Online 12. August 2024
Wer bis jetzt geglaubt hat, ein guter Küchenchef, eine gute Küchenchefin müsste alle Facetten der Kochkunst beherrschen, wird gerade eines Besseren belehrt: Demnächst wird es eine dreijährige vegetarisch – vegane Kochlehre geben. Doch warum so kleinmütig? Dem selbsternannten Tourismus-Weltmeisterland steht es wohl an, eine neue Seite der Kochkunst aufzuschlagen und gleichzeitig die im internationalen Vergleich wenig berauschende Akademikerquote zu heben. Also her mit dem Titel eines Bveg für den vegetarischen Bachelor! Und damit es gleich in einem Aufwaschen geht, auch mit dem Bakkalaureat BPf, in dem in sechs Semestern die perfekte Zubereitung von Pommes frites gelehrt wird. Die Ausbildung darf sich natürlich nicht nur auf die simple Herstellung der beliebten Kartoffel-Stäbchen beschränken. So ist ein Studienaufenthalt in Belgien, wo sie angeblich erfunden wurden, obligatorisch. Zudem scheint ein Forschungssemester angebracht, das unter anderem die Frage behandelt, ob es neben Pommes mit Mayo oder Ketchup auch andere Kombinationen gibt, die Kindern, einer im gastronomischen Kosmos oft unterschätzten Gruppe, ebenso gut munden. Mindestens ein Semester sollte dem linguistischen Aspekt gewidmet werden, der von Bomm Fritz (in manchen norddeutschen Tieflagen) bis zu French Fries (in Amerika) reicht und der sogar eine weltpolitische Dimension umfasst: Im noch gar nicht lange zurückliegenden Handelskrieg zwischen Frankreich und den USA wurden dort die letzteren flugs auf Freedom Fries umbenannt.
Es mag leicht sein, dass die Berufsaussichten für die Studierenden der neuen Fächer höchst überschaubar bleiben. Für alle, die dennoch eine Stelle ergattern, eröffnen sich aber glänzende Aussichten, die der heute gern propagierten braven neuen Arbeitswelt bestens entsprechen: Teilzeitjobs mit optimaler Work-Life-Balance. Selbstverständlich bei Ganztagsbezahlung. Innovation gehört schließlich gefördert.
Erstellt am: 12. August 2024
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