Print-Ausgabe 12. Jänner 2017
Off the records spricht sich’s einfach leichter. Bei der Umfrage unter Österreichs Veranstalter-Granden (Siehe auch Demontage eines Champions!) wurde deshalb um derartige Statements ersucht. Sie kamen. Ungeschminkt. Das hört sich dann wie folgt an:
„Es sieht nicht so gut aus, für den österreichischen Outgoing-Markt. Mit der ‚Auflösung‘ der HG wird kein Stein auf dem anderen bleiben.“
„Seitens der Branche werden die Auswirkungen der Änderungen leider kaum wahrgenommen bzw. unterschätzt.“
„Schockierend, wie brutal kurzfristig und rücksichtslos Air Berlin/Etihad einen Markt ‚neu ausrichten‘.“
„Die Bereitschaft als in Konkurrenz zur TUI stehender Reiseveranstalter Bestellungen von Charterflügen in Hannover abzugeben, auch wenn sie über Wien, also NIKI, erfolgen, hält sich in Grenzen. In Deutschland wird dies nicht viel anders sein.“
„Die aktuelle Situation schreit geradezu nach einer neuen Chartergesellschaft, die sich auf eine Flugzeugkapazität von 100-120Pax spezialisiert.“
„Wir werden sehen, was das Frühjahr noch so mit sich bringt - ich habe das Gefühl, dass hier noch die eine oder andere Überraschung auf uns wartet.“
Eindeutiger geht’s nicht. Womit sich die Frage erübrigt, ob hier den Vätern des neuen Ferienflug-Riesen mit dem Arbeitstitel „Blu Sky“ inklusive Umwandlung von NIKI zu einem reinen Leisure-Carrier mit nur fünf Flugzeugen in Wien (der Rest fliegt in Deutschland und der Schweiz) der große Wurf gelungen ist. Bekanntlich gelten reine Charter-Airlines im Zeitalter der Low Coster seit Jahren als Auslaufmodell.
Wozu also das Ganze? Die Antwort ist einfach: um der siechen Airberlin eine letzte Finanzspritze zukommen zu lassen (in Form der 300 Mio. Kaufpreis, die Etihad für die NIKI-Anteile sowie Übernahme der Stiftung gezahlt hat), und um Airberlin vom Wetlease mit TUIfly zu befreien, das noch bis Ende 2019 gelaufen wäre. TUI wiederum konnte sich – zumindest teilweise – ihres Sorgenkindes TUIfly entledigen, hält sie doch künftig nur noch 24,8 Prozent an der von Etihad dominierten Ferienflugholding. Dass dabei mit NIKI eine erfolgreiche Airline geopfert wurde, deren Demontage Österreichs Luftfahrt und Touristik tief ins Mark trifft, fällt aus Sicht der Drahtzieher bestenfalls unter Kollateralschäden.
Noch eines wird durch die ganze Angelegenheit deutlich: die Entscheidungen über Österreichs Luftfahrt, die Lebensader jeder modernen Volkswirtschaft, fallen längst nicht mehr hierzulande.
Wer ist Nutznießer von alldem? Ganz eindeutig Lufthansa, die im Hintergrund kräftig mitmischt, einen ihrer Top-Manager an die Spitze von Airberlin hievte, durch die Notoperation mitsamt Ferienflugholding erfolgreich verhinderte, dass Ryanair, EasyJet & Co. von einem AB-Kollaps profitieren, ihre Eurowings stärkte und jetzt geruhsam darauf wartet, weitere Scherben einzusammeln, die es mit Sicherheit geben wird. Am Ende könnte sogar – auch wenn’s dementiert wird – Airberlin unter dem Dach der Eurowings landen, mutmaßt nicht alleine der
Lupo
Erstellt am: 13. Jänner 2017
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