ANA
Standpunkt

Weiße Grüße

Print-Ausgabe 13. Dezember 2019

Weihnachten wird’s und Schnee kommt … oder auch nicht. Vor zwölf Monaten wurde – wie so oft in den letzten Jahren – um diese Zeit noch gezittert. Dann kam Anfang Jänner zu viel des Guten. Heuer sieht’s besser aus in den Bergen. Der Süden hat besonders viel davon abgekriegt.

Anders in den tiefen Lagen. Da haben sich die Chancen auf weiße Weihnachten seit Anfang der 1980er-Jahre de facto halbiert. Für‘s boomende Geschäft rund um die Adventmärkte ist das sogar von Vorteil. In Wien, Eisenstadt, St. Pölten und Linz gab‘s in den vergangenen drei Jahrzehnten nur jedes fünfte Jahr am 24. Dezember geschlossene Schneedecken. Ja, ja. Der Klimawandel.

Der muss heutzutage für vieles herhalten. Aber nicht für alles. Österreichs verlässlichster Wetterfrosch ZAMG, also die Zen­tralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, weiß warum: Das Wetter ist ein chaotisches System. Zu viele Variable spielen da hinein. Darum können schon kleine Änderungen große Wirkung nach sich ziehen, wie der sprichwörtliche Schmetterlingsflügelschlag, der am anderen Ende der Welt einen Hurrikan auslöst. Und darum kann die beste Wettervorhersage im günstigsten Fall maximal zehn Tage im Voraus halbwegs treffsichere Prognosen liefern. Selbst die sind mit Vorsicht zu genießen: 60 Prozent Niederschlagswahrscheinlichkeit bedeutet zum Beispiel nicht, dass es zu 60 Prozent der Zeit schneit, sondern dass lediglich an 60 Prozent aller Tage mit diesen Wetterlagen mit Schneefällen zu rechnen ist.

Heuer scheint zumindest die Ausgangslage gut. Das ist wichtig. Vor allem für Österreichs Wintertourismus. Der ist nämlich überproportional vom weißen Gold abhängig. Beispiel Tirol: Die im Winter erzielten Durchschnittsumsätze pro Übernachtung mit Frühstück übertreffen jene des Sommers um satte zwei Fünftel. Bei den Bergbahnen liegt das Umsatzverhältnis Winter zu Sommer sogar bei 85:15. Und analysiert man die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Beherbergungsunternehmen, wird deutlich, dass bei den meisten Hotels im Westen Österreichs der Winter den Sommer quersubventioniert. Winter gut, alles gut.

Das alljährliche Zittern ist übrigens kein Zufall: Der Dezember ist zwar der erste wirkliche Wintermonat, doch die Böden zu Lande und das Wasser in Atlantik und Mittelmeer sind noch warm. Die tiefsten Temperaturen treten dann Mitte Jänner bis Mitte Februar ein.

Dank der in diesem Jahr frühen Schneefälle ist Weihnachten 2019 also gesichert. Die Schneeerzeuger – im Fall des Falles sind Österreichs Skipisten in nur sieben Tagen komplett beschneibar – werden dafür sorgen, dass dies auch auf die restliche Saison zutrifft. Somit kann zumindest diesbezüglich beruhigt in die nahe Zukunft geblickt werden. Angesichts der sonstigen vielen Fragezeichen ist das bereits überaus erfreulich, wünscht allseits schöne Weihnachten der

Lupo

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