ANA
Standpunkt

Denkwürdiger Neujahrsempfang

Print-Ausgabe 20. Jänner 2023

Es war ein denkwürdiger Abend, Anfang dieser Woche im Hotel Sacher in Wien. Dies hat weniger mit dem Anlass zu tun – der Neujahrsempfang der Bundessparte Tourismus in der WKO hat Tradition – sondern vor allem mit dem Optimismus, der dabei vorherrschte. „Die Branche ist schneller, als viele erwartet haben, auf die Erfolgsspur zurückgekommen“, betonte Spartenobmann Robert Seeber in seinen Eingangsworten. Und: „Die Rückmeldungen der Branche über die Entwicklung im Vorjahr und die Ausblicke auf heuer sind sehr positiv.“

David Pfarrhofer vom MarketInstitut belegte diese Aussagen mit den Ergebnissen der ebenfalls bereits seit Jahren getätigten Umfrage. Ums kurz zu machen: Die Urlaubspläne der Endverbraucher:innen für den laufenden Winter liefern mit 46 % den besten jemals gemessenen Wert (der bislang höchste stammt aus 2017/2018 mit 35 %) und auch die Betriebe sind trotz aller Herausforderungen zuversichtlich. „Was macht sie so optimistisch“, stellte David Pfarrhofer die rhetorische Frage in den Raum, um gleich selbst die Antwort zu geben: „Vor allem die vielen treuen Kund:innen.“

Die Rahmenbedingungen sind nämlich für alle unerfreulich. Stichwort: Teuerung, Energiepreise sowie Arbeitskräftemangel. Wie sehr sich all dies auf die Betriebe auswirkt, verdeutlichte Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung. Diese hat zusammen mit der ÖHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) die Hotellerie einem Stresstest unterzogen. 2022 ist sich demnach knapp ausgegangen, doch 2023 würden – ohne Energiekostenzuschuss 2 – viele Betriebe ins Minus rutschen. Inklusive besagtem Zuschuss bleiben die Ergebnisse zwar negativ, aber „nur“ mit -1 % (anstatt mit –3 %). Und 2024 ergeben sich laut Stresstest +/-0 %. Reisenzahn: „Die Energiepreise werden zwar leicht sinken, aber langfristig hoch bleiben.“

Auch für den Obmann im WKÖ-Fachverband Hotellerie, Johann Spreitzhofer, sind „die Herausforderungen nach wie vor gegeben. Aber: „73 % der Betriebe blicken mit Zuversicht in die Zukunft. Das stimmt uns positiv. Sie sind es gewohnt, Leidensdruck zu haben.“ Die Gäste seien zwar preissensibler, buchen kurzfristiger und legen Wert auf großzügigere Stornobedingungen, „aber der Optimismus ist da. Er ist der größte und beste Treiber für die Zukunft.“

Dem konnte ÖHT-Chef Matthias Matzer voll und ganz zustimmen, dem zufolge die Branche Investitions-technisch zwar „noch nicht ganz auf Vorkrisen-Niveau ist“, mit rund 600 Mio. Euro Invest-Volumen 2022 aber gut unterwegs war. Tirol habe Salzburg wieder als Investitions-Hochburg im Tourismus den 1. Platz abgenommen, was laut Matzer „ein gewohntes Bild“ darstellt.

Großes Thema der ÖHT ist die Nachhaltigkeit, wo eine Arbeitsgruppe den Status der Branche erhob. Matzer ist überzeugt, den „Megatrend zu schaffen.“ Die Europäische Investitionsbank wurde dabei als Partner mit ins Boot geholt. Und noch etwas: Die Verlängerung der ausgelaufenen TOP Tourismus Förderung bis 31. März 2023 steht, Anträge können weiter eingereicht werden „und wir können weiter fördern“, bedankte sich Matthias Matzer bei Sektionschefin Uli Rauch-Keschmann, der diese Verlängerung zu verdanken ist.

„Good News“ also, oder doch nur Zweckoptimismus? Robert Seeber fasste es in seinen Schlussworten so zusammen: „Die Aussichten für Österreichs Tourismus sind positiv, aber solange die Energiekosten auf so hohem Niveau sind, brauchen wir Hilfen.“ Die Sparte Tourismus werde alles tun, um „eine rasche und unbürokratische Abwicklung beim Energiekostenzuschuss 2“ zu ermöglichen. Und: „Wir nehmen alles, was unserer Branche hilft.“

Mit Jammern, so Johann Spreitzhofer in seiner Wortmeldung, habe jedenfalls „noch niemand Gäste gewonnen“. Ein denkwürdiger Abend also, der Neujahrsempfang der Bundessparte Tourismus. Freuen wir uns über den dort gezeigten Optimismus und gehen wir die anstehenden Herausforderungen an, empfiehlt

Lupo

Ähnliche Artikel

Standpunkt

Eintrag ins fiktive Logbuch

16. Dezember 2022 | Standpunkt
Standpunkt

Nachfolge-Suche

18. November 2022 | Standpunkt
Standpunkt

Wie im Kindergarten

14. Oktober 2022 | Standpunkt

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben