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Standpunkt

Schaumschlägerei und Veränderung

Print-Ausgabe 15. April 2022

Alles wird anders. Das erwarteten sich viele von der Zeit nach Corona. Ein Schwenk zu mehr Nachhaltigkeit, zu höherer Qualität, bewussterem Reisen.

Die Pandemie ist noch lange nicht zu Ende. Aber eines zeigt sich immer deutlicher: Aus dem Traum von mehr Nachhaltigkeit, höherer Qualität und bewussterem Reisen wird nichts. Stattdessen kehrt der Großteil der Branche und Kund*innen zu alten Verhaltensmustern zurück. Je schneller, desto besser. Aktuell herrscht hohe Betriebsamkeit. Will heißen: Viel Lärm um nichts. Oder zumindest weniger als erhofft. Die reinste Schaumschlägerei.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er hasst Veränderungen. Ausnahmen, wie große Erfinder*innen und Denker*innen, bestätigen die Regel. Den meisten hingegen wäre am liebsten, alles bliebe so, wie es ist.
Scheinbar ist dies möglich, – abgesehen von tiefen Einschnitten, wie Kriegen oder Seuchen –, doch dieser Schein trügt: Jede neue Sekunde macht die vorangegangene zur Vergangenheit. Alles bewegt und verändert sich und zwar ständig: Das Klima (mit und ohne uns Menschen, die es allerdings seit geraumer Zeit intensiv anheizen), die Erdplatten (vor 350 Millionen Jahren etwa lag der Ruhrpott noch am Äquator), Berge, Seen und Flüsse, Fauna, Flora, das Sonnensystem, das Universum. Also wirklich alles.

Jetzt also die Pandemie. Und Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine. Wie störend. Jetzt, wo sich doch endlich eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten abzeichnete. Zumindest in Ansätzen.

Das wirft zwangsläufig die Frage auf, ob denn wirklich alles so glatt lief im Tourismus bis zum Ausbruch der Pandemie? Zu gut ist noch die Thomas Cook-Pleite in Erinnerung. Die hatte sich bereits lange zuvor abgezeichnet. Niemand wollte das wahrhaben. Und nachdem Cook weg war, rieben sich alle die Hände, den hinterlassenen Kuchen neu verteilen zu können.

Doch die Gesichter wurden lang und länger. Spätestens im Jänner 2020 war offenbar, dass von dem Cook-Kuchen nur Krümmel übrigblieben, an denen sich niemand satt essen konnte. Über den Gesamtmarkt hinweg gesehen gab es deutlich weniger Buchungen. Dann kam Corona. Gott sei Dank! Die Krise, auf die wir alles schieben konnten. Veränderung wäre also bereits ein gutes Stück vor der Pandemie allen im Tourismus gut angestanden. Im Incoming, wie im Outgoing, in Beherbergung und Gastronomie, im Veranstaltungsbereich etc.
Sorry, aber sie – die Veränderung – wird sich ihren Weg bahnen, ob gewollt oder ungewollt. Auch wenn Vorhersagen einem Blick in die Kristallkugel gleichen, eines ist fix: Zu den Sieger*innen werden all jene gehören, die bereit sind, diese Veränderungen mitzutragen und aktiv mit zu gestalten, blickt dem Kommenden wie immer mit Begeisterung entgegen der

Lupo

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