Standpunkt

Tatsachen zur Weihnachtszeit

Print-Ausgabe 13. Dezember 2024

Es war vor bald 50 Jahren, doch die Worte des damaligen Finanzministers im Rahmen des ÖHV-Kongresses in Zürs am Arlberg gehen dem Verfasser dieser Zeilen seit geraumer Zeit nicht mehr aus dem Sinn. Hannes Androsch, so hieß der oberste Säckelwart der Republik von 1970 bis 1981, meinte seinerzeit sinngemäß: „Österreich darf kein Land der Skilehrer und Wirte werden. Wir sind eine Industrienation.“

Tja. Das war einmal. Auch wenn sich für Androsch Österreichs Tourismus „unverändert als ganz wichtiger Wirtschaftszweig“ darstellt, wie er einmal gegenüber T.A.I. ausführte (der Miteigentümer von AT&S, Europas größtem Leiterplattenhersteller, ist längst auch in der Branche gelandet, u. a. durch sein Engagement bei den Loser Bergbahnen und dem Viamar Hotel Maria Wörth), hat sich nicht viel an der Einstellung in der Bundespolitik gegenüber dem Tourismus geändert. So ließ der amtierende Bundeskanzler Karl Nehammer heuer im Sommer die staunende Öffentlichkeit wissen: „Ja zum Auto heißt Ja zu einer starken Wirtschaft, zu Arbeitsplätzen und Wohlstand.“

Vielleicht wäre es Nehammer besser angestanden, sich einmal in Richtung westlicher Bundesländer, etwa nach Tirol oder Salzburg, aufzumachen. Dann wüsste er es besser. Denn für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Wohlstand sorgt dort vor allem der Tourismus.

Oder aber er hätte jene Erkenntnisse beherzigt, die Olga Preveden, ihres Zeichens Project Managerin Data & Innovation bei der Österreich Werbung (ÖW), nach ihrer Rückkehr vom Tourism Innovation Summit 2024 in Sevilla auf LinkedIn zog. Sinngemäß meinte sie: „Europa hat in den Bereichen KI und Gesundheit bereits fast das Spiel an die USA und Asien verloren. Nur der Tourismus ist die Branche, in der wir noch führend sein können. Dafür brauchen wir Investitionen in nachhaltigen Tourismus und Technologie. Es geht darum, Europas Position auf der globalen Bühne zu stärken.“

Wow. Das sitzt. Fast das KI-Spiel an die USA und Asien verloren. Und: Nur im Tourismus können wir noch führend sein.

Mag sein, dass diese Statements etwas übertrieben sind, aber es liegt viel Wahrheitsgehalt in ihnen. Nicht nur Österreichs Tourismus wird weiter expandieren (die seit kurzem vorliegende Bilanz dieses Sommers mit dem Bestwert von 81,62 Mio. Übernachtungen und jene des Tourismusjahres 2023/24 mit der Rekordzahl von 152,7 Mio. Nächtigungen legt Zeugnis darüber ab), sondern auch jener in Europa. Selbst wenn der Kontinent im Bereich der Industrie wieder erstarken wird – und daran besteht kein Zweifel –, am Tourismus als Wirtschafts-, Arbeitsplatz- und Wohlstandsbringer führt kein Weg vorbei. Das ist keine Heilbotschaft rund um die bevorstehende Weihnachtszeit, sondern eine Tatsache, freut sich einmal mehr festzustellen der

Lupo

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