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Mit der Headline „Tourismus als Konjunkturbremse“ sorgte der ORF online dieser Tage für Verstimmung in der Branche. Der Bericht samt Schlagzeile von diversen Medien, wie „Salzburger Nachrichten“, „Kleine Zeitung“ oder dem Online-Magazin „MeinBezirk.at“ übernommen. Am selben Tag wurde von Felix Parker Smith, Communications Manager des World Travel & Tourism Council (WTTC), die neueste Studie des WTTC, erstellt von Oxford Economics, über Österreichs Reise- und Tourismusbranche zugeschickt. Fazit: Der Sektor befindet sich „auf einem bemerkenswerten Wachstumskurs.“ Was stimmt nun? Dieser aktuellen Frage ist T.A.I. nachgegangen.
Das geht aus der WIFO-Analyse hervor
Die WIFO-Analyse (sie liegt dem T.A.I.-Verlag vor) wurde vom Senior Economist des WIFO, Oliver Fritz, erstellt. Der Titel sprach nicht von „Konjunkturbremse“. Im Gegenteil: Die Analyse bezog sich vorrangig auf die Winternächtigungen 2024/2025 (diese waren mit Ende März leicht rückläufig), wobei Preiseffekte reale Entwicklung dämpfen.
Ebenso erfolgte der Hinweis, dass in der Wintersaison Kalendereffekte (2025 ist kein Schaltjahr, es gab heuer späte Osterferien, die zur Gänze in den April fielen) große Auswirkungen hatten. Kalenderbereinigt hätten die Nächtigungen laut WIFO per Ende März sogar um +4,7% zugenommen. Und die nominellen Umsätze im Gesamtreiseverkehr stiegen demnach auf korrigierter Basis um +7,4% (statt +2,1%), preisbereinigt – also inkl. Inflation - um +2,3% (statt einem Rückgang von -2,7%).
Erst im letzten Absatz ging Oliver Fritz auf das Gesamtjahr 2024 ein: Die Nächtigungen stiegen damals um +2,1%, die Ankünfte um +3,3%, erstmals wurde damit das Niveau von 2019 wieder überschritten und zwar um jeweils +1,1 %.
Als ernüchternd erwies sich jedoch die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im Bereich Beherbergung und Gastronomie: Sie sank 2024 um -3,9% gegenüber 2023 und entwickelte sich damit laut Oliver Fritz „deutlich ungünstiger als die Gesamtwirtschaft“, die um –1,4 % schrumpfte. Fritz: „Damit wirkte der Tourismus im Jahr 2024 – anders als vielfach öffentlich dargestellt – nicht als Konjunkturmotor, sondern im Gegenteil als leichte Konjunkturbremse.“ Ohne den negativen Beitrag dieses Sektors wäre der Rückgang der realen Wirtschaftsleistung 2024 um -0,1 Punkte geringer ausgefallen.
Tourismus laut WTTC einer der stärksten Wirtschaftsmotoren Österreichs
Was sagt nun das WTTC? „Der Sektor entwickelt sich schnell zu einem der stärksten Wirtschaftsmotoren des Landes.“ Der Tourismus in Österreich wird 2025 voraussichtlich 58,5 Mrd. Euro zur Volkswirtschaft beitragen (2024 waren es 52,9 Mrd. Euro) und liegt damit deutlich über dem Niveau vor der Pandemie (2019 waren es 51,6 Mrd. Euro). Mit internationalen Besucher:innen, die 56 % der Reiseausgaben und über 85 % aller Urlaubsreisen ausmachen, festigt Österreich zudem weiterhin seine Position als wichtiges europäisches Reiseziel.
Die Tourismusbranche wird heuer voraussichtlich fast 545.700 Arbeitsplätze schaffen (2024 waren es 523.900), bis 2035 werden es sogar über 600.000 sein. Und sie macht mittlerweile 12,2 % (Vorjahr 11,0 %) der Staatseinnahmen aus.
Quellen von Oxford Economics: Nationale Satellitenkonten
Der WTTC arbeitet im Bereich der Studien mit Oxford Economics zusammen, einem unabhängigen Wirtschaftsberatungs-Unternehmen. Oxford Economics wurde 1981 von der Universität Oxford gegründet und verfügt heute über 350 Ökonom:innen und Analyst:innen in weltweit mehr als 20 Niederlassungen.
Ziel der Kooperation des WTTC und von Oxford Economics ist es, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Reisen und Tourismus zu erforschen. Jährlich werden dazu gemeinsam Berichte über 185 Länder und 28 Regionen erstellt. Die Methodik von WTTC/Oxford Economics setzt vor allem auf die Verwendung offizieller Daten aus nationalen Satellitenkonten für Reisen und Tourismus (TSAs).
Österreich-Factsheet des WTTC
Das Österreich-Factsheet des WTTC (siehe beiliegendes Dokument >>>) unterstreicht die Bedeutung der Reise- und Tourismusbranche anhand zahlreicher Kennzahlen und enthält Details wie:
Weitere Daten zu Österreich, einschließlich Daten zu anderen Indikatoren und Jahren finden sich im vollständigen Bericht zur WTTC-Wirtschaftsforschung für Österreich (https://researchhub.wttc.org/).
Erstellt am: 16. Mai 2025
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