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Wie geht es Österreichs Incomern in der größten Krise seit es modernen Tourismus gibt? Wer sind diese Unternehmen und wie stehen sie im Vergleich zum Outgoing-Bereich der Reisebüros da? Welche Hilfen nehmen sie in Anspruch, welche fehlen ihnen? Wie sieht es bezüglich Innovation aus? Wie bereiten sie sich auf 2021 vor, wann erwarten sie eine Rückkehr zur Normalität? Antworten auf diese Fragen zu finden steht im Zentrum einer großen T.A.I.-Umfrage. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend und sie zeigen, wo von der Politik dringend der Hebel angesetzt gehört.
Vom Schattendasein ins Rampenlicht
Österreichs Incoming und MICE-Agenturen standen und stehen bekanntlich im Schatten ihrer omnipräsenten Outgoing-Schwestern. Eine detaillierte Analyse ihrer Leistungen und Bedeutung fehlte bisher ebenso, wie ein Überblick über jene Unterstützungen, die ihnen beim Durchtauchen der Corona-Krise am meisten helfen und solche, auf die sie bislang vergeblich warten.
Einen ersten Schritt in diese Richtung setzte heuer im Mai Helmut Bernhart als Präsident des „Tourismus Forum Incoming“ (TFI). In einer Umfrage wurde erhoben, welcher konkrete Schaden Incomern und MICE-Agenturen in den ersten Monaten der Corona-Pandemie entstanden ist und bis Jahresende erwartet wird. Jetzt, neun Monate nach Beginn des ersten und Ende der „harten Phase“ des zweiten Lockdowns, präsentiert sich eine andere Lage. Die Krise dauert weit länger, als anfangs eingeschätzt.
Große Power
An der T.A.I.-Umfrage nahmen 15 Incomer teil. Es handelt sich damit um 1,4% aller österreichischen Reisebürounternehmen („Branchendaten Reisebüros", WKO, September 2020), die es zusammen mit über 700 MitarbeiterInnen auf rund 7,8% aller Beschäftigten von Österreichs Reisebüros bringen und mit einem Umsatz von rund 570 Mio. Euro 12,4% der Branchen-Erlöse erwirtschaften.
Zum Vergleich: An der TIF-Umfrage im Mai beteiligten sich 41 Incomer und MICE Agenturen (einige sind in beiden Segmenten tätig) mit 498 MitarbeiterInnen und einem Umsatz von etwas mehr als 500 Mio. Euro. Die T.A.I.-Umfrage deckt damit eine kleinere Anzahl an Unternehmen ab, die es aber auf erheblich mehr MitarbeiterInnen und deutlich mehr Umsatz bringen.
Drei Große, starke Mitte, feine Kleine
Mit drei Unternehmen (Eurotours, Travel Europe und Travel Partner) sind drei Branchen-Riesen in der Umfrage vertreten (alle mit deutlich mehr als 100 MitarbeiterInnen).
Die Mitte (10 bis 49 Beschäftigte) wird vertreten durch Mondial (in die T.A.I. Befragung eingeflossen sind nur dessen reinen Incoming-Werte, nicht also jene von Veranstalter, Retail und PCO – Professional Congress Organizer), OÖ Touristik, SATO Tours, Salzburg PANORAMA Tours, Salzkammergut Touristik, Mundivision und TUI Incoming (Teil der TUI Austria Holding GmbH, eingeflossen sind nur die Werte von TUI Incoming).
Dazu kommen die kleinen, aber feinen Incomer Top Travel, Botros Incoming, e + o Travel, Pegasus Incoming und come-in.
Eigenkapitalquoten überwiegend „sehr gut“
Alle 15 Incoming-Unternehmen standen vor dem Krisenjahr 2020 wirtschaftlich (sehr) gut da. T.A.I. hat dazu sämtliche Jahresabschlüsse 2019 durchgesehen. Ergebnis: Die Eigenkapitalquoten lagen im Durchschnitt bei 30,75%, der Median (mittlerer Wert) bei 35,3%. Zum besseren Verständnis: In der Betriebswirtschaftslehre wird jede Eigenkapitalquote von 30% und mehr als „sehr gut“ angesehen.
Ausreißer nach oben stellen Mundivision von Helmut Bernhart (Eigenkapitalquote 79,3%), Salzburg PANORAMA Tours von Stefan Herzl (71,4%) und TUI Incoming alps & cities mit Office Managerin Ursula Kaloumenos (61,3%) dar.
Oberhalb des Durchschnitts und damit im Bereich „sehr gut“ rangieren auch TOP Travel mit Geschäftsführerin Gerda Knapp, die Salzkammergut Touristik von Brigitte Stumpner, e + o Travel von Martin Hodi, Travel Europe von Helmut Gschwendtner und die OÖ Touristik mit Dietmar Tröbinger an der Spitze.
Die übrigen an dieser Umfrage teilnehmenden Incomer sind zum Großteil im Bereich „gut“ angesiedelt (20% bis 30%).
Umsätze im Keller
Eine der T.A.I.-Fragen bezog sich auf die Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr. Hier hat die Realität hart zugeschlagen: Lagen die Erwartungen im Mai 2020 im Rahmen der TIF-Umfrage noch bei -84% im Vergleich zum Vorjahr, sind es jetzt weit über -90%, zum Teil -97%. Bis März lagen die meisten im Plus.
Relativ besser geht es jenen Unternehmen, die breiter aufgestellt sind, wie z.B. Eurotours (FIT und Gruppenincoming -43%, nur FIT -36%), Travel Partner (-48%), Mondial (reines Incoming -80%), OÖ Touristik (–60%) und Salzkammergut Touristik (-70%). All diesen Incomern gleich ist, dass bei ihnen Deutschland zu den drei stärksten Quellmärkten gehört, zum Teil auch Österreich.
Insgesamt 11 Fragen waren bei der T.A.I.-Umfrage zu beantworten. Wie es die Incomer schaffen, im gewaltigen Sturmtief durch die Krise zu steuern, auf welche Hilfsmaßnahmen sie zurückgreifen und welche sie extrem vermissen, mehr darüber demnächst im zweiten Teil der großen T.A.I. Incoming-Trilogie.
Erstellt am: 07. Dezember 2020
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