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Frauen im Tourismus

Von der Ausnahme zur gelebten Realität! Erfrischende Präsenz von Frauen in Spitzenposition

T.A.I. 24 Top News

Es ist noch keine zwei Jahrzehnte her, da waren selbst in Österreich Frauen in Spitzenposition des Tourismus noch die absolute Ausnahme. Wenn sie überhaupt derartige Funktionen einnahmen. 2022 sieht das Bild erfreulich anders aus, wie T.A.I. feststellen kann.

Erste zarte Ansätze vor 20 Jahren

Blenden wir kurz zurück. März 2002. Da war Tourismus auf Bundesebene noch ein Nebenthema. Er resortierte im Wirtschaftsministerium (Minister war Martin Bartenstein), hatte aber mit Mares Rossmann zumindest eine eigene Staatssekretärin und ab 2002 mit Elisabeth Udolf Strobl eine Sektionschefin, die allerdings auch für Bereiche wie historische Objekte verantwortlich zeichnete. Eine reine Tourismussektion gab es nicht.

Das war’s dann schon auf Bundesebene. Elisabeth Gürtler (Sacher Hotels) war als Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bereits Geschichte (1995 bis 2000). Als Chef der Österreich Werbung hielt Arthur Oberascher die Zügel in seinen Händen und der ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) befand sich mit Präsident Günter Arlow unmittelbar vor einer Zerreißprobe. Deren Wogen konnten erst im Oktober 2002 geglättet werden: Mit der Wahl von Annemarie Richard als dessen Nachfolgerin. Der Rest war Männer-Domäne.

Starke Ladies …

Seither hat sich das Bild massiv gewandelt. Mit Elisabeth Köstinger gibt es eine eigene Tourismusministerin und ihr BMLRT (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) trägt diesen Wirtschaftszweig stolz in seiner Bezeichnung. Ulrike Rauch-Keschmann ist Sektionschefin für Tourismus.

Im BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) unter Leitung von Ministerin Leonore Gewessler steht seit Jahresbeginn 2022 mit Vera Hofbauer eine Frau an der Spitze der Verkehrssektion. Es ist die größte Sektion im BMK.

… auch auf Schiene und in der Luft

Vera Hofbauer folgte auf Judith Engel, die mit Jahreswechsel als Vorständin in die ÖBB-Infrastruktur wechselte. Stichwort Bahn: Auch die ÖBB-Personenverkehr AG hat seit wenigen Tagen eine weibliche CEO: Sabine Stock. Dasselbe trifft auf Austrian Airlines zu, die Anfang März 2022 mit Anette Mann erstmals eine Frau als CEO erhielt. Auch den Aufsichtsrat-Vorsitz von Österreichs National- bzw. Flagg Carrier hält eine Dame: Christina Foerster, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Lufthansa AG.

Der Flughafen Salzburg hat mit Bettina Ganghofer eine starke Chefin und das BAR Austria (Board of Airline Representatives) mit Sonja Buocz-Lamatsch eine erfolgreiche Präsidentin. Sie ist zudem Vice President Central & Eastern Europe bei AVIAREPS.

Tourismussprecherinnen und -landesrätin

Noch einmal zur Politik: Bei drei der fünf im Nationalrat vertretenen Parteien sorgen Tourismussprecherinnen für eine starke Stimme (zuletzt bei der Sitzung des Tourismusausschusses Mitte Februar): Barbara Neßler bei der Regierungspartei Grüne, Melanie Erasim bei der SPÖ und Julia Seidl bei den NEOS.

In der Steiermark liegen die Agenden des Tourismus in den Händen von Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl. In Niederösterreich hatte diese Funktion von 2004 bis Herbst 2020 Petra Bohuslav inne, die auch für Wirtschaft zuständig war. Seither ist sie kaufmännische Geschäftsführerin der Wiener Staatsoper.

Von der Wirtschaftskammer & ÖW …

In der WKÖ fungiert seit Jahren Martha Schultz als Vizepräsidentin und Susanne Kraus-Winkler als Obfrau des Fachverbandes Hotellerie, und zwar sowohl in der WKO als auch in Niederösterreich. Bis Juni 2020 stand zudem die Bundessparte Tourismus in der WKÖ mit Petra Nocker-Schwarzenbacher ebenfalls unter weiblicher Führung.

Dasselbe trifft auf die ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung), wo bis Jänner 2022 mit Michaela Reitterer seit 2013 eine starke Präsidentin an der Spitze stand, die die Branche mit Geschick durch die Pandemie führte.

Bei der Österreich Werbung (ÖW) wurde im Vorjahr eine Frau von einer Frau als Geschäftsführerin abgelöst: Seit Herbst 2006 trug dort Petra Stolba die Verantwortung, auf die im Juni 2021 Lisa Weddig folgte. Sie war zuvor von Herbst 2016 bis Ende September 2019 Geschäftsführerin von TUI Österreich.

… bis zu ÖRV und ÖVT

Im ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) fungiert mit Eva Buzzi (Geschäftsführerin von ÖBB Rail Tours) seit dem Frühjahr 2021 zum zweiten Mal nach Annemarie Richard (Oktober 2002 bis April 2008) eine Frau als Präsidentin. Als Vizepräsidentin holte Eva Buzzi Helga Freund (Vorständin der Verkehrsbüro Gruop sowie Geschäftsführerin der Verkehrsbüro-Töchter Eurotours und Ruefa) in die Führungsriege, womit der ÖRV über eine weibliche Doppelspitze verfügt.

Helga Freund leitet zudem den Retailausschuss im ÖRV. Dazu kommt noch Manuela Gollner (Geschäftsführerin von MSC Cruises in Österreich) als Leiterin des ÖRV Kreuzfahrtenausschusses. Sie gehört ebenso dem ÖRV Vorstand an, wie Schriftreferentin Ulli Soukop (Chefin von Costa Kreuzfahrten in Österreich).

Auch der ÖVT (Österreichischer Verein für Touristik) besitzt eine weibliche Doppelführung: Präsidentin ist seit kurz nach Ausbruch der Pandemie Phillies Ramberger (PUR Touristik), Obfrau-Stellvertreterin Sylvia Marek, die auch als Generalsekretärin des ÖVT fungiert. Bis auf einen Mann ist der ÖVT-Vorstand übrigens weiblich, mit Heidi Kopinits (PEP-Reisen) als Schriftführerin und Sabine Riedl (Optimal Reisen) als Kassierin.

Von der Ausnahme zur Realität

Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden, mit den starken Kongress-Ladies Susanne Baumann-Söllner (CEO des Austria Center Vienna) oder Alexandra Kaszay als Geschäftsführerin der Hofburg Vienna, Viktoria Veider-Walser als Chefin des Kitzbühel Tourismus oder Renate Ecker als Geschäftsführerin der Zell am See-Kaprun Tourismus, mit erstklassigen Unternehmerinnen wie Hotelierin Signe Reisch (Rasmushof Kitzbühel) oder Andrea Springer, Chefin des Familienunternehmens Springer Reisen. Alleine der Platz wäre zu knapp.

Bleibt zum Schluss die Feststellung: Es ist erfreulich, dass 2022 Frauen an der Spitze von Organisationen und in Top-Ämtern ebenso wie in der Wirtschaft keine Ausnahme mehr darstellen, sondern gelebte Tatsache sind. Und: Es kann noch besser werden!

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