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Nachhaltigkeit im Tourismus

Best Practice & Lösungsansätze! Start frei für die „Nachhaltigkeitstour“

Print-Ausgabe 18. August 2023

„Ich werde in meiner Amtszeit alles daran setzen, um das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben“, so Susanne Kraus-Winkler (Bild: © BKA/Andy Wenzel)

Donnerstag dieser Woche startete die „Nachhaltigkeitstour“ durch alle Bundesländer – sie soll das wichtige Zukunftsthema stärker ins Bewusstsein aller rücken

Ende Juni startete das im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft angesiedelte Staats­sekretariat für Tourismus die Dia­logreihe „Nachhaltigkeit im Tourismus“ mit einer vielbeachteten Auftaktveranstaltung in Kufstein. Im Mittelpunkt standen Zertifizierungssysteme im Tourismus sowie Erfahrungsberichte von Betrieben und Destinationen. Dieser Tage wurde mit der „Nachhaltigkeits­tour“ durch alle Bundesländer in Wien die erste Folgeveranstaltung gestartet. Was es damit auf sich hat und wie Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler generell zum Thema Nachhaltigkeit steht, darum ging es im aktuellen T.A.I.-Interview.

T.A.I.: In unserem letzten Interview erwähnten Sie das „Winter-­Bashing“, dem der Österreich-­Tourismus in der letzten Saison ausgesetzt war und wie man dem begegnen soll. Wie nachhaltig ist Österreichs Winter?

Kraus-Winkler: „Österreich hat, gerade was den Winter betrifft, in vielerlei Hinsicht die Nase bei der Nachhaltigkeit vorne – denken wir nur an die modernen State-of-the-art-Aufstiegshilfen und das Recycling des Wassers aus der Schneeproduktion. Wir stehen knapp drei Monate vor der nächsten Wintersaison, für die wir derzeit optimistisch sind. Wir müssen hier noch intensiver an der Kommunikation arbeiten und noch stärker als bisher mit Zahlen, Daten und Fakten zu einer Versachlichung des tourismus­politischen Diskurses beitragen. Es wird darüber hinaus aber sicherlich auch um die bestehenden Winterangebote vor Ort bzw. Alternativangebote zum klassischen Winterurlaub gehen. Der Klimawandel erfordert Anpassungen bei den regionalen Angeboten, was in einigen heimischen Destinationen bereits erfolgreich gestartet ist.“

Best-Practice-Beispiele aktiv vor den Vorhang holen

T.A.I.: Wie gestaltet sich in diesem Zusammenhang die Nachhaltigkeitstour?

Kraus-Winkler: „Wir starten unsere Nachhaltigkeitstour am 17. August in Wien mit der Vorstellung des ESG (Environmental Social Governance) Data Hubs. Mit diesem Tool ermöglichen wir unter anderem Tourismusbetrieben, spezifische Nachhaltigkeitsdaten im Einklang mit aktuellen regulatorischen und bankenspezifischen Standards zu sammeln und zu managen. Das betrifft alle Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch –, die während der Tour durch alle Bundesländer im Zentrum von Betriebsbesuchen und Stakeholder-­Gesprächen stehen.“

T.A.I.: Welche Erwartungen haben Sie bezüglich der Nachhaltigkeitstour?

Kraus-Winkler: „Mir geht es darum zu zeigen, wie nachhaltig Öster­reichs Tourismus bereits jetzt ist und wie konsequent die Branche diesen Weg auch geht – der Weg ist hier das Ziel. Wir müssen Best-Practice-Beispiele aktiv vor den Vorhang holen, die uns zeigen, wie es gehen kann und wie wir von ihnen lernen können.“

T.A.I.: Laut dem vor der Pandemie vorgestellten „Plan T“ (Masterplan für Tourismus) sollte Österreich zur nachhaltigsten Tourismusdestination der Welt werden. Sie haben diesen Anspruch insofern abgeschwächt, als Österreich nur noch „mit zu den nachhaltigsten Tourismusdestinationen der Welt“ zählen soll. Wieso dieser Rückzug?

Kraus-Winkler: „Wir müssen realistisch bleiben, da wir im Wettbewerb mit vielen Destinationen weltweit stehen. Zudem gibt es noch einige Bereiche, in denen wir besser und vielleicht auch ideenreicher werden müssen. Wenn wir zum Beispiel nach Skandinavien blicken, haben wir noch viel Potenzial, etwa was den Anteil an umweltzertifizierten Betrieben betrifft.“

Informationen und Unterstützung für Betriebe

T.A.I.: Was sind Ihrer Überzeugung nach die drei wichtigsten Punkte, damit das Ziel erreicht werden kann, eine der nachhaltigsten Tourismusdestinationen der Welt zu werden?

Kraus-Winkler: „Mit der Neuausrichtung der gewerblichen Tourismusförderung haben wir bereits einen Nachhaltigkeitsturbo gezündet. Vor kurzem haben wir auch die nationale Zertifizierungsstrategie finalisiert – gerade bei den Zertifizierungen von Betrieben und Destinationen gibt es wie erwähnt noch Luft nach oben. Viele Chancen sehe ich auch bei der Digitalisierung oder dem Ressourcenmanagement. Der neue ESG Data Hub soll darüber hinaus dazu beitragen, dass man über Fakten und Indikatoren den Nachhaltigkeitsstatus klar darstellbar machen kann und den touristischen Stakeholdern auf allen Ebenen Richtung geben kann.“

T.A.I.: Bis wann sollen diese Punkte erfüllt sein?

Kraus-Winkler: „Das sind natürlich langfristige Prozesse, die nicht von heute auf morgen gehen. Dazu gibt es zahlreiche Nachhaltigkeitsziele der EU. Sie können aber sicher sein, dass ich in meiner Amtszeit – wie bisher – alles daransetzen werde, um das Thema Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben. Die Betriebe und Destinationen brauchen vor allem noch Informationen und Unterstützung bei ihren Umsetzungen – was wer bis wann am besten machen soll, ist für viele derzeit noch unklar.“

T.A.I.: Welche Rollen kommen dabei – neben Betrieben und Destinationen – den LTOs und der Österreich Werbung (ÖW) zu?

Kraus-Winkler: „Für erfolgreichen nachhaltigen Qualitätstourismus braucht es die Zusammenarbeit aller touristischen Stakeholder. Die Bandbreite reicht ja von der Umsetzung von Nachhaltigkeitskennzahlen seitens der Betriebe über neue, innovative Mobilitätslösungen in den Destinationen bis hin zu maßgeschneiderten Kampagnen der LTOs und der ÖW.“

T.A.I.: Wird es eine Folgeveranstaltung der Nachhaltigkeits­tour geben?

Kraus-Winkler: „Wir werden die Dialogreihe ‚Nachhaltigkeit im Tourismus‘ Ende September und Ende Oktober fortführen. Damit wollen wir dazu beitragen, den österreichischen Tourismus gut in die Zukunft zu führen. Die Dialogreihe ist einer der Bausteine, um die Tourismusbranche, die Betriebe und Destinationen bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu unterstützen, zum Beispiel in den Bereichen Zertifizierungen, Energiemanagement oder nachhaltiger Wintertourismus. Es sind aber natürlich auch alle Verbände und Berater aufgerufen, hier mit uns gemeinsam zu informieren und Umsetzungen zu begleiten.“

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Tourismusförderungen

3. Meilenstein der Nachhaltigkeit! Tourismus-Premiere für den „ESG Data Hub“

17. August 2023 | Tourismuspolitik

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