Standpunkt

Flugstreichungen und ihr Gegenteil

Print-Ausgabe 17. Juni 2022

Im Österreich-Tourismus gilt das Mitarbeiter*innen Thema aktuell als eine der größten Baustellen, die es zu erledigen gilt. Im Flugbereich sind es die Flugstreichungen. Die Wurzeln sind da wie dort dieselben: Ein eklatanter Mangel an Fachkräften. Denn in weiten Teilen der Luftfahrtindustrie – bei Airlines, Airports, Bodenabfertigungen, Sicherheitskontrollen etc. - herrscht ein Mangel an geschultem Personal. Reisende, so steht fest, müssen in diesem Sommer mit massiven Flugausfällen in ganz Europa rechnen. Es zeichnet sich diesbezüglich der chaotischste Sommer seit Jahren ab. Laut Studie des Flughafenverbandes ACI Europe gehen 66 % der europäischen Airports davon aus, in den kommenden Monaten mit gröberen Verspätungen konfrontiert zu sein und mehr als ein Drittel mit Beeinträchtigungen des Betriebs bis weit in den Winter hinein.

Die Ursachen liegen dafür in der Pandemie: Vielerorts haben Luftfahrtunternehmen einen erheblichen Teil ihres Personals entlassen. Viele dieser Mitarbeiter*innen entschlossen sich in weiterer Folge zu einem Berufswechsel und gingen in Branchen, die weniger von der Pandemie betroffen waren. Jetzt ist die Nachfrage nach Flügen unerwartet dramatisch angestiegen, womit die Branche stark unterbesetzt ist und Schwierigkeiten hat, mehr Personal einzustellen, um den Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachzukommen.

Interessant ist, dass Österreich diese Chaoswelle, die derzeit über Europas Luftfahrt hinwegfegt, relativ unbeschadet zu überstehen scheint. Einen guten Dienst dürfte dabei die Kurzarbeit geleistet haben, durch die es gelang, Mitarbeiter*innen im Team zu halten, während sie in anderen Ländern kurzerhand freigesetzt wurden. Der Vienna International Airport etwa konnte 80 % des Personals aus der Zeit vor der Pandemie halten, obwohl die Passagierzahlen deutlich zurückgingen. Ebenso scheint dem Flughafen Wien zu helfen, dass mit seiner Tochter Košice eine Partnerin zur Verfügung steht, die im Falle des Falles mit Personal aushelfen kann.
Auch bei Austrian Airlines wird – anders als von der Konzernmutter Lufthansa und -schwester Swiss – versichert, das geplante Sommerprogramm 2022 ohne Streichungen durchzufliegen. Österreichs Flag Carrier konnte nach eigenen Angaben für die Frühjahrs- und Sommersaison sogar 150 zusätzliche Flugbegleiter*innen einstellen. „Wir sind bereit für den Start in einen Sommer im Vollbetrieb“, wird betont.

Ohne jetzt OS oder VIE besonders hervorheben zu wollen: Offensichtlich war die oftmals kritisierte Politik während Pandemie hierzulande doch nicht allzu schlecht und auch – von Einzelfällen abgesehen, die wie immer die Regel bestätigen –, nicht überzogen. Abgerechnet wird wie immer zum Schluss und der ist bekanntermaßen noch in weiter Ferne. So zwei bis drei Jahre wird es Branchenkenner*innen zufolge noch dauern, bis Klarheit herrscht, wer wie und mit welchen Schrammen die schwierigen Corona-Jahre überstanden hat, gibt zu bedenken der

Lupo

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