T.A.I. 24 TOP News
Österreichs Outgoing-Reisebüros sind für 2024 deutlich optimistischer, höhere Umsätze als im Vorjahr zu generieren, als jene, die im Incoming tätig sind. Das geht aus einer Umfrage des Fachverbandes der Reisebüros hervor, die am 19. Juni von Fachverbandsobmann Gregor Kadanka vorgestellt wurde. Bei dem Medien-Gespräch im kurz vor dem Umbau stehenden Anantara Palais Hansen Vienna Hotel kamen neben diesem auch weitere Themen zur Sprache, ganz zum Schluss jenes der FTI-Pleite.
Zunächst zur Umfrage, die zwischen 6. Mai und 3. Juni 2024 durchgeführt wurde (in die Antworten der 93 Agenturen flossen also die Folgen der FTI-Pleite noch nicht ein). Fest steht laut Gregor Kadanka (er ist Geschäftsführer von Mondial Reisen, das sowohl im Incoming als auch im Outgoing tätig ist), dass die „Reiselust gegenüber dem Vorjahr wieder erstarkt ist“. Corona sorgte zu einem Rückgang der Gewerbeberechtigungen um -7 %, welche vor allem durch Fusionen, Zusammenschlüsse und Betriebsaufgabe (Nachfolge-Thematik von Kleinbetrieben) begründet war.
Vom Umsatz her wurden die Vor-Corona-Werte wieder erreicht (ohne Berücksichtigung der seither ca. 25% Inflation), von der Anzahl der Passagiere aber nicht.
Dieses „Pricing-Thema“ ist überall spürbar, in der Airline-Branche ebenso (Kadanka: „Vor allem auf Monopol-Strecken muss deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden“) wie in der Hotellerie. Wobei die Inflation global gesehen nicht überall gleich war: In den USA und auch in Österreich war sie etwa hoch, in Belgien niedrig, ebenso in Japan und in China. Gregor Kadanka: „Diese unterschiedlichen Preisentwicklungen spielen im Incoming und Outgoing eine deutliche Rolle. Es ändern sich die Reiseströme.“
Österreich ist etwa für Gäste aus Japan und China deutlich teurer geworden, wohingegen Reisen nach Thailand (Vorjahres-Preisindex 1,2 %, heuer werden dort nur 0,7 % Inflation erwartet), in die USA (dort wird heuer mit einer Kernrate des PCE-Deflators – das Kürzel steht für Personal Consumption Expenditures Price Index – von 2,8% gerechnet) sowie auf die Malediven (im Vorjahr lag dort die Inflation bei 2,6 %) im Trend liegen, da sie aus Sicht der Österreicher:innen günstiger sind als im Vorjahr.
Diese drei Länder stellen übrigens laut eingangs erwähnter Reisebüro-Umfrage die für heuer meistgebuchten Fernreiseziele dar. Auf der Kurz- und Mittelstrecke sind Griechenland, vor Spanien und der Türkei die Favoriten der Österreicher:innen, im Bereich der erdgebundenen Anreise (Bus, Bahn, Auto) Kroatien, vor Italien und Österreich, Deutschland sowie Slowenien.
Im Bereich Geschäftsreisen fehlt noch einiges an Passagieren (laut Kadanka ca. -25 %) auf das Vor-Corona-Passagiervolumen, bei allerdings leicht gegenüber damals gestiegenen Umsätzen. Der Grund: „Firmen schicken ihre Mitarbeiter:innen weniger zu Meetings“, so Kadanka, und dort, wo es hingeht (u.a. Frankfurt, Zürich oder in die USA) sind „die Flüge halt teurer als zu Ferienzielen“. In Deutschland sind zudem viele Inlands-Flugstrecken weggefallen, sodass Geschäftsreisende aus Österreich auf die Bahn umsteigen müssen.
Erfreulich ist hingegen die Entwicklung der Incentive-Reisen. Hier gibt es eine Steigerung gegenüber vor der Krise. Hier liegen die Gründe im Kampf vieler Unternehmen und die besten Mitarbeiter:innen sowie um den Trend zu Teams-Meetings etc. entgegenzusteuern: „Viele Mitarbeiter:innen kennen sich nicht. Die soziale Interaktion ist deshalb wichtig.“
Zu guter Letzt kam Gregor Kadanka auf die FTI-Pleite zu sprechen: „Es war selbst für die Mitarbeiter:innen des Veranstalters überraschend, dass sich alles über das Wochenende (Anm.d.Red.: Gemeint sind die letztendlich gescheiterten Verhandlungen des FTI-Managements mit Vertreter:innen der deutschen Bundesregierung Anfang Juni) gedreht hat.“
Anders als in Österreich erhielten die großen Reiseveranstalter Deutschlands zur Überbrückung der Corona-Malaise Hilfe in Form von Krediten, die allerdings mit hohen Zinsen verbunden waren: „Die waren nicht zurückzuverdienen“, so Kadanka. Im Unterschied etwa zur TUI, die bereits alle Corona-Kredite (auch durch Kapitalaufstockung) rückgeführt hatte, stand FTI noch voll in der Kreide. Allgemein war davor ausgegangen worden, dass nach dem Einstieg des US-Investmentfonds Certares das Thema gelöst sein.
Für die Reisebüros bedeutet die FTI-Insolvenz zwar intensive Beschäftigung, „aber die Kund:innen wollen neue Buchungen machen. Viele haben bereits auch neue Reisen ungebucht“, so Kadanka, der abschließend die erfreuliche Feststellung machte: „Ich sehe kein großes Chaos in diesem Bereich. Wir werden das bewältigen.“
Erstellt am: 19. Juni 2024
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder