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Standpunkt

Hölzchen für das „Power Couple“

Print-Ausgabe 16. September 2022

Es war ein wunderschöner Abend. Kühl zwar und damit ein Vorgeschmack auf den kommenden Winter, wie der Kabarettist und Autor Dirk Stermann in seiner Laudatio für den „Sonderpreis Tanz“ (er ging an „Impulstanz Vienna“) festhielt, aber der Abend war eindrucksvoll: die Verleihung der österreichischen Musiktheaterpreise 2022 Dienstag dieser Woche im Schloss Grafenegg.

Es ist Silvi Redo, Verkaufsleiterin von Robinson Österreich, zu verdanken, dass eine Handvoll Touristiker*innen die Veranstaltung genießen durften. Robinson fungierte als einer der Sponsoren (der Preis für die „Beste Gesamtproduktion Operette, Musical & Revuetheater“ erfolgte mit freundlicher Unterstützung des Premium Clubanbieters; gewonnen hat ihn die „Commedia lirica Zazà“ vom Theater an der Wien).

Was den Abend, der unter dem Motto „100 Jahre Niederösterreich“ stand und von Christoph Wagner-Trenkwitz überaus sympathisch moderiert wurde, so besonders machte, war dreierlei:

  • Viele der nominierten Produktionen wurden zu Zeiten realisiert, als die Pandemie das öffentliche Leben noch voll und ganz im Griff hatte, mit allen Einschränkungen für Opern, Musiktheater, Orchester und Sänger*innen. Oftmals wurde dies angesprochen.
  • Die Bandbreite der prämierten Leistungen deckte Musikepochen vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart ab, wodurch sich jede Geschmacksrichtung angesprochen fühlen konnte.
  • Zu guter Letzt verdeutlichte die 10. Verleihung des österreichischen Musiktheaterpreises eines: welch wichtiger Part der Kultur in Österreich zukommt.

Gerne schmückt sich die Alpen- und Donaurepublik mit dem Federchen der Kultur. Doch sie ist alles andere als ein Kulturland. Sonst gäbe es ein Kunstministerium, wie Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek auf seiner Website am Höhepunkt der Pandemie feststellte. Wäre Österreich das behauptete Kulturland, meinte er, würde der volkswirtschaftliche Nutzen von Kunst und Kultur längst ein bestimmender Faktor der Wirtschaftspolitik sein, läge das Jahreseinkommen von 37 % der Kunstschaffenden nicht unter der Armutsgrenze, stünde Kunst über Proporz und nicht umgekehrt. Insgesamt 33 Punkte führte Herz-Kestranek in dieser, wie er erklärte, „unvollständigen Liste“ an.

Touristiker*innen könnten ergänzend dazu eine weitere unvollständige Liste anfertigen. Eine, die festhält, weshalb trotz vieler Beweihräucherungen und herzerfrischender Anläufe beim Thema Kulturtourismus in Österreich noch vieles im Argen liegt. Da und dort geben Kultur und Tourismus in Österreich ein echtes „Power Couple“ ab. Doch allzu oft ist es ein von Berührungsängsten geprägtes Mit-, wenn nicht gar Gegeneinander. Wie gesagt: Der 10. Österreichische Musiktheaterpreis war eine grandiose Veranstaltung. Aber auch eine, die zum Nachdenken anregen sollte, hofft damit ein kleines Hölzchen zur Verbesserung der Beziehung des „Power Couples“ Kultur und Tourismus geworfen zu haben der

Lupo

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