ANA
Rottenbergs Roadbook

Wegelagerer-Warnung

Print-Ausgabe 19. Mai 2017

Natürlich werde ich so etwas nicht gutheißen. Schließlich gibt es Regeln im Umgang mit fremdem Eigentum. Das Unversehrtlassen von anderer Leute Hab & Gut ist Teil derselben – und zwar auch dann, wenn mir das, was diese andern Leute tun, zuwider ist.

Andererseits: Wirklich böse kann ich demjenigen, der regelmäßig den Bankomaten am Eck „beschriftet“, nicht sein. Obwohl das, was er tut, Vandalismus und Sachbeschädigung ist. Obwohl ich derlei Verhalten eigentlich weder schönreden noch heroisch-lächeln möchte, doch bei dem Bankomaten passiert genau das: Wenn ich vorbei gehe und die Glasscheibe wieder mit Lackstift beschriftet ist, grinse ich. Und sehe in den Gesichtern anderer Passanten ebenfalls dieses höhnisch-zufriedene Lächeln.

Und manchmal sehe ich dann auch wie einer, der gerade Geld abheben wollte, es doch nicht tut. So, wie ich auch. Damals, als ich das erste Mal hier stand – und in großer Handschrift vorher las: „Achtung! Geldabheben kostet hier zwei Euro!“

Nicht, dass mich dieser Nepp arm machen würde. Nicht, dass ich derlei nicht von anderswo kennen würde. Nicht, dass ich die zwei Euro anderswo – als Trinkgeld, als Gage für Straßenmusiker, als Spende – nicht mehrmals am Tag liegen ließe. Nur: Da tue ich es dann, weil ich will – nicht, weil es irgendwer hofft, und dass andere das Kleingedruckte übersehen – solange es nicht mit Lackstift immer wieder auf die Glasfläche geschmiert wird.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kann und will derlei hiermit nicht gutheißen. Nur: Wirklich böse kann ich dem, der mich da immer wieder warnt, halt auch nicht sein. Sie?

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