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Standpunkt

Bäume für den Skiwinter

Print-Ausgabe 15. November 2019

Was gibt es schöneres als optimales Timing? Die traditionelle Pressekonferenz zum Winterauftakt von Österreich Werbung (ÖW) und Fachverband Seilbahnen am Dienstag dieser Woche war von den ersten großen Schneefällen der bevorstehenden Saison begleitet. Schnee im Süden, Schnee im Westen und im Norden der Alpen. Herz, was begehrst du mehr?

Okay. Früher Schneefall macht noch keinen erfolgreichen Winter. Der aber ist für Österreichs Tourismus – allen voran jenen in den alpinen Regionen – von überproportionaler Bedeutung. Das spiegelt sich nicht zuletzt auch in den Investitionen der Seilbahnunternehmen wider, die für die Saison 2019/20 ein Rekordniveau erreichten.

Die Nachfrage stimmt jedenfalls. So nahmen die „Skier-Days“ – damit wird die Anzahl jener Gäste bezeichnet, die an einem Tag das erste Mal eine Liftanlage nutzen, d. h. auch bei mehrmaliger Beförderung wird pro Gast nur ein Skier Day berechnet – hierzulande in den zurückliegenden sechs Saisons um insgesamt 10 Prozent auf 54,2 Millionen zu. Damit lässt Österreich die beiden Konkurrenten an der Weltspitze, USA (59 Mio.) und Frankreich (53,4 Mio.), alt aussehen: Die USA konnten im selben Zeitraum „nur“ um 4 Prozent zulegen, Frankreich büßte gar 3 Prozent ein.

Skifahren zählt also, allen Unkenrufen zum Trotz, weiterhin zu den Top-Freizeitaktivitäten der Wintergäste. Bleibt das Umwelt-Thema. Fragen dazu gab es überraschenderweise bei dem Winterauftakt-Mediengespräch keine, mit Ausnahme des „weißen Bandes“ am Resterkogel, die Seilbahn-Obmann Franz Hörl gut relativierte, und die sich – angesichts der üppigen Schneefälle der zurückliegenden Tage – sowieso erübrigt hat. Jetzt schwärmt alles über die perfekte Unterlage.

Um konkrete Antworten zu Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit wird die Seilbahnbranche trotzdem nicht herum kommen. Da helfen Vergleiche mit PKW ebenso wenig (pro SkifahrerIn und Tag werden 4,2 kWh benötigt, ein Energieaufwand, mit dem ein Auto nur 6 Kilometer weit kommt) wie der Hinweis, dass 90 Prozent des Seilbahn-Energieaufwandes aus erneuerbaren Energien stammen.

Wie eine wirklich starke und nachvollziehbare Initiative diesbezüglich aussieht, zeigte am Wochenende davor die Kreuzfahrt-Reederei MSC Cruises rund um die Taufe ihres neuen Flaggschiffs MSC Grandiosa: Das in Familienbesitz stehende Unternehmen kompensiert ab 1. Jänner 2020 als erstes Transportunternehmen der Welt sein Emissions-Volumen zu 100 Prozent mit Aufforstungsprojekten (mehr dazu auf Seite 18).
Was Derartiges für Österreichs Seilbahnen an Aufwand bedeuten würde? Knapp 30.000 Bäume pro Jahr, die sich auf 29 Hektar verteilen. Zum Vergleich: Österreichs Waldfläche erstreckt sich aktuell über 4 Mio. Hektar. Das sollte zu schaffen sein. Und das Timing dafür wäre optimal, meint

Lupo

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