ANA
Incoming Trilogie - Teil III

Offensive Vorbereitung & Innovationen! So formen Österreichs Incomer die Zukunft

T.A.I. 24 TOP News

Österreichs Incoming-Reisebüros und -veranstalter sind von der Corona-Krise ebenso stark betroffen, wie alle übrigen Bereiche des Tourismus. 2020 war für sie zum Vergessen, 2021 wird durchwachsen, erst danach sollte es wieder aufwärts gehen. Wie sich die Top-Player der Incomingbranche, ihre starke Mitte und die kleinen Kreativschmieden auf die Zukunft vorbereiten, was ihnen half, abgesehen von den staatlichen Hilfsprogrammen die zurückliegenden Monate zu meistern, welche Maßnahmen sie vermissen und welche Akzente sie bezüglich Innovation setzen, darum geht es im dritten und abschließenden Teil der großen T.A.I.-Incoming-Umfrage.

An ihr beteiligt haben sie 15 Incoming-Unternehmen aller Größenklassen. Diese 15 stellen zwar nur 1,4 % aller österreichischen Reisebürounternehmen, beschäftigen aber mit über 700 Angestellten rund 7,8 % aller Reisebüro-MitarbeiterInnen und erzielen mit Umsätzen von zuletzt rund 570 Mio. Euro 12,4% der gesamten Branchen-Erlöse. Die T.A.I.-Analyse hat zudem ergeben, dass diese 15 Incomer über solide Eigenkapitalquoten verfügen, die im Schnitt 30,75 % der Bilanzsumme erreichen.

Rücklagen, Investitionen und Kostenreduktion

 

Bei den vom Staat ergriffenen Maßnahmen würden sich die Incomer ein besser auf die Touristik zugeschnittenes Kurzarbeitsmodell wünschen, „da wir teilweise lange im Voraus arbeiten müssen“, wie es Helga Freund (Eurotours) auf den Punkt bringt. Ihr zufolge „bräuchte es da definitiv ein anderes Modell ohne Limitierung in der Arbeitszeit.“

Neben Planungssicherheit wird auch oft der den Reisebüros nicht gewährte „Umsatzersatz“ kritisch erwähnt. Michael Martinek von Sato Tours: „Solange die EU die Grenzen nicht öffnet, gibt es für uns Incomer keinen Umsatz, sowie für die Stadthotels.“ Gregor Kadanka von Mondial: „Da muss noch etwas passieren.“

Laut Helga Freund (Eurotours) „bräuchte es auch für die Touristik ein gesondertes Marketingbudget." Ins selbe Bockshorn stößt Brigitte Stumpner (Salzkammergut Touristik): „Wir werden für den Start ins Geschäft Unterstützung im Marketing brauchen, denn es sind – zumindest bei uns – keine Reserven mehr da, um Werbekampagnen zu finanzieren.“

Ernüchtert gibt sich Helmut Bernhart (Mundivision): „Konkrete Maßnahmen für das Incoming gab es bis vor kurzer Zeit überhaupt nicht, trotz Spezialisierung und großer Wertschöpfung im Inland waren und sind wir nicht am Radar. Da gibt es fast immer nur den großen Topf aller Reisebüros, aber die Anforderungen bei den Betrieben sind gravierend unterschiedlich.“

Wunsch nach koordinierten Kampagnen

Was laut Helmut Bernhart (Bild) helfen würde, „wäre wenn die offiziellen Destinationsbewerber, wie ÖW, WienTourismus, Regionen und Städte, koordinierte Kampagnen für die Zeit nach COVID erarbeiten, die auch die Maßnahmen unserer Leistungsträger in Bezug auf Hygiene und Sicherheit hervorheben.“

Der halbherzige Versuch in Wien mit dem Alleingangsprodukt „Safe Stay“ war laut Bernhart „zwar ein richtiger Ansatz, aber definitiv sollten hier alle Werber eine gemeinsame Linie fahren und alle touristischen Dienstleister einbeziehen, so wie es schon in anderen Tourismusländern bereits passiert.“ Das Tourismus Forum Incoming (TIF), dessen Präsident Helmut Bernhart ist, hat mit dem „Austria Travel Protocol“ bereits eine Initiative in diese Richtung gestartet.

2021 hohe zweistellige Umsatzrückgänge gegenüber 2019

All dies wäre wichtig, denn für 2021 rechnen die meisten Incomer mit einer weiterhin schwierigen Entwicklung. Bei Eurotours ging man Anfang Dezember von einem Rückgang von -30% im Vergleich zu 2019 aus, Travel Europe -70% (schleppender Saisonstart, aber guter Herbst) und Travel Partner ca. -50% im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019. Nach Ansicht von Mondial werden „die ersten Quartale sehr schwach, danach rechnen wir mit einer schrittweisen Erholung – in Summe -40 bis -50%“ gegenüber 2019. Auf -50% des Umsatzes von 2019 schätzt Stefan Herzl von Salzburg Panorama Tours das Potential für 2021 ein, genauso sehen es Gerda Knapp von Top Travel und Renate Forte von Pegasus Incoming.

Bei Sato Tours hofft man, „dass ab Mai 2021 die Einreise in die EU von Überseegästen möglich sein wird“, was nichts daran ändert, dass es „2021 einen Umsatzrückgang in Vergleich zu 2019 geben wird, da die ersten vier Monate keine Umsätze erzielt werden.“

Die Salzkammergut Touristik hat zwei Budgets erstellt, eines mit -50% des Volumens von vor Corona, eines mit -70%. Brigitte Stumpner: „Leider geht die Richtung derzeit in -70%, weil der Winter auszufallen scheint und der ist doch beträchtlich bei uns."

Wenn die COVID-Impfungen bald beginnen und bis zum späten Frühjahr auch die potentiellen Reisenden inkludiert, kalkuliert Helmut Bernhart bei Mundivision „mit Saisonbeginn ab ca. Ende Mai oder Anfang Juni.“ Somit wären „in bestem Fall zwischen 50 und 60% des Umsatzes von 2019“ erreichbar.

Bei der OÖ Touristik rechnet Dietmar Tröbinger „mit einem Umsatzrückgang von ca. 40 % zu 2019, was wiederum eine leichter Verbesserung zum Umsatz 2020 bedeuten würde. Mit Sicherheit dauert es weit ins Jahr 2022, bis es zur Rückkehr zur Normalität kommt.“

Offensive Vorbereitung & Innovationen

Ungeachtet dessen bereiten sich die Incomer offensiv auf die Saison 2021 vor. „Wir bauen unser Portfolio sehr stark aus“, betont Helga Freund von Eurotours, „wir haben heuer zahlreiche neue Kunden akquiriert.“ Travel Europe-Chef Helmut Gschwentner (Bild) will „auch kleinere Gruppen forcieren“, „die Qualitätskontrollen verbessern“ sowie „bei Hotels eher eine Kategorie höher als früher“ gehen, die Salzkammergut Touristik setzt auf „flexible Stornobedingungen“, die OÖ Touristik auf „spezielle kundenfreundliche Stornobedingungen.“

Für Mundivision haben „ständige Schulung der Mitarbeiter, Aktualisierung und Publikation von neuen Produkten auf der Website, sowie ständige Kommunikation mit den Kunden“ Priorität, bei come-in von Gabriele Prohazka werden „digitale Lösungen“ vorbereitet, ebenso bei Travel Partner. „Welche das sind, möchten wir aktuell noch nicht bekannt geben“, so Michael Poot.

Bei vielen Incomern wird 2021 das Thema Rad forciert (die OÖ Touristik startet mit „bycycle.travel“ eine neue moderne trendige Produktlinie), ebenso Regionalität, Kulinarik und Handwerk. Die Salzkammergut Touristik startet als neues Projekt die Linie „Fair2travel“, Mundivision mit Rundreiseprogrammen auf Basis von Mini-Gruppen in privaten Kleinbussen mit Driver-Guide. Generell werden Kleingruppen forciert, wie bei Pegasus Incoming.

Langsame Erholung, vieles wird anders

Mit einer generellen Erholung rechnet kaum einer der Incomer vor 2022 (Travel Europe geht da „von einem starken Jahr“ aus), eher erst mit 2023 (Eurotours). Die Salzkammergut Touristik spricht wie TUI Incoming von Ende 2021/Anfang 2022. Sato Tours rechnet mit 2022, ebenso die OÖ Touristik, Salzburg Panorama Tours mit 2022 bzw. 2023, Botros Incoming mit einer Normalisierung ab 2002 und Vorkrisenniveau gar erst 2024.

Noch vorsichtiger schätzen Pegasus Incoming und Top Travel die weitere Entwicklung ein, sie gaben „zwei bis drei Jahre“ als Zeithorizont für eine Erholung auf das Vorkrisenniveau an.

Optimistischer gibt die hier Travel Partner, dessen Geschäftsführer Michael Poot von „einer Normalisierung des Marktes ab Q3/2021“ ausgeht. Auch Mondial hofft auf eine Erholung mit Ende 2021. Bei come-in wird „frühestens ab Mitte 2021 wieder mit einer zunehmenden Reisetätigkeit“ kalkuliert.

Für Brigitte Stumpner von der Salzkammergut Touristik ist eines klar: „Der Markt ist da, er brodelt und wartet, wieder loslaufen zu können. Aber es wird anders werden …“

Links zu Teil I und Teil II der großen T.A.I. Incoming-Trilogie

Teil I - „Große Power, stark unterschätzt: Wie die incomer Corona meistern" 

Teil II - „Hoffnung und Realismus! So bewältigen Österreichs Incomer die Corona-Krise"

Ähnliche Artikel

Incoming-Reisebüros Österreich

Große Power, schwere Krise! 15 Top-Incomer reden in T.A.I.-Umfrage Klartext

07. Dezember 2020 | Reisebüros & Veranstalter
T.A.I. Incoming-Trilogie – Teil II

Hoffnung und Realismus! So bewältigen Österreichs Incomer die Corona-Krise

14. Dezember 2020 | Reisebüros & Veranstalter

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben