Austrian Airlines

Neue OS-Chefin mit deutlichem Credo: „Fliegen & Klimaschutz kein Widerspruch“

Print-Ausgabe 14. Jänner 2022

Annette Mann gehört seit vielen Jahren der Lufthansa Group an und ist die erste Frau an der AUA-Spitze


 

Zuvor Chefin des Lufthansa Konzern-Bereichs Corporate Responsibility wird Annette Mann nicht zuletzt bei der Flottenverjüngung von Österreichs Flagg-Carrier Hand anlegen

Wie tickt die künftige Austrian Airlines-Chefin Annette Mann? Sie wird im März 2022 als CEO dem bisherigen Chef Alexis von Hoensbroech nachfolgen, der zur kanadischen WestJet wechselt und Österreichs Flagg-Carrier bereits verlassen hat. Als Lufthanseatin durch und durch ist Annette Mann, – sie startete ihre Karriere nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums beim Kranich-Konzern –, dem Unternehmen stets treu geblieben. Direkt mit Austrian Airlines hatte die künftige CEO erstmals ab Juli 2016 zu tun, als sie in ihrer damaligen Funktion als VP Product Managerin für die Onboard, Lounge & Customer Services der drei Netzwerk-Carrier des Konzerns, Lufthansa, Swiss und Austrian, die Verantwortung trug. Seit Beginn vorigen Jahres leitete Annette Mann in der Lufthansa Group den damals neu aufgestellten Bereich Corporate Responsibility. Damit oblagen ihr Weiterentwicklung, Steuerung und Realisierung des konzernweiten Nachhaltigkeitsprogramms. Berichtet hat sie direkt an den Lufthansa Group Vorstand Customer, IT & Corporate Responsibility, Christina Förster, die künftig auch bei Austrian Airlines ihre oberste Ansprechpartnerin sein wird: Foerster fungiert seit April 2020 bei Österreichs Flagg-Carrier als Vorsitzende des Aufsichtsrates.

Einfach wird es für Annette Mann nicht. Derzeit noch als Nachhaltigkeits-Chefin der Lufthansa Group wird sie durch ihren Wechsel an die Spitze von Austrian Airlines quasi von der Zukunft (Stichworte: grüner Wasserstoff, Bio-Fuels) in die Vergangenheit katapultiert. Denn selbst nach Ausscheiden des letzten Airbus A319 zählen die 57 verbleibenden OS-Maschinen zu den ältesten im Kranich-Konzern. Ohne die 17 Embraer-Jets (mit durchschnittlich 10,3 Jahren die jüngsten Flottenmitglieder) läge das durchschnittliche Austrian-Flottenalter bei 18,6 Jahren. Inklusive Embraer sind es 16,1. Zum Vergleich: Lufthansa kommt auf ein Flottenalter von 10,3 Jahren, Swiss auf 9,8. All das wirkt sich auch auf Treibstoff-Verbrauch und CO2-Ausstoß aus. Ein A320 neo, von dem bei Lufthansa 29 Stück im Einsatz stehen, weist diesbezüglich um 20 % bessere Werte auf als sein Vorgänger A320 ceo, von dem Lufthansa aktuell 47 Maschinen betreibt, allerdings mit einem Durchschnittsalter von nur 8,4 Jahren. Die „Arbeitspferde“ von Austrian Airlines (27 A320-Jets) bringen es mit durchschnittlich 16,5 Jahren auf den doppelten Wert. Methusalems der Austrian-Flotte sind aber die Langstrecken-Maschinen. Sowohl die drei Boeing 767-300ER als auch die fünf 777-200 erreichen durchschnittlich 22,2 Jahre.

Bei den drei Boeing 767 wird sich die neue Austrian-CEO mit Sicherheit freuen, dass diese bis März mit 30 Premium Economy-Sitzen bestückt werden, um zwei Drittel mehr als bisher. Die Freude beruht nicht nur darauf, dass die Premium Economy-Klasse als ertragsstärkste Kabine der Netzwerk-Airlines der Lufthansa Group gilt, sondern dass sie auch deutlich die Handschrift von Annette Mann trägt: Mann zeichnete von 2013 bis 2015 als Senior Director Launch Management für die Einführung dieser Klasse verantwortlich.

Spannend wird, ob es Annette Mann („Fliegen und Klimaschutz darf kein Widerspruch sein“) gelingen wird, die lang aufgeschobene Flottenverjüngung herbeizuführen. Die Anzeichen dafür sind durchaus gegeben. So meinte Lufthansa-CEO Carsten Spohr bei einer digitalen Mitarbeiterversammlung im September, dass man sich bei Austrian die Ausflottung der Boeing 767 und 777 anschaue. Am wahrscheinlichsten ist, dass Österreichs Flagg-Carrier bei den Boeing 787 zum Zug kommt, von denen Lufthansa 20 Stück bestellt hat, plus fünf weitere, die aufgrund der Corona-Pandemie von den ursprünglichen Käufern nicht abgenommen werden und mit entsprechenden Preisabschlägen zu haben sind. In Drei-Klassen-Konfiguration würden sie mit 220 bis 310 Passagieren von der Größe her optimal zu Austrian Airlines passen. Ebenso besteht bei den Maschinen der A320-Familie Handlungsbedarf. Auch hier zeichnet sich eine positive Entwicklung ab: Lufthansa bestellte 2020 neun A320 ceo-Jets, um Verzögerungen bei der Auslieferung der A320 neo zu kompensieren. Sobald diese ausgeliefert werden, sollen sie „ältere Flugzeuge der Konzerntöchter ersetzen“, wie betont wurde.

Die Strategie ist klar: „Trotz der gegenwärtig besonders herausfordernden Zeiten investiert die Lufthansa Group weiter in besonders sparsame Flugzeuge. Dies ist aktuell der größte Hebel zur Emissionsreduktion“, betonte Lufthansa im Zuge der Bestellung von Annette Mann zur Leiterin des Bereichs Corporate Responsibility. Für die künftige Austrian CEO ist dies ein Credo: „Fliegen und Reisen sind per se nicht schlecht. Wir spüren das Bedürfnis, das so schnell wie möglich auf eine nachhaltige Schiene zu kriegen.“

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