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Leben und leben lassen

Print-Ausgabe 14. August 2020

Die Situation ist einzigartig: Mitten in der schwächsten Phase, den die Touristik jemals erlebt hat, machen sich die großen deutschen Reiseveranstalter in Österreich daran, den Reisebürovertrieb auf Direktinkasso umzustellen. Anzeichen dazu gab es bereits in der Lockdown-Phase im April, jetzt wird es ernst.

Wie die Sache ausgeht, steht in den Sternen. Denn beide Seiten sind mit ihren Ansichten weit voneinander entfernt und von den großen Vertriebspartnern kommt ein eindeutiges „Njet“. Es wird aber verhandelt und das ist gut so.

Neu ist das Thema nicht. So poppte es 2001 im Zuge der von GTT/TUI Austria initiierten Kurzreise „Juntos al Futuro“ mit 50 Top-ManagerInnen von Österreichs Reisebüros nach Mallorca auf, mit der Ankündigung, dass „das Direktinkasso kommt und gemeinsam mit den Reisebüros entwickelt wird.“ Man wollte „trotz Vorbehalten dagegen gemeinsam Lösungen entwickeln.“ Wenig später sprang auch Neckermann auf den Zug auf. Geworden ist daraus – nichts.

Drei Jahre später erfolgte der nächste Anlauf. Wieder waren TUI und Neckermann die entscheidenden Treiber, um dem Direktinkasso – auch gegen den weiterhin großen Widerstand der Reisebüros – den Weg zu ebnen. Auch diesmal verlief die Sache im sprichwörtlichen Sand.

Seither sind eineinhalb Jahrzehnte ins Land gezogen. Die Argumentation ist unverändert: Liquidität und Kundendaten. Erstere ist dank Corona bei allen Marktteilnehmern ausgedünnt und wird es wohl noch länger bleiben. Niemand hatte zu Beginn der Krise damit gerechnet, dass es nicht spätestens ab Juni wieder spürbar aufwärts geht. Wann die bittere Durststrecke nun zu Ende geht, darüber kann bestenfalls spekuliert werden.

Bei den Kundendaten ist es anders. Es handelt sich nicht nur um ein Thema zwischen Reisebüros und Veranstaltern, sondern es reicht tief in die Sphären des Datenschutzes hinein – von Bankdaten und Kreditkartendatennummern über Email bis hin zu Wohnadressen der Kunden.

Wie das Tauziehen ums Direktinkasso diesmal ausgeht, wird sich weisen. Eines steht aber fest: Anders, als bei den früheren Anläufen, kann aufgrund der Corona-Folgen keiner der Marktteilnehmer – weder Veranstalter, noch Vertrieb – aus einer Position der Stärke heraus agieren. Jetzt geht es um leben und leben lassen, um eine Vernunftlösung, die beiden Seiten erlaubt, durch die Krise zu kommen, um danach wieder erfolgreich agieren zu können. Dem Verhandlungsausgang sieht deshalb nicht alleine mit höchstem Interesse entgegen der

Lupo

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