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Energieverbrauch im Tourismus

Effizienz verdoppelt, Anteil der „Erneuerbaren“ signifikant gestiegen

Print-Ausgabe 20. Jänner 2023

„Die Tourismusbranche konsumiert nur 1,6 % des bundesweiten Energie­ver­brauchs“, berichtet Sigrid Svehla-Stix


 

Während Beherbergung, Gastro und Seilbahnen 5,6 % der Wertschöpfung Österreichs generieren, zeichnen sie für nur 1,6 % des Energieendverbrauches verantwortlich

Angesichts der enorm gestiegenen Energiekosten sowie der sich durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zum Thema avancierten Energieverfügbarkeiten ist auch Österreichs Tourismus in den Fokus der Diskussion gerückt. Bislang waren Angaben darüber, wie viel dieser Sektor verbraucht, nur sehr vage gehalten. Jetzt hat das Bundesumweltamt (zu 100 % Eigentum der Republik) einen ak­tuellen Faktencheck erstellt. Ergebnis: Österreichs Tourismusbranche mit ihren Kernbereichen Beherbergung, Gastronomie und Seilbahnen, die laut Statistik Austria für einen direkten Wertschöpfungsanteil von 5,6 % sorgt (direkt und indirekt sind es sogar 7,5 %), konsumiert nur 1,6 % des bundesweiten Gesamtverbrauches an Energie.

Erstellt wurde der Faktencheck von den Bundesumweltamt-Mitarbeiter:innen Sigrid Svehla-Stix (Teamleiterin Umweltökonomie), Thomas Krutzler, Ilse Schindler und Johanna Vogel. Für die Analyse wurde der Mittelwert der Jahre 2017 bis 2019 herangezogen, da 2020 und 2021 wegen der wirtschaftlichen Ausnahmesituation das Bild verzerrt hätten. Deshalb bezieht sich auch der genannte Wertschöpfungsanteil auf besagte Periode.

Wichtig ist zudem die Feststellung, dass eine detailliertere Abgrenzung der Sektoren aufgrund der Datenverfügbarkeit aktuell nicht möglich ist. So umfasst der Sektor Gastronomie auch Aktivitäten, die nicht dem Tourismus zuzuordnen sind (wie z. B. Mensen, Kantinen oder die Restaurantbesuche der ortsansässigen Bevölkerung). Das Gesamtbild ist nichtsdestotrotz überaus aufschlussreich.

So ist der Endenergieverbrauch von Österreichs Tourismus (wie erwähnt 1,6 %) mit dem Jahresenergieverbrauch der Nahrungsmittelindustrie vergleichbar. Deren direkter Wertschöpfungsanteil beläuft sich allerdings auf nur 3 % und kommt damit auf etwas mehr als die Hälfte des touristischen Wertes von 5,6 %.

Doch nun zu den Detailergebnissen. Die Beherbergung (rund 68.000 gewerbliche und private Betriebe) sorgt bei der benötigten Energie für einen Anteil von 0,4 % am gesamt­österreichischen Verbrauch. Bei der Gastronomie (rund 41.200 Betriebe) sind es 0,89 %, während die rund 250 Seilbahnunternehmen (inkl. technischer Beschneiung) mit rund 2.900 Liften und 511 Mio. beförderten Personen alleine im Winter für 0,3 % des gesamtösterreichischen Energieverbrauchs sorgen. Der Verbrauch entfällt bei den Seilbahnen zu 78 % auf den Winter und zu 22 % auf den Sommer. Für Gastronomie und Beherbergung ging das Bundesumweltamt von 50:50 aus.

Energieverbrauch pro Nächtigung in der Beherbergung

Große Unterschiede weisen die drei Teilbereiche bei den zum Einsatz kommenden Energieträgern auf. Mit 40 % hat „Wärme“ (Fernwärme, Solarthermie, Wärmepumpen) den größten Anteil am energetischen Endverbrauch im Sektor Beherbergung, während in der Gastronomie der Strom (73 %) dominiert. Bei den Seilbahnen ist es ebenfalls der Strom (79 %).

In der Beherbergung folgen Erdgas und Öl an zweiter Stelle (19 %­ bzw. 18 %), während es in der Gastronomie zu 17 % Ölprodukte (Kraftstoffe) sind. Gas ist hier mit nur 3 % vertreten. Ähnlich verhält es sich bei den Seilbahnen, wobei hier 20 % auf Ölprodukte, aber nur 0,5 % auf Erdgas entfallen.

Anteil an erneuerbaren Energieträgern in Beherbergung und Gastronomie

Interessant und überaus erfreulich ist noch ein weiterer Aspekt. Der betrifft den Beherbergungsbereich: Denn dort ist das Verhältnis des Energieverbrauchs im Vergleich zur Anzahl der Nächtigungen in den letzten Jahren signifikant gesunken. Dieser Umstand ist laut Bundesumweltamt auf eine deutliche Effizienzsteigerung zurückzuführen. Lag der Energieverbrauch 2008 noch bei 18,1 kWh (Kilowattstunden) pro Nächtigung, so sank er bis 2019 um rund 54 % auf nur noch 8,4 kWh. „Dies ist einerseits auf steigende Nächtigungszahlen sowie auf einen sinkenden Energieverbrauch, vor allem bei Erdgas und Wärme, zurückzuführen“, so Sigrid Svehla-Stix.Wobei es zwei deutliche Knicks nach unten in den Jahren 2013 (von 17 % auf 14,7 %) und 2017 (von 10,5 % auf 8,8 %) gab. Da in beiden Jahren nur moderate Nächtigungszuwächse zu verzeichnen waren (1,2 % und 2,6 %), ist die signifikante Steigerung der Energieeffizienz wohl auf entsprechende Investitionen zurückzuführen.

Anteil der einzelnen Energieträger am Gesamtverbrauch

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