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Tourismuspolitik

„Hoffe, dass wir das Niveau bei der Tourismusakzeptanz halten können!“

Print-Ausgabe 16. Februar 2024

„Österreich ist das Land des Tourismus und diesen müssen wir immer weiterentwickeln“, so Susanne Kraus-Winkler (Foto: © BKA/Florian Schrötter)

Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über die „Tourismusakzeptanz“, ihre Einschätzung für die Wintersaison 2023/24 und die hohe Mitarbeiterzufriedenheit

Die „Tourismusakzeptanz“ nimmt im Arbeitsprogramm 2024, das Staatssekretärin Susanne Kraus-­Winkler vor kurzem präsentierte, einen hohen Stellenwert ein. Was sich rund um dieses Thema tut, wie ihre Einschätzung bezüglich der laufenden Wintersaison ist und wie sie die laut WKÖ-Tourismussparte hohe Mitarbeiterzufriedenheit beurteilt, darum ging es im aktuellen Interview mit T.A.I.

T.A.I.: Vor kurzem reihten Sie bei den Maßnahmen, die das Ministerium heuer setzen wird, die „Tourismusakzeptanz“ an erste Stelle. Wieso?

Susanne Kraus-Winkler: „Österreich ist das Land des Tourismus und diesen müssen wir immer weiterentwickeln, wie es auch im ‚Österreichplan 2030‘ von Bundeskanzler Karl Nehammer steht, um weiterhin erfolgreich zu sein. Dafür muss jedoch auch die Balance zwischen den Menschen in den Regionen und den Gästen stimmen. Der Tourismus lebt letztlich auch stark von der Akzeptanz in der Bevölkerung.“

T.A.I.: Worin besteht da die Herausforderung?

Susanne Kraus-Winkler: „Durch die räumliche und zeitliche Konzentration. Die ist oft eine Herausforderung und kann ein Ungleichgewicht bedeuten. Deshalb haben wir unseren Arbeitsschwerpunkt für 2024 mit der Tourismusakzeptanz definiert, als eine der vier Säulen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung. Der Tourismus ist ein Ökosystem und nur wenn wir die jeweiligen Bedürfnisse perfekt austarieren, können wir die hohe Qualität des touristischen Angebots sicherstellen und Österreich als erfolgreiche und beliebte Urlaubsdestination zukunftsfit gestalten.“

T.A.I.: Die seit 2020 jährlich erfolgten Erhebungen zur Tourismusakzeptanz werden künftig nicht mehr durch Marketmind, sondern durch die Statistik Austria durchgeführt. Aus welchem Grund?

Susanne Kraus-Winkler: „Von 2020 bis 2023 wurde die Erhebung lediglich im Rahmen eines Pilotversuchs durchgeführt. Mit der Überführung in den Aufgabenbereich der Statistik Austria und durch die Novellierung der Tourismus-Nachfrage- und Akzeptanzstatistik-Verordnung ist die Erhebung nun dauerhaft für die Zukunft verankert. Bisher wurden 2.500 Menschen befragt, nunmehr werden es 10.000 sein. Das ermöglicht auch regionale Analysen. Ebenso wird die Methodik angepasst, um Details rund um die Tourismusakzeptanz noch genauer zu erheben.“

T.A.I.: 2022 gab es bei der Touris­musakzeptanz mit 76 von 100 einen niedrigeren Index-Wert als in den beiden Jahren davor (78 von 100). Wie begründen Sie das?

Susanne Kraus-Winkler: „Der Rückgang zeigte sich vor allem in Regionen mit hoher Tourismusintensität. Es ist die Aufgabe der Destinationsmanagement-Gesellschaften und der Tourismuspolitik in den Ländern, das hohe Niveau zu halten bzw. auszubauen. Der Tourismus in Österreich ist für viele Regionen ein wichtiger Faktor für Wohlstand und regionale Wirtschaft. Er schafft langfristig abgesicherte Arbeits­plätze und fördert die Entwicklung der Nachhaltigkeit. Das müssen wir stärker kommunizieren, da dies die wichtigsten Faktoren für die Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung sind. Mit der Akzeptanzerhebung ‚neu‘ können wir genauer analysieren, wo Handlungsbedarf besteht bzw. ein Ungleichgewicht herrscht und proaktiv auf Lösungen zugehen.“

T.A.I.: Wird es bei den vier Faktoren (Einstellung, Gesamteindruck, Wichtigkeit sowie Identifikation) und deren Gewichtung bleiben?

Susanne Kraus-Winkler: „Die Erhebung der Tourismusakzeptanz wird mit der Novelle der Verordnung künftig im Rahmen der bestehenden Erhebung zum Reiseverhalten durchgeführt werden. Das ermöglicht sowohl auf inhaltlicher Seite als auch auf Ressourcenseite Synergie­effekte. Mit der Umstellung ändert sich auch die Methodik der Befragung. Der bisher bekannte Indikator wird ab dem Erhebungsjahr 2024 in dieser Form nicht mehr berechnet und die Ergebnisse auf andere Art und Weise dargestellt. Die Stoßrichtung der Fragen, wie Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft bzw. Auswirkungen auf das persönliche Umfeld, wird jedoch gleichbleiben.“

T.A.I.: Wann werden die ersten Ergebnisse für 2024 vorliegen und was erwarten Sie sich von diesen?

Susanne Kraus-Winkler: „Für 2023 wurden die Zahlen noch im Rahmen des Pilotprojekts erhoben. Gemeinsam mit Bundesminister Martin Kocher wollen wir diese beim Tourismusforum im März vorstellen. Ich gehe davon aus, dass uns die Zahlen für 2024 – nach der neuen Methodik – im 1. Quartal 2025 vorliegen werden. Ich hoffe, dass wir das hohe Niveau bei der Tourismusakzeptanz halten können, vor allem aufgrund der Maßnahmen, die wir seitens der Tourismuspolitik rund um die Nachhaltigkeit gesetzt haben und des Engagements der Tourismusverantwortlichen. Es ist aber sicherlich noch vieles zu tun.“

T.A.I.: Themenwechsel: Wie sieht es mit der Stimmungs- und der Buchungslage in der Branche in der Wintersaison 2023/24 aus? Womit rechnen Sie persönlich?

Susanne Kraus-Winkler: „Alle Umfragen zeigen, dass die Stimmung in den Wintersportregionen größtenteils eine gute ist, sowohl was die Nächtigungs- als auch die Umsatzzahlen betrifft. Für ca. 70 % der Betriebe ist die Geschäftslage sehr gut bzw. gut. Für knapp ein Drittel ist die Auslastung im Vergleich zum Winter 2022/23 besser als erwartet und auch für die restliche Saison verzeichnet ein Drittel der Betriebe mehr Buchungen – vor allem der Februar läuft vielversprechend. Meiner Einschätzung nach werden wir in dieser Wintersaison einen Wert von ca. 69,3 Mio. Nächtigungen erreichen. Herausforderungen wie gestiegene Kosten oder der steigende Mitarbeiterbedarf haben die Betriebe unterschiedlich getroffen.“

T.A.I.: Laut Umfrage der WKÖ-Tourismussparte ist die Mitarbeiterzufriedenheit im Tourismus mit 93 % nicht nur hoch, sondern auch höher als in anderen Branchen (90 %). Überrascht Sie das?

Susanne Kraus-Winkler: „Die Branche, mit ihren sehr unterschiedlichen Betriebstypen, hat sich in den letzten Jahren auf allen Ebenen stärker als je zuvor mit dem Thema Mitarbeitermanagement und den neuen Ansprüchen an Arbeit im Dienstleistungs- und Service­bereich auseinandergesetzt. Insofern freut es mich, dass sich diese neuen Investitionen in die Beschäftigten auch in den Zahlen niederschlagen. Gerade der Tourismus punktet im Vergleich zu anderen Branchen als Arbeitgeber mit Standortgarantie – der Tourismus ist wohl die einzige Branche, die nicht absiedeln kann. Aber auch wenn es um flexible Arbeitszeiten, den Kontakt mit Menschen, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder internationale Karrierewege geht, ist der Tourismus ein attraktiver Arbeitgeber und bietet vielfältige Jobmöglichkeiten. Natürlich gibt es noch viel zu tun. Deshalb sind wir laufend mit Interessensvertretungen und Verantwortlichen der Tourismusausbildung im Austausch, um an den Zukunftsthemen rund um Arbeit und Ausbildung im Tourismus zu arbeiten.“

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