Das HOGAST Symposium 2022 im Salzburg Congress war mit der Rekordbeteiligung von 900 Teilnehmer*innen ausverkauft. HOGAST Vorstandsvorsitzender Allegra Frommer und ihr Vorstandskollege Richard Wisdom konnten tolle Vortragende aufbieten, darunter Mr.
HOGAST Symposium 2022

Neuer Wein in neuen Schläuchen! Anregungen dazu gab’s beim HOGAST Symposium

T.A.I. 24 TOP News

Was haben Hotellerie und Gastronomie bezüglich Energiepreisen und Nachfrage in den kommenden Monaten zu erwarten? Wie kann Tourismus klimaneutraler werden? Wie sollte sich das Unternehmertum angesichts des Mitarbeiter*innen-Mangels entwickeln? Und welche Auswirkungen sind durch Digitalisierung im Food-Bereich zu erwarten? Antworten auf diese Fragen lieferte die Einkaufsgemeinschaft HOGAST auf ihrem Symposium 2022, das Mitte Oktober im Salzburg Congress über die Bühne ging, und zwar mit einer Rekordbeteiligung von 900 Teilnehmer*innen.

Aufsichtsratschef Werner Magedler (Rainers Hotels, Wien), Vorstandsvorsitzende Allegra Frommer und ihr Vorstandskollege Richard Wisdom hielten die Begrüßung der Gäste erfrischend kurz. Rund 60 bis 70% der Gäste waren laut Marketing und Kommunikationschef Dietmar Winkler Hoteliers und Gastonom*innen, die auch aus Bayern, Baden-Württemberg, der Schweiz und Südtirol angereist waren. Prominentester Hotelier war der Präsident der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung), Walter Veit (4-Sterne-Superior Hotel Enzian, Obertauern), stark vertreten war auch die Zulieferindustrie, mit Hagleitner (Hygiene), Metro (Großhandel), Soluto (Brand- und Wasserschadensanierung) sowie Rota (Zeiterfassung) als Hauptsponsoren.

Entwarnung beim Gas

Er sorgte für den starken Start des HOGAST Symposiums 2022: der Direktor des WIFO Gabriel Felbermayer. „Auf ihn hört sogar die Bundesregierung“, stellte ihn Moderatorin Katrin Prähauser (Servus TV) den Referenten in Anspielung auf die von Felbermayer angeregte Strompreisbremse vor

Für den starken Start sorgte der Direktor des WIFO (Institut für Wirtschaftsforschung), Gabriel Felbermayer. „Auf ihn hört sogar die Bundesregierung“, stellte Moderatorin Katrin Prähauser (Servus TV) den Referenten vor, in Anspielung auf die von Felbermayer angeregte Strompreisbremse. Der WIFO-Chef legte dann auch gleich los: „Der Tourismus war ein Treiber der jüngsten Entwicklung in Österreichs Wirtschaft und hat dafür gesorgt, dass die Volkswirtschaft wieder ins Wachstum gekommen ist. Sie haben Konjunktur gemacht“, lobte er.

Derzeit greife zwar weltweit Pessimismus um sich („Vor allem Deutschland macht Sorgen und auch China, das es nicht geschafft hat, die Zahlen für das 3. Quartal zu veröffentlichen“), doch zeichnen sich auch positive Entwicklungen ab: „Die Gasflüsse nach Europa gehen wieder nach oben.“ Durch die stark gefüllten Speicher sollte die Menge bis nächsten Sommer reichen. Österreichs Gasverbrauch sei seit Jänner um 8 % gesunken, obwohl die große Heizsaison erst kommt: „Da wird man sehen, wie viel wir einsparen können.“ Notwendig wäre eine Senkung des Verbrauches um -20 %.

„Dinge nicht so dramatisch“

Gabriel Felbermayer sieht die Entwicklung also eher entspannt, auch beim Gaspreis, der auf allen Kontinenten eine identische Entwicklung verzeichnet. Und: „Was rauf geht, geht auch wieder runter.“ Eines steht für den WIFO-Direktor aber fest: „Wir werden nicht mehr in die Zeit zurückkommen, wo wir nur 30 Euro (je Megawattstunde) gezahlt haben: Langfristig werden wir um ca. 40 % mehr zahlen müssen.“

Bezüglich Teuerung gehen in den USA die Inflationszahlen bereits wieder zurück: „Die Trendwende ist eingeleitet, das wird auch in Europa passieren. Allerdings ist die Zinswende auf dem Weg.“ Auf der Preisfront werden 2023 jedenfalls „die Dinge nicht so dramatisch sein, wie angenommen.“ Zwar sei die Verbraucherstimmung „derzeit im Keller, doch sei sie für die Wirtschaftsentwicklung nicht wirklich entscheidend: „Traditionell sorgt eine steigende Inflation für sinkende Verbraucherstimmung.“

Neue Wege bei der Produktivität

Für WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr steht, wie er beim HOGAST Symposium 2022 betonte, eines fest: „Wir werden nicht mehr in die Zeit zurückkommen, wo wir nur 30 Euro (je Megawattstunde) gezahlt haben: Langfristig werden wir um ca. 40 % mehr zahlen müssen.“

Österreichs Wirtschaft befinde sich zwar „auf den Weg in Richtung Stagnation, es war aber bisher ein verdammt gutes Jahr!“ Man gehe nun „davon aus, dass der Faden abreißt, getrieben vor allem von der Industrie.“ 2023 dürfte am Ende „ein mickriges Wachstum liefern, aber keine Rezession.“ Das nominelle BIP (Bruttoinlandsprodukt vor Inflation) dürfte in Österreich heuer +11,1 % erreichen, 2023 dann +6,0 %. Das reale BIP sehe zwar anders aus („Wir werden real nicht wachsen“), aber die Größe des nominellen BIP sei wichtig, weil es die Quelle für Steuereinnahmen eines Staates bilde.

Und wie steht es um den Tourismus? „Da jagt in Österreich ein Nächtigungsrekord den anderen“, zeigt sich Felbermayr beeindruckt. Entscheidend sei aber die Bruttowertschöpfung und auch diesbezüglich habe sich Österreichs Tourismus gut geschlagen: „Geografie und Sicherheit sind jetzt ein Segen.“

Das Fazit des WIFO-Chefs: Zwar komme es zu einer Eintrübung der Stimmung der Beherbergungsbetriebe in Österreich, diese sei aber nicht extrem. Sorgen bereite hingegen der Arbeitsmarkt. Der sei zwar „weiterhin überaus stabil (noch nie gab es so viele Beschäftigte, auf zwei Stellenbewerber*innen komme derzeit eine freie Stelle, vor ein paar Jahren war es noch eine Stelle für 14 Bewerber*innen). Aber vor allem im Tourismus „finden Angebot und Nachfrage derzeit nicht mehr zueinander.“ Der Tourismus werde teurer werden, die Branche höhere Löhne zahlen und „wir werden ganz neue Wege gehen, was die Produktivität betrifft.“

„Projekt Green Zero“

Hotellerie und Gastronomie sind neben der Medizin die Branche,

Nach diesen wirtschaftlichen Zahlen lieferte der frühere KI (Künstliche Intelligenz)-Pionier Dirk Gratzel einen erfrischenden Kontrast: Er will als erster Mensch mit wissenschaftlicher Genauigkeit seinen lebensbezogenen ökologischen Ausgleich vorantreiben. Wo er bis 2017 pro Jahr 28 Tonnen CO2-Emissionen (der deutsche Durchschnitt liegt bei 12 t, die UNO nennt 2 t als Ziel) und Umweltkosten von 400.000 Euro verursacht hatte, will der 54-Jährige nun mit dem Projekt „Green Zero“ klimaneutral leben.

Mit Partnern aus der Wissenschaft entwickelte er ein umfangreiches Kompensationskonzept und startete gemeinsam mit der TU Berlin die Plattform Greenzero AX GmbH. Ergänzend dazu kommt die Heimaterde GmbH, mit der alte Bergwerkshalden aufgekauft und renaturiert werden. Auch die Familie Haniel (zählt zu den zehn reichsten deutschen Dynastien) wurde als Partner gewonnen.

Was hat all dies mit Hotellerie und Gastronomie zu tun? „Sie sind neben der Medizin die Branche, die am dichtesten am Menschen dran ist“, ermunterte er die Teilnehmer*innen des HOGAST-Symposiums, aktiv „an den Aktivitäten des Verbrauchs und des Wiedergutmachens mitzuwirken. Sie haben die Möglichkeit mit Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Tourismus sei ein Zukunftssektor, bei dem Nachhaltigkeit neben Qualität und Preis als essenzieller Teil in den Vordergrund trete. Dirk Gratzel: „Es würde mich freuen, wenn Ihre Branche mit positivem Beispiel vorangeht!“

Vorhang auf für „Impact-Unternehmer“

Vorhang auf für „Impact-Unternehmer“ - Coaching-Spezialistin Paula Brandt propagierte auf dem HOGAST Symposium 2022 unter dem Motto „Impact-Unternehmer“ ein neues, für Krisen gewappnetes Unternehmertum.

Die beiden Vorträge am zweiten Tag des HOGAST Symposium 2022 – nach einem fulminanten Abend im „Amadeus-Terminal“ des Salzburg Airport – leitete die ehemalige Microsoft- und Accenture Managerin Paula Brandt ein, die später als geschäftsführende Gesellschafterin mit Orange Networks (Cloudisierung und Innovation) zu einem der wichtigsten Microsoft-Partner in Deutschland wurde und sich seit fünf Jahren auf Coaching spezialisiert hat. Dabei propagiert sie unter dem Motto „Impact-Unternehmer“ ein neues, für Krisen gewappnetes Unternehmertum.

Für das „derzeitige Konglomerat aus verschiedenen Effekten gibt es keine Blaupausen“, es sei Neuland, so die Coaching-Spezialistin. „Wir müssen radikale Antworten darauf geben, möglicherweise auch eine Rückbesinnung auf alte Werte.“

Was bedeutet nun Impact-Unternehmertum konkret? Es gehe darum, die Wirtschaft (in diesem Falle den Tourismus) mit Visionen neu zu gestalten und dabei nachhaltiger zu agieren. „Vom ‚why‘ zum ‚how‘“, bezeichnet Paula Brandt diesen Weg, bei dem nachhaltiges Wachstum im Fokus stehe und die Unternehmer*innen „wirtschaftlich und persönlich im Lot“ seien.

Gesichtserkennung für Lachse

Der Berliner Kommunikationsdesigner Hendrik Haase sorgte unter dem Motto

Für den abschließenden Endspurt sorgte der Berliner Kommunikationsdesigner Hendrik Haase, der mit seinen Ausführungen über „Big Food Data“, KI und „Smartphonisierung“ faszinierte. Dinge wie Rezept-App oder vernetzte Küchengeräte „verändern nicht nur den Anbau und den Handel von Lebensmitteln, sondern stellen auch Gastronomie und Hotellerie vor völlig neue Herausforderungen“, so Haase. Konsument*innen können offenbar gar nicht genug Essens-Fotos verschicken: Erste Instagram-Bilder über das Essen tauchten 2010 auf, heute werden auf TikTok 8 Milliarden Views gezählt. 74,5 % der Millennials meinen, dass „Essen ein Teil ihrer Identität ist.“

Die digitale Revolution sei auf unseren Tellern angekommen. Auf einer Reise nach San Francisco ins Start-Up Paradies Silicon Valley hat Hendrik Haase „Welten von Startups gefunden, die sich intensiv mit Essen auseinandersetzen. Warum“, so fragte er sich, „denken die im Silicon Valley viel mehr über unsere Branche und Essen nach, als wir?“

Google arbeite an einer Gesichtserkennung für Lachse und es existiere eine App für Schweine, mit der diese unter ständiger Beobachtung stehen, mit dem Ziel, ihnen stets die optimale Nahrung zukommen zu lassen. Roboter ersetzen Food-Delivery-Fahrer (im Silicon Valley schon Realität) und Amazon besitzt bereits eine Fluglizenz für seine Liefer-Drohnen in den USA.

Digitale Technologie, die auf Essen setzt, wird laut Hendrik Haase „immer schneller und besser“. Er forderte die Branche deshalb auf, dem „digitalen Paradigmenwechsel“ offen gegenüber zu stehen: „Es lohnt sich, über den Tellerrand hinauszublicken. Denn Daten sind der Treibstoff einer ‚New Food Economy‘.“

Fürchten brauche sich die Branche von derartigen Trends aber nicht, denn „KI steht auch für kulinarische Intelligenz“, so Haase. Die Chance bestehe darin, „das analoge Potential der Kulinarik zu heben, stärken und auszuspielen, mit Orten und Services, die Erlebnisse schaffen. Technologie macht den Rest.“ Für ihn lautet die Strategie deshalb: „Nützen sie die digitalen Chancen, um wieder näher an den Gast zu kommen. Denn Technologie ist nur ein Werkzeug.“

Symposium-Konzept voll aufgegangen

Jede Krise hat ihre Chancen. Diesem Sprichwort wurde die   Einkaufsgemeinschaft HOGAST auf ihrem Symposium 2022 Oktober im Salzburg Congress voll gerecht. Den 900 Teilnehmer*innen wurde ein überaus spannendes Potpourri an Ideen und Inspiration geboten.

Spannende Vorträge also beim HOGAST Symposium 2022, das damit inhaltlich einen breiten und abwechslungsreichen Bogen gespannt hatte. „Wir müssen als HOGAST anfangen, uns zu überdenken“, meinte Allegra Frommer in ihren Schlussworten, die dabei auch Marketing-Chef Dietmar Winkler und sein Team für die Organisation lobte. Dessen Konzept ist jedenfalls voll aufgegangen. Winkler: „Unser Anspruch bei der Gestaltung des Symposiums ist, neuen Wein in neuen Schläuchen zu präsentieren.“

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:

T.A.I.-Interview mit HOGAST-Chefin Allegra Frommer: „Wünschen uns ein paar Jahre ohne täglich schlechte Nachrichten“ >>>

HOGAST Powertag 2022 - Mitarbeiter & Mammutbäume: Erfolg hängt von der Einstellung ab >>>

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