ANA
Standpunkt

Keine Wunderwuzzis

Print-Ausgabe 16. Jänner 2020

Die erste Euphorie ist verflogen, Türkis-Grün im Alltag angelangt. Das ist gut so. Jetzt geht’s ans Arbeiten. Und damit ans Abarbeiten jener Vorhaben, die im gemeinsamen Regierungsprogramm fixiert wurden. Diesbezüglich erweist sich das Team Kurz - Kogler als überaus ambitioniert. Auch, was den Tourismus betrifft.

Im Regierungsprogramm 2013 – 2018 „Erfolgreich. Österreich.“ von SPÖ und ÖVP (Faymann – Spindelegger) kam der Tourismus gezählte sieben Mal vor. Es waren eher Allgemeinplätze, von denen sich einer wie erwartet selbst erfüllte: Nächtigungen bis 2018 von 131 Mio. auf 140 Mio. steigern. Das war bereits 2016 erreicht. Andere, wie die „ausreichende Finanzierung der Österreich Werbung (ÖW)“, kamen über Lippenbekenntnis nicht hinaus.

Das Regierungsprogramm der ÖVP - FPÖ Koalition 2017 – 2022 („Zusammen. Für unser Österreich.“) von Kurz und Strache war da um einiges ambitionierter: 61 Mal fand sich das Wort Tourismus darin, inklusive eigenem Kapitel, das etwas mehr als drei Seiten füllte. Es wurde schon deutlich konkreter (u.a. Senkung der Umsatzsteuer auf Übernachtungen von 13 auf 10 Prozent, Erarbeitung einer Gesamt-Tourismusstrategie, etc.), wovon einiges tatsächlich abgearbeitet wurde, der Rest aber am vorzeitigen Ende der Regierung scheiterte.

Jetzt geht’s um die Umsetzung des Regierungsprogramm 2020 – 2024 „Aus Verantwortung für Österreich.“ Die Türkis-Grüne Partnerschaft hat es auf 324 Seiten zu Papier gebracht. Ein Rekord: jenes von Türkis-Blau kam auf 182 Seiten, das ambitionslose von Rot-Schwarz auf 114.

Sieben ganze Seiten sind diesmal dem Tourismus gewidmet, der 74 Mal erwähnt wird, inkl. Einrichtung von Tourismus-Satellitenkonten in jedem Bundesland nach den Standards von WIFO und Statistik Austria. Dazu kommt die erstmalige konkrete Beschäftigung mit der Seilbahnwirtschaft, auf die im Verkehrskapitel eingegangen wird, ebenso wie auf Bahn, Luft- und Schifffahrt. Reisebüros hingegen sucht man auch diesmal vergebens.

Eine Regierung an ihrem geplanten Programm zu messen, ist müßig. Entscheidend ist vielmehr, wie sehr sie in der Lage und auch Willens sein wird, die einzelnen Punkte umzusetzen bzw. jene, die noch allgemein gehalten sind, zu konkretisieren und Taten folgen zu lassen.

Als gelernter Staatsbürger gibt man sich bescheiden: zu oft wurden große Erwartungen enttäuscht, wenn nicht gar zu Albträumen. Speziell der Tourismus kann ein Liederbuch davon singen.
Dies gilt auch auf internationaler Ebene. Es gibt eben keine Wunderwuzzis, die wie von Zauberhand geleitet alles zum Besseren wenden. Obama war ebenso wenig einer, wie Macron einer ist, von Tsipras, Renzi & Co. ganz zu schweigen.

Umso erfrischender kam das Statement beim Bundeskongress der Grünen Anfang Jänner von Werner Kogler rüber: „Ich weiß nicht, ob die Regierungsbeteiligung g‘scheit für die Zukunft ist. Aber das hat die Zukunft so an sich.“

Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Diese an den Tag gelegte gesunde Portion Skepsis tut gut. Sie stellt nicht nur eine absolute Wohltat im alles überbordenden Dschungel hochtrabender Versprechungen dar, sondern lässt auf ausgeprägten Realitätssinn und den Willen schließen, es gut zu machen. Lassen wir uns also von der Zukunft überraschen, blickt gespannt dem Kommenden entgegen der

Lupo

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