ANA
Standpunkt

Beeindruckendes

Print-Ausgabe 14. April 2023

Der Winter 2022/23 ist gelaufen. Ostern markierte den letzten Höhepunkt. Wie die kalte Jahreszeit abgeschlossen hat – zumindest von den Ankünften und Übernachtungen – wird erst in rund zwei Monaten feststehen. Das Burgenland ist da schon weiter. Stichwort: Digitales Gästeblatt. Daten auf Knopfdruck, tagesaktuell. Geht es nach den Plänen von Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, soll das digitale Meldewesen bundesweit bis Jahresende auf Schiene gebracht werden.

Bis es soweit und dann auch umgesetzt ist, wird es also noch dauern. Vorerst helfen nur kryptische Aussagen wie „die Buchungslage in den Skigebieten ist auch jetzt zu Ostern besser als gedacht.“ Mehr als in den Rekordsaisonen vor der Pandemie wird’s aber nur in Ausnahmefällen gewesen sein.

Wobei aber eines feststeht, egal wie man es auch dreht und wendet: Die große Wertschöpfung im Österreich-Tourismus wird im Winter erwirtschaftet und das konkret in den Monaten Jänner bis März. So sind alleine die Umsätze der Beherbergung und Gastronomie in diesem Zeitraum um ein sattes Sechstel (!) höher, als in den Hochsommermonaten Juli bis September (von den Pandemie-Jahren einmal abgesehen).

Dies führt zum nächsten Thema. Jenes der Seilbahnen. Die sind gegenwärtig in eine Rolle gedrängt, welche den Kreuzfahrtschiffen in der Touristik entspricht. Umweltsünder schlechthin. Weiße Bänder zwischen olivgrünen Wiesen. Strom- und Wasservernichter. Die alltägliche Berichterstattung in den Medien sowie permanente Shitstorms auf Facebook & Co. sprechen Bände.

T.A.I. hat sich deshalb die Mühe gemacht, die tatsächliche Rolle der Seilbahnen zu recherchieren. Die Ergebnisse überraschen. So beträgt die gesamte von Österreichs Bergbahnen für Skigäste zur Verfügung gestellte Pistenfläche mit 23.700 ha nur einen Bruchteil der alpinen Landschaften (0,043 %). Seit 2003 ist dieses Pistenangebot nur um 3 % gewachsen. Die 23.700 ha sind erheblich kleiner (ein Vierzehntel) als das Waldwachstum seit den späten 1960er-Jahren.

Über den Stromverbrauch der Bergbahnen ist schon viel geschrieben worden. Um alle 70 % der beschneibaren Pisten im Winter durchgehend mit technischem Schnee zu versorgen, reichten 0,76 % des gesamten österreichischen Stromverbrauches – ein Bruchteil der Wertschöpfung, die damit in Summe erzielt wird.

Komplett stutzig macht der Vergleich mit der Schweiz: Die ist von der Staatsfläche nur halb so groß, hat aber mit 22.500 ha fast dieselbe Pistenfläche. Und mit 500 Seilbahnunternehmen nahezu dieselbe Anzahl wie Österreich (550) sowie in etwa gleich viele Lifte (2.433 in der Schweiz, 2.623 in Österreich). Dafür bringt es die Eidgenossenschaft auf nur die Hälfte (!) der Skier-Days bzw. Ersteintritte. Auch die damit erzielten Umsätze (Österreich 1,4 Mrd. Euro, Schweiz 0,59 Mrd.) klaffen weit auseinander.

Österreichs Seilbahnen können also bei geringerer Belastung der Natur (doppelt so große Staats- und Alpinfläche bei gleich großem Pistenangebot) mehr als das Doppelte an Wirtschaftskraft erzielen, wie jene in der Schweiz. Das verdient Beachtung. Und ist noch nirgendwo publiziert worden. Auch nicht, dass die Schweiz bei der technischen Beschneiung ihrer Pisten mit 54 % weit hinterherhinkt (Österreich kommt auf 70 %, Südtirol auf 90 %).

Wenn also in der kommenden Woche in Innsbruck die diesjährige Seilbahntagung über die Bühne geht, können die Akteure dieses Wirtschaftszweiges durchaus stolz auf das von ihnen Geleistete sein. Dasselbe sollte dann auch folgen, wenn das Köpfe- und Nächtezählen des zu Ende gehenden Winters abgeschlossen ist. Österreich braucht den Wintertourismus, wie kein anderes Land der Erde. Er leistet Beeindruckendes, ohne der Natur wirklich zur Last zu fallen, erlaubt sich nach eingehender Beschäftigung mit dem Thema erfreut festzustellen der

Lupo

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:

Seilbahnen-Vergleich Österreich - Schweiz: Gleiches Pistenangebot, doppelt so viele Ersteintritte! >>>

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