HX Hurtigruten Expeditions

„Österreich hat das Potenzial, mehr zu liefern“! HX-Chef Gebhard Rainer im Interview

T.A.I. 24 TOP News

Seit Juli vorigen Jahres steht der gebürtige Tiroler Gebhard Rainer als CEO an der Spitze des Experten für Seereisen HX Hurtigruten Expeditions. Die Flotte umfasst fünf Schiffe. Er wechselte damit nach seiner steilen Hotelkarriere, wo er zuletzt sechseinhalb Jahre als CEO der Sandals Resorts International fungierte, in die Kreuzfahrtbranche. Mit HX übernahm Gebhard Rainer ein traditionelles Unternehmen (1896 gegründet, der Ursprung liegt in der norwegischen Postschiffroute), das sich mitten in einer Transformationsphase (Abspaltung von der Reederei Hurtigruten) befand. Jetzt ist der Prozess abgeschlossen. T.A.I. bat Gebhard Rainer deshalb zu einem Gespräch.

Neuer Eigentümer, große Pläne

T.A.I.: Wie verliefen bei Ihnen die zurückliegenden Monate?

Gebhard Rainer: „Ich bin begeistert, es ist eine tolle Sache, eine tolle Firma. Von Hurtigruten sind wird seit Februar 2025 komplett getrennt und zwar auch rechtlich. HX befindet sich nun im Eigentum eines Investorenkonsortiums, das von von Arini Capital Management, Cyrus Capital Partners und Tresidor Investment Management angeführt wird. Und unser Unternehmenssitz ist jetzt London.“

T.A.I.: HX plant nun ihre Flotte und ihre Zielgebiete deutlich zu erweitern. Können Sie uns bereits Details dazu nennen?

Gebhard Rainer: „Wie versuchen laufend Destinationen zu erforschen. Heuer kommt etwa Alaska neu hinzu, es gibt eine neue Route über Grönland. Keine andere Kreuzfahrtreederei führt übrigens soweit nach Norden wie wir! Es gibt auch neue Destinationen in der Antarktis. Unser Plan ist es, ab 2028/29 auch die Warmwasser-Destinationen auszubauen, die bei der Überstellung unserer Schiffe vom Süden nach Norden und umgekehrt wichtig sind. Wir machen uns auch Gedanken über die Erweiterung der Flotte für diese Warmwasser-Ziele. Außer der MS Santa Cruz II haben wir ja derzeit nur Eisklasse-Schiffe.“

T.A.I.: Auf welche Größe wollen Sie die HX-Flotte bringen?

Gebhard Rainer: „Wir werden nie eine große Kreuzfahrtreederei werden, sondern uns auf eine Größenordnung zwischen 6 und 10 Schiffe beschränken. Ideal wären 8. Das wird ab 2027 spruchreif. Je nachdem, ob wir etwas Neues bauen lassen – das wird dann zwei bis drei Jahre dauern – oder vom Markt etwas Bestehendes erhalten, das geht dann schneller.“

Auswirkungen des Klimawandels

T.A.I.: Nochmals zu den neuen Routen: Ab Ende 2025 planen Sie neue Routen zu den Nordlichtern. Können Sie uns Details dazu nennen?

Gebhard Rainer: „Start ist der 17. Jänner. Wir planen zehn Reisen bis Ende April sowie weitere vier im November und Dezember. Nächstes Jahr werden die Nordlichter – sie hängen vom Sonne-Mond-Stand ab – extrem stark sein. Wir haben ein tolles Angebot an Reisen in den Norden Norwegens, von Schneeschuhwanderungen über Eisbaden bis zu Walbeobachtungen.“

T.A.I.: Wie sieht es in der Antarktis aus?

Gebhard Rainer: „Dort sieht man die Auswirkungen des Klimawandels extrem, weil dort die Erwärmung viermal so schnell erfolgt wie bei uns. Die Strömung des Meeres verändert sich und auch die Lebensgebiete der Tiere. Die Eisschmelze ist in der Antarktis ganz extrem! Wir können dies auch durch die Wissenschaft bei uns an Bord belegen. 2024 haben wir 1.940 Kabinennächte an die Wissenschaft vergeben. Wir arbeiten mit über 30 Wissenschafts-Instituten zusammen und betreuen mit ihnen 35 Projekte, an denen auch unsere Gäste mitarbeiten.“

Das neue All-Inclusive-Konzept

T.A.I.: Wie viele Länder werden aktuell von HX angesteuert?

Gebhard Rainer: „Derzeit sind es in 30 Ländern rund 250 Destinationen, die wir über ca. 50 Häfen und Anlegestellen bzw. Buchten anlaufen. Unser Plan ist es, in den Jahren 2027 bis 2029 über 40 Länder mit mehr als 300 Destinationen anzubieten. Wir werden dort hinkommen.“

T.A.I.: Wie wird das All-Inclusive-Konzept – es umfasst u.a. tägliche Exkursionen mit Expert:innen, alkoholische sowie nicht-alkoholische Getränke etc. – von den Kund:innen und den Vertriebspartnern angenommen?

Gebhard Rainer: „Sehr positiv. Wir haben das mit Oktober eingeführt und bieten seit Ende 2024 auf allen Schiffen All-Inclusive. Es handelt sich bei dem Konzept um eine Simplifizierung, wo nicht jeder Euro gefragt ist. So sind etwa Land-Exkursionen oder Kodiaks inkludiert. Extra bezahlt werden müssen nur Sachen wie Kajaken oder französischer Champagner. Unseren Vertriebspartnern hilft dieses All-Inclusive-Konzept zudem, das Produkt einfacher zu verkaufen.“

Fokus auf den Vertrieb

T.A.I.: Stichwort Vertriebspartner: Bei HX gilt die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) als stärkstes Buchungsgebiet. Wie entwickelt sich das heuer und wie hoch ist der Anteil der Österreicher:innen?

Gebhard Rainer: „Wir liegen aktuell bei den Buchungen für 2025 um 14 % über dem Vorjahr und für 2026 sogar um 25 %. Das hat auch mit höheren Preisen zu tun, weil sich die Durchschnittspreise gesteigert haben. Das zeugt von der Wertigkeit unserer Reisen, die von den Kund:innen geschätzt wird. Österreich hat derzeit einen Anteil von rund 2 % am DACH-Markt, das ist sicher ausbaufähig. Österreich hat das Potenzial und die Klientel mehr zu liefern! Wir wollen deshalb die Marke HX in Österreich bekannter machen. Die Verbindung zu den Vertriebspartnern ist uns dabei sehr wichtig, weshalb wir im Vorjahr die Provision auf 15 % erhöht haben.“

T.A.I.: Was planen Sie für den Vertrieb?

Gebhard Rainer: „Unser Ziel ist es, die Reisebüros einmal pro Jahr zu besuchen. Es handelt sich um eine Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren können. In Österreich stehen heuer die Monate Juni und Juli auf dem Programm, das wird in den nächsten Wochen fixiert.“

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