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Standpunkt

Besorgniserregend

Print-Ausgabe 19. November 2021

Jämmerlich. So ist das Bild, das Österreichs Politik seit geraumer Zeit bei Bekämpfung der Pandemie liefert. Nicht nur das Bild der Bundesregierung. Auch jenes der Opposition. Und der Bundesländer – mit Ausnahme von Wien sowie, mit Abstrichen, des Burgenlandes. Als wäre schon jemals eine Schlacht mit zerstrittener Generalität an der Spitze und ebenso uneinig agierenden Führungsebenen darunter gewonnen worden.

Einziger Milderungsgrund: Das Chaos ist global. Länder, in denen es besser funktioniert, lassen sich an einer Hand abzählen. Weltweit. China zählt jedenfalls nicht dazu: Zu undurchsichtig ist für Außenstehende das dortige Agieren.

Hauptleidtragender der hierzulande an den Tag gelegten Uneinigkeit ist der Tourismus. Allen voran jener in den Feriendestinationen mit Hauptfokus auf den Winter. Städte- und Kongresstourismus liegen sowieso schon am Boden.

„Wenn man den derzeitigen Zurufen lauscht, kann einem angst und bange werden“, so Thomas Reisenzahn (Prodinger Tourismusberatung) in seinem jüngsten Beitrag zum TP-Blog. Er wähnt sich „im falschen Film.“ Aufforderungen „nach einem dreiwöchigen, scharfen Lockdown ‚zur Rettung der Wintersaison‘“ klingen laut Reisenzahn „ganz nach Wiederholung der Fehler aus dem Vorjahr: Wir sperren im November zu und retten damit Weihnachten. Das war der Plan, der letztendlich zum Lockdown bis zum Mai geführt hat.“ Reisenzahns Schlussfolgerung: „Wer einen Lockdown als Ultima Ratio bereits jetzt ins Spiel bringt, hat die letzten 12 Monate entweder im Tiefschlaf verbracht oder will mit Scheuklappen durch den nächsten Winter carven.“
Die 10 bis Redaktionsschluss vorliegender T.A.I. eingelangten Kommentare auf Reisenzahns Blog-Beitrag verdeutlichen, wie sehr das Thema der Branche durch Mark und Bein geht. Gerhard Brix (Alps Resorts) findet sich ebenso darunter („Einen Lockdown kann sich niemand mehr leisten“), wie Thomas Vierich (Falter Verlag), der die Situation „zum Haare raufen“ einstuft, wie Franz Hartl (Universitätslektor am MCI), demzufolge ein in der „Zeit“ für Deutschland dieser Tage abgegebener Befund genauso für Österreich gilt: „Nach Wochen des Zögerns und Zauderns folgt – man kann es erraten – vorerst einmal ein Beschluss, dass Abwarten das Mittel der Stunde wäre.“

Für Gernot Riedel (TVB Kitzbüheler Alpen St.Johann in Tirol) scheint „die Entwicklung ein Spiegelbild des Kommunikationsdesasters zu sein, welches Politik und teilweise noch viel mehr etliche Medien seit Monaten verursachen und liefern“, und nach Ansicht von Markus Redl (NÖ Bergbahnen) sei „‚besorgniserregend‘ für das aktuelle Geschehen ein Hilfsausdruck.“ Und um noch einen Kommentar zu zitieren: „Wir laufen auch ohne Covid in eine Katastrophe hinein und unsere aufgeblasene Politik kann nur streiten“, so Alexander Nothegger (4-Sterne Naturhotel Kitzspitz).

Was also tun? Endlich an einem Strang ziehen! Klare Lösungen über Partei- und Bundesländergrenzen hinweg! Ob die Entscheidungen sich am Ende als richtig oder falsch erweisen, ist nahezu nebensächlich. Denn dafür ist das Virus zu unberechenbar. Die Entwicklung erfordert, wenn nicht tägliches, dann zumindest wöchentliches Nachjustieren. Soviel sollten wir alle bislang aus der Krise gelernt haben. Wichtig ist nur, dass nicht jeder in eine andere Richtung zieht! Derzeit ist leider das absolute Gegenteil der Fall, bedauert und ist damit bei weitem nicht der Einzige, der

Lupo

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