Print-Ausgabe 14. Februar 2024
Selbst wenn die Weltpolitik derzeit in eine andere Richtung weist, fast 80-jährige den Ton angeben und einem oft der kalte Schauer über den Rücken läuft, bleibt T.A.I. ihrer Linie treu: In der aktuellen Ausgabe wird erstmals ein LGBTQ+-Schwerpunkt gebracht. Die Idee dazu beschäftigte das T.A.I.-Team bereits seit langem, wobei die Pandemie einen Strich durch die Rechnung machte. Die Tourismusbranche in all ihrer Vielfalt hatte andere Sorgen.
Doch jetzt ist es soweit und die Recherche für den LGBTQ+-Schwerpunkt (die Bezeichnung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer; das „+“ symbolisiert weitere Identitäten und Orientierungen) brachte interessante Details zu Tage. Rund 5 bis 10 % der weltweiten Tourist:innen identifizieren sich als LGBTQ+, sie reisen mehr und sie geben mehr aus als durchschnittliche Gäste. Damit nicht genug, ist der Reisemarkt dieser Community in den letzten Jahren enorm gewachsen und hat sich damit zu einem der lukrativsten Segmente der Branche entwickelt. Aktuell wird die Kaufkraft dieser Zielgruppe weltweit auf 3,9 Mrd. US-Dollar geschätzt. Es kann davon ausgegangen werden, dass ihr Einfluss in der Reisebranche in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen wird.
Als jüngstes Land hat soeben Thailand die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt. Vorausgegangen war Mitte vorigen Jahres eine Abstimmung im thailändischen Senat, wo eine große Mehrheit dafür votierte. Thailand ist der erst dritte Staat in Asien, der die Ehe für alle ermöglicht. Vorreiter war Taiwan im Frühjahr 2019, gefolgt von Nepal, das vor zwei Jahren diesen Schritt gegangen ist. Weltweit sind es 39 Staaten, darunter seit 2015 die USA, wobei Massachusetts als Vorreiter gilt (erlaubt ist die gleichgeschlechtliche Ehe dort seit 2004). In Europa sind bislang 22 Länder diesen Weg gegangen, auch Deutschland, die Schweiz und Österreich sowie Griechenland und Liechtenstein (beide 2024).
Fest steht aber auch, dass die Stimmung gegenüber der LGBTQ+ Community in den letzten Jahren ins Negative umgeschlagen ist. Am größten ist die Akzeptanz für offen gelebte Queerness in Spanien und Thailand (je 68 %), am niedrigsten in Südkorea (26 %) und der Türkei (21 %). Ähnlich sieht es bei der Frage nach Antidiskriminierungsgesetzen zum Schutz von queeren Menschen aus: Global gesehen werden solche Gesetze nur noch von 53 % befürwortet.
Wie dem auch sei: Bis 2030 wird – trotz des derzeitigen politischen Gegenwindes von Altvorderen und Ewiggestrigen – mit einer Verzweieinhalbfachung der Reiseausgaben von queeren Menschen gerechnet. „Für die Reisebranche ist dies ein klares Indiz für deutliche Marktchancen“, so die Gründerin und CEO der weltweit führende Reisetrend-Prognoseagentur Globetrender, Jenny Southan, in ihrem Bericht „The Future of Queer Travel“. Und: „Es ist auch ein dringender Aufruf zu einem besseren Verständnis und einer größeren Wertschätzung dieser wachsenden und vielfältigen Verbrauchergruppe.“ Der vorliegende LGBTQ+-Schwerpunkt der T.A.I. soll einen Beitrag dazu leisten, meint
Lupo
Erstellt am: 14. Februar 2025
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