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Hühner-Zählen

Print-Ausgabe 17. Februar 2023

Die Touristikwelt steht Kopf. Seit Jahresbeginn Rekordumsätze, wohin man blickt. Dabei sah das Bild im November noch komplett anders aus. Verglichen mit dem letzten Vor-Pandemiejahr wurde im Schnitt nicht einmal die Hälfte des Vorkrisen-Umsatzes erwirtschaftet. Ein Knieschlottern ergriff die Branche bei der Vorstellung an den Gedanken, dass es so weiter geht. Der Winter verhieß nichts Gutes.

Jetzt ist alles anders. Nachholeffekte, argumentieren die einen. Die Menschen wollen wieder Reisen, meinen die anderen. Doch so richtig wohl ist kaum jemandem bei diesen Begründungen angesichts des in der Tat unerwarteten Booms. Was ist da wirklich los, trotz zweistelliger Inflation, steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreis-Explosion? Noch dazu bei – endlich wieder – nach oben weisenden Reise- und Ticketpreisen, die der Wertigkeit des Produktes besser entsprechen, als die unsägliche Maxime des billig, billiger am billigsten. Was ist da also wirklich los?

Bei der Suche nach Erklärungen fiel der Blick auf die einst oft getätigte Aussage „ein schlechtes Auto-Jahr ist gut für die Touristik, ein gutes Auto-Jahr schlecht.“ Es zielte auf die Autoverkäufe ab. Waren sie hoch, hatte die Reisebranche daran zu kiefeln. Die Ersparnisse und Rücklagen der Konsument:innen flossen in Richtung Anschaffung neuer PKW. Zogen sich diese hin, gab es mehr verfügbares Einkommen fürs Reisen.

So wie es aussieht, liegen die Neuzulassungen derzeit im Keller. In Österreich etwa sanken sie 2022 auf das tiefste Niveau seit 43 Jahren. Es ist der dritte massive Rückgang in Folge. Nicht nur hierzulande. EU-weit wurden 2022 so wenig Neuwagen verkauft wie seit 1993 nicht mehr.

2023 startete hierzulande zwar mit einem kräftigen Plus an Auto­Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahres-Jänner, doch selbst dieser Wert liegt noch immer um –25,4 % unter jenem vom ersten Monat 2019. Da kommt schon ein dreistelliger Millionen-Betrag an Nicht-Ausgaben zusammen. Alleine im Jänner. Wenn es also tatsächlich eine Korrelation zwischen Autoverkäufen und Touristikbuchungen gibt, wäre das zumindest eine plausible Erklärung für den – Hand aufs Herz – unerwarteten Buchungsboom.

Die weiteren Aussichten bei den PKW-Neuzulassungen sind Expert:innen zufolge jedenfalls trüb. Zu groß ist die Unsicherheit aufgrund des von der Politik anvisierten Endes der Verbrennungsmotoren. Viele trauen dem E-Auto nicht, zu viele Fragzeichen stehen über der Ladeinfrastruktur. Da fährt man lieber mit dem alten weiter.

Ob der Touristik-Boom anhält, steht in den Sternen. Wie heißt es so schön bei den Engländern? „Don‘t count your chickens before they‘re hatched“, also frei nach dem Motto „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.“ Warten wir also ab. Was anderes bleibt ohnehin nicht übrig, zu sehr wurden in den letzten Jahren selbst plausibelste Vorhersagen genarrt. Der Planungshorizont wiederum ist auf ein Minimum geschrumpft. Genießen wir also – Autoverkäufe hin, Reisebuchungen her – das derzeitige Hoch. Es kann sich alles wieder schnell drehen, weiß aus Erfahrungen der zurückliegenden drei Jahre nicht alleine der

Lupo

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