Standpunkt

Schock und Zukunft

Print-Ausgabe 20. Mai 2022

Es war ein Schock. Noch Ende April überraschte Elisabeth Köstinger beim ÖRV Kongress mit ihrem lockeren Auftritt. Wie massiv war sie zu Beginn der Pandemie der Kritik von Österreichs Reisebüros ausgesetzt, um rasch zu erkennen, dass deren Bandbreite mit Incoming, PCOs (Professional Congress Organiser) und Veranstaltertätigkeiten weit über das reine Retailing hinausreicht.

Wenige Tage später folgte die Abschiedsrede auf dem ÖHV Kongress für Michaela Reitterer, inklusive Hinweis, dass es ohne unentwegten Einsatz der heuer nicht mehr zur Wiederwahl angetretenen ÖHV-Präsidentin wohl kein eigenes Tourismusministerium in Österreich gegeben hätte. Dann kam der 10. Mai und alles war anders.
Kein Tourismusministerium mehr. Stattdessen Rückkehr als Sektion ins Wirtschaftsministerium (wo er bezüglich gewerberechtlicher Angelegenheiten ohnehin immer schon angesiedelt war). Und das noch dazu reduziert: Im BMLRT war das „R“ (Regionalität) beim „T“ (Tourismus) angesiedelt, mit gleich zwei Abteilungen, die jetzt beim „L“ (Landwirtschaft) verbleiben. Künftig besteht die Tourismussektion damit nicht mehr aus sechs, sondern nur noch aus vier Abteilungen: Tourismus­politik, Internationale Tourismusangelegenheiten, Servicestelle sowie Förderungen.

So groß der Schock über den Verlust des „eigenen“ Ministeriums auch ist, steht ihm auch Positives gegenüber. Denn immerhin gibt es ein eigenes Staatssekretariat (das war erst zweimal der Fall: Anfang der 1990er Jahre sowie 2000 bis 2003). Und mit Susanne Kraus-Winkler gibt es jetzt eine Staatssekretärin, die an Format und Können ihre beiden Vorgängerinnen um Lichtjahre übertrifft. Darüber hinaus eröffnet die Zusammenlegung der Ministerien für Arbeit und Wirtschaft zum „Superministerium“ ungeahnte Perspektiven, noch dazu mit einem Resortchef vom Schlage eines Martin Kocher.

Was nichts daran ändert, dass der Tourismus bundespolitisch nur eine Nebenrolle spielt. Er ist vorrangig Landessache. Auf Bundesebene kommen ihm kaum Kompetenzen zu. Womit wir bei den künftigen Schwerpunkten angelangt wären. Diesbezüglich hat sich viel verändert. Nicht durch die Pandemie. Sondern durch Themen, die durch sie an den Rand gedrängt wurden, wie Nachhaltigkeit oder Mobilität. Sie lassen sich nicht sektoral lösen, sondern nur durch Zusammenarbeit, allen voran von Tourismus und Regionen.

„Es geht um die Zukunftsfähigkeit des Tourismus“, brachte es vor wenigen Tagen eine der Top-Expertinnen im Gespräch mit T.A.I. auf den Punkt. Daran vor allem werden sich Minister Martin Kocher und Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler – zusätzlich zu den übrigen Herausforderungen der Branche – messen lassen müssen. Die Aussichten, dass das den beiden gelingt, sind gut. Womit der eingangs erwähnte Schock seinen Zweck erfüllt hätte, gibt sich zuversichtlich der

Lupo

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