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Corona-Philosophie

Print-Ausgabe 19. März 2021

Die Landwirtschaft rangiert in der Liga der einflussreichsten Lobbys immer schon ganz weit oben, während der Tourismus irgendwo im unteren Bereich grundelt. Der Beweis dafür wurde eben wieder beim Verkünden der (Nicht-)Lockerungsmaßnahmen per März erbracht. Aber selbst innerhalb des Sektors gibt es mehr oder weniger Getroffene: Die Seilbahnen dürfen sich zu den Privilegierten zählen. Hotellerie, Gastronomie, Reisebüros und alle ihre Lieferanten müssen hingegen mit zusammengebissenen Zähnen zusehen, wie ihre Geschäftsgrundlagen täglich weiter abbröckeln. Erstaunlich an dem Geschehen ist außerdem, wenn gerade jene Stimmungsmacher stiefmütterlich behandelt werden, die der Regierung dringend notwendige Sympathiepunkte bringen könnten: Cafés, Restaurants, Kulturveranstalter, Kinos und die Nachtgastronomie. Sie sind es, die am besten jene Verdrossenheit niederzuhalten vermögen, die zurzeit in der Bevölkerung herrscht.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Bürokratie die irgendwann vielleicht doch wieder zart keimenden Triebe neuer Lebenslust nicht brutal abwürgen wird. Oder hat schon jemand überlegt, wie sich der Gusto auf eine Käse­krainer mit der Unmöglichkeit vereinen lässt, diese freistehend ohne gröberes Ankleckern der Hose zu verzehren? Wäre da nicht der freundliche Besitzer des Würstelstandes, der gegen jede Vorschrift dem Gast bedeutet, das Abstellblech auf der Rückseite der Bude zu benützen. Und dann noch im Hinblick auf die Situation der Gastronomie einen denkwürdigen Satz hinzufügt: „Fragen Sie mich nicht, ich will es gar nicht verstehen.“ An dem Mann geht der Welt ein Philosoph verloren.

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