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Standpunkt

Mitarbeitermangel

Print-Ausgabe 17. September 2021

Der Mitarbeiter*innen-Mangel ist im Tourismus zu einem der Hauptthemen geworden. „Wohin sie bloß verschwunden sind die vielen Arbeitskräfte, die überall fehlen“, fragte dieser Tage der Geschäftsführer des TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann, Gernot Riedel, in einem seiner Beiträge im TP-Blog.

Erklärungsversuche über die Ursachen gibt es ihm zufolge viele. Am häufigsten genannt werden – wenn es um Tourismus geht – niedriger Lohn sowie familien- und freizeitfeindliche Arbeitszeiten. Riedel: „Vieles davon kann man getrost ins aktuell so populäre Reich der Verleugnung schieben, manches hatte und hat aber auch absolut seine Berechtigung, so selbstkritisch muss die Branche sein.“

Soweit die Gründe. Zu denen gesellen sich jene, für welche die Pandemie in ausreichender Zahl gesorgt hat. Wie aber sieht es mit Lösungen aus? Steht diesen tatsächlich die abnehmende Lust am „Dienen“ im Wege, die Sehnsucht nach einer besseren „Work-Life-Balance“? Ist das Geld der alles überragende Grund, einen Job zu wählen und den anderen zu verschmähen?

In diesem Zusammenhang erschien vor wenigen Tagen in den NZZ ein Kommentar des früheren Leiters der Wirtschafts- und Finanzredaktion der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, Rainer Hank. Viel entscheidender als der pekuniäre und arbeitszeitliche Aspekt sei es demnach, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten und mit sich einverstanden zu sein. Ebenso wichtig sei der respektvolle Umgang der Vorgesetzten mit den Mitarbeiter*innen. Hank: „Anerkennung, Karriereförderung, Möglichkeiten zur Teilnahme und Teilhabe, sich aktiv für die Gestaltung der Arbeit einsetzen zu können, dies alles zählt bei der Frage, ob jemand morgens gerne in das Office kommt und das Gefühl hat, wertvoll zu sein.“ Und weiter: „People don’t leave bad jobs, they leave bad bosses.“ Arbeitszufriedenheit steht demnach über allem: Es sind laut Rainer Hank die Vorgesetzten, die verantwortlich sind, wenn jemand kündigt.

Sinnvolles für die Gesellschaft leisten, Arbeitszufriedenheit. Ersteres kann der Tourismus voll und ganz auf seine Fähnchen heften. Mit Arbeitszufriedenheit ist es ein wenig anders. Diesbezüglich ist mehrfach der Hebel anzusetzen und jedes Unternehmen im Tourismus aufgerufen, zu prüfen, ob wirklich alles so im Lot ist.

Wissenschaftlich hat sich Florian Aubke, Head of Study Programs Tourism & Hospitality Management der FH der WK Wien, mit seinem Team des Themas Mitarbeitermangel angenommen. Die Ergebnisse der vor kurzem durchgeführten Studie (mehr dazu auf Seite 20) weisen auf „unterschiedliche Handlungsfelder“ hin, „die bildlich wie Zahnräder ineinandergreifen.“ Die Lösung des Problems sei nicht einfach, sondern erfordere Aubke zufolge „eine umfassende und langfristige Strategie.“ Entscheidend sei, „so rasch wie möglich Maßnahmen zu setzen.“ Mehr ist dem wohl nicht hinzuzufügen, meint

Lupo

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