Print-Ausgabe 14. Oktober 2022
„Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken und unterstützen unsere Mitglieder, wo wir nur können“, erklärt Allegra Frommer (Foto: © Scheinast)
Die beherrschen leider seit März 2020 die Szene – umso beherzter geht Allegra Frommer ihre Aufgabe als Vorstandsvorsitzende der Einkaufsgenossenschaft an
Sie hat in der Vergangenheit bewiesen, was sie zu leisten vermag: Allegra Frommer, die seit heuer im Februar dem Vorstand der Einkaufsgenossenschaft für Hotellerie und Gastronomie HOGAST angehört und seit Mai als deren Vorstandsvorsitzende fungiert. So steigerte sich in ihrer achtjährigen Ära als Geschäftsführerin des Salzburger Verkehrsverbunds die Anzahl der verkauften Jahreskarten von 8.000 auf über 30.000 Stück pro Jahr. Bei der HOGAST geht es nun darum, den 3.250 Mitgliedsbetrieben finanzielle, zeitliche und Informationsvorteile zu verschaffen. Wie sie das bewerkstelligen will, was sie zum Wechsel bewogen hat und welche Herausforderungen derzeit besonderes Augenmerk benötigen, darum ging es im T.A.I.-Interview im Vorfeld des HOGAST-Symposiums 2022.
T.A.I.: Sie sind seit Mai Vorstandsvorsitzende der HOGAST. Zuletzt waren Sie acht Jahre Geschäftsführerin des Salzburger Verkehrsverbundes und davor in leitender Funktion bei „SnapNews“ tätig, dem Kurznachrichten-Service in den Salzburger Linienbussen. Was waren für Sie die Gründe, in die HOGAST zu wechseln?
Allegra Frommer: „Das ist tatsächlich eine reine Herzensentscheidung gewesen, denn schon immer habe ich mich sehr für die Hotellerie und Gastronomie interessiert. Essen und Trinken sind für mich Teil meiner Lebenskultur und somit war der Schritt in diese Richtung eine klare Entscheidung.“
T.A.I.: Einer Ihrer ersten großen Außenauftritte erfolgte heuer im Mai beim HOGAST Powertag in Linz, wo es um glückliche, loyale Mitarbeiter*innen ging. Hand aufs Herz: Wie sieht es diesbezüglich bei den 109 Mitarbeiter*innen der HOGAST aus? Lieferte Ihnen der Powertag neue Ideen, die auch in der Einkaufsgenossenschaft zu beherzigen sind?
Allegra Frommer: „In meiner Karriere habe ich Wertschätzung schon immer sehr stark gelebt. Ohne zufriedene Mitarbeiter*innen, die kritisch hinterfragen und sich voll einbringen können, wird es keine Weiterentwicklung eines Unternehmens geben. Somit war dieser Teil nicht neu für mich. Auf der anderen Seite gibt es viele Wege zum Ziel und so hat der Powertag mich auf neue Ideen gebracht und mir neue Inspiration gegeben, wie man an gewisse Dinge herangeht. Und – das Hinterfragen des eigenen Mindsets – das ist immer ein Input, der für die eigene Entwicklung gut ist.“
T.A.I.: Das Thema Personalsuche brennt derzeit allen in der Branche unter den Fingernägeln. Auf www.hogastjob.com finden sich aktuell 3.232 unbesetzte Stellen. Gibt es neue Wege der HOGAST bei der Mitarbeiter*innen-Akquirierung für die Mitgliedsbetriebe oder bleibt alles wie bisher?
Allegra Frommer: „Unsere Plattform hogastjob.com ist sehr erfolgreich, aber wie erwähnt ist natürlich auch hier eine Weiterentwicklung gefordert. Gerade Mitarbeitersuche ist ein zentrales Thema der Zukunft. Wichtig ist, mehr Reichweite zu generieren, um noch mehr Aufmerksamkeit bei potentiellen Bewerber*innen zu erregen. Auch die Kanäle, auf denen sich Bewerber*innen informieren und bewerben, verändern sich – das werden wir in unsere unmittelbare Strategie aufnehmen. Darüber hinaus werden wir Kooperationen eingehen, bei denen wir glauben, dass sie zukunftsträchtig sind. Natürlich immer im Sinne unserer Mitglieder.“
T.A.I.: Weitere heiße Themen sind die Pandemie und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit all seinen Folgen. Bereits im Geschäftsjahr 2020/21 wurden laut Aufsichtsratsvorsitzendem Werner Magedler (Rainer Hotels) „alle Erwartungen im negativen Sinn übertroffen“, der HOGASTUmsatz hat sich halbiert, was Rückschlüsse auf die ökonomische Entwicklung Ihrer über 3.250 Mitgliedsbetriebe zulässt. Wie verlief 2021/2022 und wie lässt sich das aktuelle Geschäftsjahr, das im Mai begonnen hat, an?
Allegra Frommer: „Die Pandemie hatte niemand erwartet und jeden völlig unverhofft getroffen. Man hat aber gelernt, mit diesem Virus umzugehen und heute wissen wir, dass es keine ultimative Heilung gibt, sondern dass er unser tägliches Leben begleiten wird. Das vergangene Geschäftsjahr war wieder deutlich besser und wir sind sehr zufrieden, wie sich der Tourismus entwickelt hat. Dass nun andere Problemfelder aufgetaucht sind, trübt die Stimmung. Umso mehr konzentrieren wir uns auf unsere Stärken und unterstützen unsere Mitglieder, wo wir nur können.“
T.A.I.: Eines dieser Problemfelder, die Sie angesprochen haben, liegt im Energie-Bereich. Da drücken Ihre Mitglieder die Kosten am intensivsten. Wie steuern Sie dem entgegen? Welche Leistungen kann die HOGAST diesbezüglich ihren Mitgliedsbetrieben bieten?
Allegra Frommer: „Grundsätzlich haben wir ein Modell entwickelt, welches das Risiko im Energieeinkauf bestmöglich abfedert. Aktuell profitieren unsere Mitglieder also in diesem Bereich. Klar ist aber auch, dass wir einen liberalisierten Markt nicht beeinflussen können – somit beraten wir und versuchen so viele Informationen wie möglich zu transportieren. Ändern können aber auch wir die Gesamtsituation nicht.“
T.A.I.: Wenn Sie sich – sagen wir drei Jahre – in die Zukunft beamen könnten: Wo soll dann die HOGAST stehen? Was soll sich alles unter Ihrer Führung verändert haben und was wünschen Sie Ihren Mitgliedsbetrieben?
Allegra Frommer: „Natürlich wünschen wir uns nun ein paar Jahre, in denen nicht täglich schlechte Nachrichten auf uns und unsere Mitglieder warten. Nach so vielen Veränderungen brauchen wir alle eine Zeit der Erholung. Die HOGAST selbst sehe ich auf einem sehr spannenden Weg. Die Veränderungen werden uns zu einem noch serviceorientierteren Dienstleistungsunternehmen formen, in dem Digitalisierung und Beratung eine zentrale Rolle spielen werden.“
Allegra Frommer übernahm mit 20 von einem Familienmitglied einen im gehobenen Luxussegment angesiedelten Auto-Betrieb, absolvierte berufsbegleitend die FH und gründete später ein Facility Management-Unternehmen. 2008 kam Allegra Frommer als Prokuristin und Key-Account-Managerin zu den „Salzburger Nachrichten“ (Bereich Neue Medien, Schwerpunkt öffentlicher Verkehr) und übernahm im Herbst 2014 als Geschäftsführerin den Salzburger Verkehrsverbund. Seit Mai 2022 ist sie Vorstandsvorsitzende der HOGAST.
Erstellt am: 14. Oktober 2022
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