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Es war der erste Kongress der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) seit Jahren zum Normaltermin im Jänner, mit 700 Teilnehmer:innen wurde eine neue Bestmarke verzeichnet (mit Ausnahme der in Wien stattfindenden ÖHV-Kongresse) und es standen mit 70 Jahren ÖHV sowie dem 30. Kongress zwei besondere Jubiläen an: Der ÖHV Kongress Ende Jänner 2023 im Salzburg Congress stand in vielerlei Hinsicht für die langersehnte Rückkehr zur Normalität. Die stellt sich aber komplett anders dar, als von vielen erhofft oder erwartet. Das Motto des Kongresses, „Veränderung gestalten“, deutete bereits deutlich darauf hin.
„Heimspiel“ in der „hogast-Hochburg“
Für ÖHV-Präsident Walter Veit war es jedenfalls eine Art „Heimspiel“ (der Hotelier aus Obertauern, 4-Sterne Superior Hotel Enzian, hat die Landeshauptstadt zu seiner „Wahlheimat“ erkoren). Auch wenn er in seiner Eröffnungsrede darauf verwies, dass der Kongress die bereits zweite ÖHV-Veranstaltung in der Mozart-Metropole war (1959 gab es ein „Winterarbeitsseminar“) und der Kongress bereits mehrmals im Bundesland angehalten wurde (Gastein, Saalfelden und zweimal Zell am See), so stellte es diesmal doch eine Premiere in der „hogast-Hochburg“ dar (die Einkaufsgemeinschaft, an deren Gründung die ÖHV maßgeblich mitbeteiligt war, hält jedes Jahr ihr Symposium ab).
Stolz entwickelt sich die Zahl der ÖHV-Mitglieder, wie Walter Veit betonte. 2010 wurde die 1.200er Marke überschritten, heuer werden es erstmals mehr als 1.700 werden. Veit: „Ich kann auf der Arbeit meiner Vorgänger:innen aufbauen.“ Von diesen waren zahlreiche anwesend, darunter Michaela Reitterer, Gregor Hoch, Peter Peer und Helmut Peter.
Unter den Ehrengästen der Eröffnung (und des Eröffnungsabends am Sonntag im Hangar 7) befanden sich zudem mit EU-Vizepräsident Othmar Karras und dessen Kabinettschefin Petra Stolba, Landeshauptmann bzw. Tourismusreferent Wilfried Haslauer, Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler sowie den beiden Nationalratsabgeordneten bzw. Tourismussprecher:innen Franz Hörl und Barbara Neisser hochkarätige Politiker:innen. Ebenso mit dabei waren die Präsidenten der Schwesterverände aus Deutschland, Otto Lindner (IHA), Südtirol, Manfred Pinzger (HGV) und der Schweiz, Andreas Züllig (hotelleriesuisse), die später bei einer Podiumsdiskussion aktuelle Problemkreise ansprachen.
Arbeitskräftethema „so arg wie noch nie“
Während Walter Veit in seiner Begrüßungsrede die Forderungen nach Senkung der Lohnnebenkosten sowie der Steuerlast auf Arbeit und besserer Kinderbetreuung im Tourismus hervorhob, wies Wilfried Haslauer darauf hin, dass „sich viele Problemlagen ändern“, aber eine ihn seit seinem Amtsantritt 2004 ständig begleitet: das Arbeitskräftethema in Hotellerie und Gastronomie. Dieses sei jetzt aber „so arg wie nie“. Man könne aber „viele Maßnahmen setzen, um die Dinge zu verbessern“.
Einen Seitenhieb konnte sich aber auch Hauslauer nicht verkneifen. Er freue sich, unter den Ehrengästen „Franz Hörl begrüßen zu können, der durch klug gesetzte Worte stets seinen Weg in die Medien findet“ (dies als Anspielung an Hörls jüngste Aussage, Werbung für Städte- und Flugreisen mit einer besonderen Steuer zu belegen bzw. diese überhaupt zu verbieten).
Faktencheck & Aktionsplan
Einmal mehr als überaus kompetente, besonnene aber durchschlagskräftige Vertreterin des Tourismus erwies sich Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Sie verwies in ihrer Ansprache auf die hohen Nachholeffekte bei den Reisenden sowie auf drei Themenfelder, welche die Branche in naher Zukunft besonders beschäftigen werden: die Nachhaltigkeit („Vieles wird nicht so bleiben, wie wir es in den letzten 30 Jahren erlebt haben“), den Arbeitsmarkt sowie die Digitalisierung.
In ihrer Arbeit als Staatssekretärin lege Kraus-Winkler einen Fokus auf Fakten (u.a. gezeigt in der Kooperation mit dem Bundesumweltamt rund um den „Faktencheck zum Energieverbrauch in Kernbereichen des Wintertourismus“). Grund: „Sonst diskutieren wir nur über emotionale Veränderungen.“ Und: „Durch den Faktencheck haben wir bewiesen, dass die ‚weißen Bänder‘ nicht schuld am Klimawandel sind.“
Österreich verfüge durch den Plan-T über eine aufrechte Tourismus-Strategie. Diese wurde zwar wenige Monate vor der Pandemie fertiggestellt, „aber es gibt an Zielen nichts, was so treffend formuliert ist“. Ende Jänner werde darauf aufbauend von Susanne Kraus-Winkler und dem Tourismus-Staatssekretariat der Aktionsplan für 2023 und 2024 präsentiert (mehr dazu demnächst in T.A.I.).
Qualität statt Masse
Der Blick in die Zukunft zeige jedenfalls, welchen Fragen sich die Politik stellen muss. Eine davon bildet die Teuerung, wobei sich in den kommenden Saisonen zeigen werde, ob diese oder die bereits zitierten Nachholeffekte eine stärkere Wirkung auf Österreichs Tourismusentwicklung ausüben. Für Kraus-Winkler steht jedenfalls fest: „Wir müssen jede Saison neu ausrichten. Wir müssen gleichzeitig optimistisch bleiben und den Schwung in die Zukunft mitnehmen sowie Selbstverantwortung übernehmen.“
Derzeit sei die Stimmungs- und Buchungslage jedenfalls erfreulich: Die Thermen seien voll, der Städtetourismus wieder da (auch wenn es aktuell den früher gewohnten Jänner-Knick gebe) und „der Winter läuft sehr gut“.
Susanne Kraus-Winkler abschließend (zuvor lieferte sie noch fünf Gründe für Optimismus): „Österreich muss und wird stark in Richtung Qualitätstourismus gehen. Massentourismus ist nicht die Zukunft.“ Dies hänge nicht von den Nächtigungszahlen ab, sondern von Angebotsqualität und Marketing: „Nicht nur die Zahl ist entscheidend, sondern die Strategie, die dahinter liegt.“
„Future Labs“ & „Veränderung gestalten“
Der ÖHV-Kongress ging dann in seinen Programmpunkten getreu dem Motto „Veränderung gestalten“ auf viele der genannten Themenfelder ein. Neu waren die beiden „Future Labs“ am ersten und zweiten Vormittag des Kongresses.
Termin und Austragungsort für den nächsten ÖHV-Kongress stehen bereits fest: Er geht erstmals in Graz über die Bühne, und zwar nicht zum „Normaltermin“ im Jänner, sondern von 14. bis 16. April 2024. Die „Rückkehr zur Normalität“ stellt sich also auch diesbezüglich anders da, als von vielen erwartet. Das Motto des diesjährigen Kongresses gilt damit auch für die Zukunft: „Veränderung gestalten.“
Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
ÖHV Kongress 2023 - Aug in Aug mit der Zukunft: „Es geht darum, sie mitzugestalten“ >>>
Erstellt am: 26. Jänner 2023
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