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Standpunkt

Grund zur Freude

Print-Ausgabe 16. März 2023

Es war ein denkwürdiger Abend, hatte aber mit Tourismus nicht viel zu tun. Mit der Ausnahme vielleicht, dass der Vortragende, um den es sich handelte, Alt-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, einst das Wirtschaftsressort leitete und damit auch für Österreichs wichtigsten Wirtschaftszweig verantwortlich zeichnete.

Denkwürdig war Schüssels Vortrag in mehrfacher Hinsicht: Der heute 77-Jährige ist weltpolitisch weiterhin bestens vernetzt und sparte an dem Abend von China bis Russland, von Nahost bis in die USA kein noch so heikles Thema aus, weder innen- noch außenpolitisch.

Zwei Aussagen elektrisierten: Hatte US-Präsident John F. Kennedy bei der Kuba-Krise 1962 zwischen deren Losbrechen und finaler Entscheidung noch 13 Tage Zeit, so standen George W. Bush bei 9/11 nur noch 13 Stunden zur Verfügung. Heute, so schätzt Schüssel, wären es wahrscheinlich nur noch 13 Minuten.
Das zweite bei allen Zuhörer:innen haften gebliebene Statement des Abends betraf die Fülle an Negativmeldungen, mit denen wir alle tagtäglich konfrontiert sind. Laut einer Analyse von Qualitätsmedien herrschte vor 20 Jahren noch ein Verhältnis von 1:2 zwischen positiven und negativen Meldungen. Einer erfreulichen Info standen also zwei mit gegenteiligem Inhalt gegenüber. Heute, so Wolfgang Schüssel, liegt die Relation bei 1:5. Auf eine positive kommen fünf negative Meldungen.

Dies ist wohl einer der Gründe, weshalb viele Zeitgenossen mit gesenktem Blick durch die Lande ziehen. Es gibt, so der vorherrschende Eindruck, nur wenig Erfreuliches. Social Media und Fake News tun ihr übriges.
Die Realität sieht aber anders aus. Positiv nämlich. Auch im Tourismus. Die jüngsten Beispiele dafür lieferten die erstmals seit 2019 wieder live abgehaltene ITB Berlin 2023 und die dieser Tage erstmals seit Jänner 2020 – damals noch im Paarlauf mit der Automesse – abgehaltene Ferien-Messe Wien. Die erste Hälfte von Österreichs Tourismus-Wintersaison 2022/23 knüpft bereits wieder an das Vor-Pandemie-Niveau des Rekordjahres 2019 an, die Einnahmen 2022 erreichten (ohne Berücksichtigung der Inflation, aber auch ohne Gäste aus China) ein Rekordniveau, Austrian Airlines glänzt mit einem (wenn auch kleinen) Gewinn und Reiseveranstalter sowie Reisebüros verbuchten einen Jahresstart wie im Bilder­buch. Selbst die Incomer – jahrelang als Auslaufmodell angesehen – werden wieder hofiert.

Die Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden. Doch nicht auf ihre Vollständigkeit kommt‘s an, sondern darauf, dass wir uns nicht vom negativen „Brain Wash“ beeinflussen lassen sollen. Erfolge – kleine wie große – gibt es zur Genüge und Grund zur Freude allemal! Selbst wenn‘s einmal nicht so gut laufen sollte: „Immer wieder geht die Sonne auf“, sang einst Udo Jürgens. In diesem Sinne wünscht allen trotz 1:5 Relation kräftigen Sonnenschein der

Lupo

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