ABTA Business Travel Lounge

Postpandemische Herausforderungen, gemischte Aussichten! Mr. BTU spricht Klartext

T.A.I. 24 TOP News

Mit Spannung erwartet wurde heuer die erste Business Travel Lounge 2023 der ABTA (Austrian Business Travel Association), die Ende Februar im Wiener Arcotel Kaiserwasser als Hybridmeeting über die Bühne ging (etliche ABTA-Mitglieder verfolgten die gesamte Veranstaltung online). Grund für die Spannung: ABTA-Präsident Roman Neumeister (l.) und Vizepräsidentin Sabine Toplak (r.) konnten Georg Nader (Mi.) als Top-Referenten gewinnen, den Geschäftsführer von BTU (Business Travel Unlimited). Als 100 %-Tochter der Raiffeisenbank OÖ ist das Unternehmen seit dem Vorjahr absolute Nummer 1 am österreichischen Geschäftsreisehimmel.

Zur Erinnerung: Bereits davor über Jahre hinweg an zweiter Position, kaufte BTU im Vorjahr die bis zum Ausbruch der Pandemie führenden Business Travel Sparte der Verkehrsbüro Group inklusive deren AX Travel Management GmbH. Nimmt man die Zahlen von 2019 als Maßstab, dann kam die BTU samt ihren Verkehrsbüro-Neuerwerbungen auf rund 52 % des Umsatzes der Top-6 von Österreichs Business Travel Elite.

Vom Consulter zum Geschäftsreise-Star

Georg Nader – er ist Absolvent der Wirtschaftsuni Wien sowie der University of Michigan – hat seine Karriere als Berater bei Roland Berger begonnen, war später Bereichsleiter Strategie bei der Österreichischen Post AG, danach Vorstand bei Eurojobs, um sich danach als Berater selbständig zu machen. Im November 2020 – man schrieb das Ende des ersten Pandemiejahres – wurde Nader dann Geschäftsführer bei BTU und damit Nachfolger von Unternehmensgründerin Christiane Tondolo, die in den Ruhestand wechselte.

Nader übernahm die BTU-Führung also in einem Jahr, in dem – verursacht durch die Pandemie – gewaltige Umsätze wegbröckelten. Die Jahre danach ging es zwar aufwärts, aber eher verhalten. Wie sieht es also 2023 aus?

„New Normal“ und neue Herausforderungen

Bei der Business Travel Lounge der ABTA nahm sich Georg Nader – zur BTU gehört bekanntlich auch die im Leisure-Bereich tätige „Reiserei“ – kein Blatt vor den Mund: „Leisure kommt voll zurück, bei Geschäftsreisen ist die Situation vorerst noch gedämpft.“ Er geht davon aus, dass alle Anbieter im Business Travel-Bereich mit einem „New Normal“ arbeiten müssen: „Die neue Normalität im Flugbereich wird mit etwa 85 % aufschlagen.“

Parallel dazu seien aber „zuletzt ein paar Entwicklungen zusammengekommen, die uns in postpandemischen Zeiten nicht unbedingt gefallen.“ Konkret gehe es dabei von den vielfältigen Fragen der Nachhaltigkeit bis hin zur Schwierigkeit, geeignete Fachkräfte zu finden. Nader: „Hier laufen wir in einen veritablen Engpass hinein.“

Die BTU-Gruppe selbst zählt derzeit 230 Mitarbeiter:innen. Zum Vergleich: Das sind um 20,7 % weniger als die damals noch getrennt agierenden Unternehmen 2019 (also vor der Pandemie) beschäftigten (BTU damals inkl. Reiserei 118, Verkehrsbüro Business Travel 110 und AX Travel Management 62).

Größerer Kuchen, kleineres Flugvolumen

Wie Georg Nader weiter ausführte, sind „manche Firmenkunden hinsichtlich ihrer Business Volumina erst bei 40 %.“ Gleichzeitig sei festzustellen, dass „fast alle Geschäftsreise-Kunden jetzt besser mit Zoom, Teams & Co umgehen können und wissen, wie diese Mittel einzusetzen sind“. Geschäftsreisebüros täten also gut daran, ihre Geschäftsbereiche entsprechend weiterzuentwickeln: „In Zukunft wird man nicht in Buchungen denken, sondern in Trips“, so Nader, dem zufolge die Anbieter „mehr Vorschläge und weniger point-to-point Angebote liefern“ müssen.

Die Branche werde sich mehr als bisher an den Reisenden und ihren Bedürfnissen orientieren müssen. Dies böte aber auch Chancen: „Es sollte uns gelingen, das Berufsfeld zu erweitern. Damit bleibt uns weiterhin eine wichtige Rolle. Der Kuchen wird größer, auch wenn das Flug-Volumen nicht ganz das frühere Niveau erreicht.“

Und wie wird sich das Geschäft weiterentwickeln? Georg Nader geht davon aus, dass die Branche ab dem 3. Quartal 2023 durchstarten wird: „Es wird ein Comeback geben.“ Den Grund dafür sieht er nicht zuletzt in den kräftigen Aufträgen für die Industrie. Ob und wie Geschäftsreiseanbieter davon profitieren können, liege nicht zuletzt an ihnen selbst: „Wir müssen mehr liefern und uns Neues überlegen, auch für das Online-Segment. Die Aussichten sind gemischt, aber eher positiv. Es gibt wahnsinnig viel zu tun!“

Geschäftsreisen und Klimaziele

Das zweite Referat im Rahmen der ABTA Business Travel Lounge war dem Thema „Klimaziele bei Geschäftsreisen ohne strengere Reiserichtlinien“ gewidmet. Als Referentin fungierte Sarah Bernarey, Co-Founderin des 2021 in Deutschland geründeten Startups „eco.mio“, dessen Software Unternehmen dabei helfen soll, unter Einbeziehung ihrer Mitarbeitenden Klimaziele zu erreichen und Reisekosten zu senken. Sie war online aus Berlin zugeschaltet.

Bernarey sieht ein großes Potenzial darin, beim Reisen „grüne Alternativen“ zu wählen. So sollten Mitarbeiter:innen bei ihrer Entscheidung zu einer „grüneren Reise“ aktiv unterstützt werden, etwa indem bestehende Angebote transparent gemacht und in bestehende Buchungsprozesse integriert werden.

Als konkretes Beispiel führte sie eine Reise Berlin - München an, wobei der „eco.mio“ für die Software entwickelte Algorithmus die CO2- und Kosten-Basislinie unter Berücksichtigung des historischen Reiseverhaltens, der aktuellen Live-Preise und deren Verfügbarkeit für Unternehmen sowie der Klimaziele und Reiserichtlinien ermittelt. Kosteneinsparungen von bis zu 30 % seien möglich. Bernarey: „Unsere Tools können helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“.

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:

ABTA - Austrian Business Travel Association - Österreichs Geschäftsreisen im verhaltenen Aufwind! Neue ABTA-Studie zeigt aktuelle Trends  >>>

Eurocontrol - „2023 wird für Europas Luftfahrt das schwierigste Jahr der Dekade!“ >>>

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben