Print-Ausgabe 16. Mai 2025
Was für ein Spruch. Er galt bei der Gründung von T.A.I. – also „tourist austria international“ – ebenso wie heute. Als die Zeitung 1970 ins Leben gerufen wurde, gab es nichts Vergleichbares: Ein Medium, das Österreichs touristische und Tourismus-affine B2B-Community über all das informierte, was im Inland und im Erdenrund in der Branche aktuell geschieht – von der Airlines- und Flughäfen-Branche angefangen, über Bus, Bahn, Mietwagen, Reisebüros, Reiseveranstalter, Seilbahnen, Hotellerie oder Destinationen bis hin zu den Counter-Agents. Man könnte diese Liste noch lange fortsetzen, etwa um den Business Travel, die Gemeinde-, Landes- und Bundespolitik, um die Kammern, Gewerkschaften oder Universitäten etc. Für sie alle galt: Vor der T.A.I. gab es nichts Allumfassendes.
Das änderte sich schlagartig, als Ende September die erste Ausgabe der „tourist austria international“ erschien. Ins Leben gerufen wurde sie von Walter Norden, der aus dem Tageszeitungsjournalismus kam, ab Ende der 1950er Jahre Pressechef bei Austrian Airlines war, und dort ein Medium wie die T.A.I. schmerzlich vermisste. Zusammen mit seiner Ehefrau Christiane Norden-Draxlmayr – sie feierte rund um die erste Ausgabe Ende September 1970 ihren Geburtstag – machte er sich daran, Österreichs Tourismus Woche für Woche auf den aktuellsten Stand des branchenweiten Geschehens zu bringen, global und national.
Internet gab’s damals noch nicht. Auch kein Telefax. „State of the Art“ waren Telex-Apparaturen mit Lochstreifen und Rollen- bzw. Offsetdruckereien, die mühsam Seite für Seite mittels Bleisatzes gestalteten, in so genannte „Schließrahmen“ eingliederten und mit Bildern versahen, von denen zuvor „Klischees“ hergestellt worden waren.
Wie sich die Zeiten ändern! T.A.I. war stets am Ball. Die stinkenden Telefax-Rollen der frühen 1980er Jahre sind noch gut in Erinnerung, ebenso die Sackgasse des „Bildschirmtexts“ – liebevoll BTX genannt. Doch das Aufkommen der Personal Computer und des Internets – letzteres in den 1990ern – sowie die Entwicklung der Digitalfotografie sorgten für tiefgreifende Neuerungen des Geschehens.
Wie stolz war unsere Redaktion, als ein T.A.I.-Mitarbeiter von einer Dienstreise nach Japan ein dort geschossenes Foto schickte, getrennt davon den Text. Online erwies sich so als deutlich schneller als Fliegen, denn beides wurde bereits vor seiner Rückkehr in der aktuellen Ausgabe der „tourist austria“ publiziert!
Hand in Hand damit ging die Revolution im Druckerei-Sektor, wo sich die Technologie „Computer-to-plate“ durchzusetzen begann. Für den Verlag erfolgte damit 2002 der Rückzug aus der 20 Jahre hindurch wehrenden Druckerei-Sparte und eine Konzentration auf die Kernkompetenz.
Heute regieren Internet und Social Media das Geschehen, während KI (Künstliche Intelligenz) langsam aber sicher ihren Kinderschuhen entwächst. Die Geschwindigkeiten nehmen dabei laufend zu. Wie rasch die Entwicklungen mittlerweile gehen können, zeigt sich an jener des Smartphones: Weltweit nutzen bereits rund 4,7 Milliarden Menschen eines.
Wie gesagt, die ersten viereinhalb Jahrzehnte erschien „tourist austria international“ wöchentlich und als Zeitung. Dazu gab es eine Fülle von Sonder- und fremdsprachigen Ausgaben, wie etwa zu den für Österreich wichtigen Incoming-Messen WTM (World Travel Market) in London, MITCAR in Paris, MITT in Moskau oder BIT (Borsa Internazionale del Turismo) in Mailand. Zu besonderen Events, wie der Jahrestagung des DRV (Deutscher Reiseverband) in Innsbruck oder dem Skål International Welt-Kongress in Wien gab es sogar tägliche Erscheinungsweisen.
Das änderte sich nicht zuletzt durch den Siegeszug des Internets. Die Umsätze des T.A.I.-Verlages gingen zurück und Anfang der 2010er Jahre musste das einst siegesgewisse Team plötzlich rote Zahlen hinnehmen. Den Umschwung brachte eine radikale Kehrtwendung: Ab Jänner 2015 erschien T.A.I. als Magazin, und das 14-tägig. Die Berichterstattung konzentrierte sich auf Hintergrund-Analysen, ohne die „klassischen“ Stärken zu vernachlässigen, wie die brandaktuellen „News“, kombiniert mit neuen Highlights à la „T.A.I.-Trends“, „T.A.I.-Barometer“ oder „Places2be“. Der Erfolg war atemberaubend!
Der nächste Einschnitt kam jedoch fast wie das Amen im Gebet. Erschüttert wurde nicht nur die gesamte globale Branche, sondern jedes einzelne Land weltweit: Es begannen die Jahre der Pandemie. Am Anfang sah alles noch wie ein kurzzeitiger Spuk aus, doch rasch wurde die gesamte Tragweite klar, spätestens als Airlines damit begannen, ihre Flugbetriebe komplett einzustellen. Wow. Das saß. Wie die gesamte Wirtschaft stand T.A.I. plötzlich vor dem Nichts.
Doch wie viele Akteure damit begannen, sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen – hierzulande garniert mit Kurzarbeit und diversen großzügigen Corona-Hilfsgeldern –, verhielt es sich genauso mit T.A.I. Die März-Ausgabe erschien und auch eine im April, im Mai und im Juni. Jene im Juli war dann so erfolgreich, dass dem Verlag umgehend die Kurzarbeit kräftig zusammengestutzt wurde. Parallel dazu halfen Internet und Social Media, allen voran LinkedIn, um die sich fast täglich ändernden Neuerungen zu kommunizieren.
Die Zurückhaltung, 2023 wieder auf den 14-tätigen Rhythmus zurückzukehren, machte sich aber bezahlt: Der massive Anstieg von Druck- und Vertriebskosten konnte durch Beibehalten der monatlichen Erscheinungsweise abgefangen werden. Und seit dem Vorjahr erreichen die Umsätze nahezu wieder das starke Niveau der Vor-Pandemie-Jahre.
Auf zu neuen Ufern. Dieser Spruch hatte Gültigkeit bei Gründung der „tourist austria international“ und er gilt auch heute. Mehr denn je sogar. Was in Zeiten der frühen touristischen Entwicklung so gehalten wurde, ist für das Team der T.A.I. Anspruch und Herausforderung zugleich. In diesem Sinne feiern wir mit vorliegender Ausgabe unser 55-jähriges Jubiläum und freuen uns auf das, was kommen wird! Lassen Sie sich überraschen,
Ihr Lupo
Erstellt am: 16. Mai 2025
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