ANA
Standpunkt

Kritischer Blick

Print-Ausgabe 20. Oktober 2023

Wir alle wollen nicht schwarzmalen, aber um Problemstellungen zu lösen, ist oft ein kritischer Blick auf aufgetischte Meldungen unumgänglich. So auch jener auf Österreichs Nächtigungsstatistik von August 2023, also der derzeit aktuellsten. Gewagt haben diesen zweiten Blick Elfriede Krempel und Tina Brandstetter, die Damen hinter der Geschäftsführer:innen-Direktor:innen-Akademie (DiA) sowie der Genèratio Hotel Management Consulting. „Wir haben die August-Nächtigungs-Statistik nochmals beleuchtet und die Verschiebungen zu 2019 analysiert“, stellten Krempel und Brandstetter ihre per Newsletter versendete Analyse „Die Sterne fallen vom Himmel“ vor. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Trotz Jubelmeldungen sind in der Hotellerie Verluste zu verzeichnen, und das obwohl mehr Betten zur Verfügung standen.“ Während die Gesamtzahlen positiv erscheinen (die Sommersaison 2023 lag per Ende August um +3,6 % über der Vorjahresperiode und um +1,6 % über dem Vorpandemieniveau), zeigt ein Blick auf die Sterne-Hotellerie ein anderes Bild. Um ihn zu konkretisieren, zogen Krempel und Brandstetter den Vergleich zu August 2019: Bei den 5- und 4-Sterne Hotels (rund 10.000 Betten mehr als vor der Pandemie) lag das Minus bei −2,9 % bzw. −182.000 Nächtigungen; bei den 3-Sterne-Häusern fiel es mit −8,4 % bzw. −327.000 Übernachtungen am kräftigsten aus, bei den 2- und 1-Stern-Hotels waren es −6,9 % bzw. −90.000 Nächtigungen.

Woher kamen dann die Zuwächse? Auch hier zogen Elfriede Krempel und Tina Brandstetter einen Vergleich zum August 2019. Ergebnis: Die gewerblichen Ferienwohnungen (etwa 30.000 mehr Betten als 2019) legten um +41,2 % bzw. +748.000 Nächtigungen zu, die privaten Ferienhäuser und -wohnungen um +5,7 % bzw. +149.000 Übernachtungen. Die trotz des Bettenwachstums hohe Auslastung des FeWo-Bereiches zeigt laut Krempel und Brandstetter, dass die Nachfrage in diesem Segment stark ist, während die traditionelle Hotellerie eher schwächelt. „Die Statistik ist wie ein Spiegel, der nicht lügt, aber auch nicht die ganze Wahrheit erzählt“, meinten die beiden abschließend. So erklärt die Nächtigungsstatistik nicht, ob es sich um Abwanderung von der Hotellerie oder um neu gewonnene Gästeschichten handelt. Aber sie ist „ein Werkzeug, das uns hilft, Fragen zu stellen, die wir vielleicht nicht stellen wollen, aber stellen müssen.“

Womit wir wieder bei der Feststellung angelangt sind, dass nur ein kritischer Blick dazu geeignet ist, um Problemstellungen zu lösen. Für Betriebe bedeutet dies laut Elfriede Krempel und Tina Brandstetter, „alle Spielregeln des Marketings und Controllings als oberste Aufgabe zu sehen“. Für alle anderen Player, den Kopf nicht durch „Jubelmeldungen“ verdrehen zu lassen, sondern entsprechende Maßnahmen zu setzen. Der kritische Blick ist dafür ein guter Anfang, erlaubt sich festzustellen der

Lupo

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
Standpunkt

Sommer-Fazit

15. September 2023 | Standpunkt
Standpunkt

Zukunft steht auf dem Spiel

18. August 2023 | Standpunkt
Standpunkt

Folterinstrument des Staates

14. Juli 2023 | Standpunkt

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben