19. September 2025
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