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Standpunkt

Wünsche zum Jahreswechsel

Print-Ausgabe 17. Dezember 2021

Zwei Begräbnisse, so kurz vor Weihnachten. Am Mittwoch durfte sich die Branche von Walter Zanker verabschieden, dem langjährigen freien Mitarbeiter der T.A.I., wenige Stunden später von Albrecht von Pflug, dem legendären einstigen Österreich-Chef von Neckermann Reisen.

Abschied nehmen heißt’s für die Tourismusbranche auch an anderer Stelle. Von der Illusion nämlich, dass sich nach 21 Monaten Pandemie für sie alles zum Besseren gewandelt hätte. Stattdessen geht es immer wieder zurück zum Start, mit allen damit verbundenen Frustrationen und Enttäuschungen.

Der Planungshorizont für Betriebe schwankt dabei zwischen ein, zwei Monaten und komplettem Blindflug. Aktuell herrscht wieder Letzteres vor. So wissen Beherbergung und Gastronomie – so um die 55.000 Unternehmen mit an die 300.000 Beschäftigten (vor der Krise) – bis heute nicht, mit welchem Mehrwertsteuersatz sie 2022 kalkulieren dürfen. Also Blindflug. Immerhin sind es nur noch knappe zwei Wochen bis Neujahr.

Es gibt aber trotz allem auch für den Tourismus durchaus Erfreuliches zu vermelden. Das Schönste: Er lebt! Und wie! Das hat nicht nur mit den staatlichen Hilfen zu tun, die mancherorts zwar dürftig ausfallen, andernorts noch immer nicht ausbezahlt wurden, oder mit denen dann und wann kräftig – zum Teil sogar kräftigst – übers Ziel geschossen wurde. Sei’s drum: Österreich ließ sich nicht lumpen. Und auch wenn dereinst alles zurückgezahlt werden muss, ist an dieser Stelle ein ordentliches Lob angesagt.

Der Tourismus in all seiner Breite und Tiefe lebt vor allem aber aus einem viel entscheidenderen Grund: Er hat eine extrem hohe Widerstandskraft gegen Unbill aller Art entwickelt, von Terror über Finanzkrisen bis zur Pandemie. Hut ab.

Was also dürfen wir uns von 2022 erwarten? Oder erhoffen? Vielleicht gar wünschen?

Nicht viel. Nach 21 Monaten Pandemie sollte Demut vor dem Unberechenbaren Einzug gehalten haben, Dankbarkeit, dass alles nicht noch schlimmer gekommen ist, und Bescheidenheit gegenüber all dem, was an Wünschen und Hoffnungen geäußert wird.

Auf unserem Wunschzettel steht deshalb, dass die Impfungen wie auch immer doch ihre Wirkung nicht verfehlen und Reisen – egal ob im In- oder im Ausland – ohne größere Hemmnisse möglich sein werden; dass sich jene, die zu den Impf-Skeptiker*innen zählen, in aller Ruhe besinnen und ebenfalls zulassen, sich und ihre Mitbürger*innen zu schützen; dass 2022 ohne größere Lockdowns über die Bühne geht und Österreichs Tourismus zumindest annähernd eine Wintersaison erleben darf, die ihrem Namen gerecht wird.

Klingt nicht wirklich vermessen. Aber was bleibt anderes übrig? Treten wir also dem Neuen Jahr stolz mit erhobenem Haupt entgegen und freuen uns auf die eine oder andere Knospe frischer Dynamik, wünscht allen Leser*innen der

Lupo

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