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Prodinger Summit 2023

Winterfreude nur halb so groß! Kosten stärker gestiegen als Umsatz

Print-Ausgabe 26. Mai 2023

„Viele Winter-Ferien­orte tun sich schwer, wenn sie nicht in der Höhe liegen“, so Thomas Reisenzahn zum Winter 2022/23

Dieses ernüchternde Ergebnis brachte eine Analyse der Prodinger Steuerberatung für die 4-Sterne Hotellerie in Westösterreich über den Winter 2022/23

Wie profitabel kam Österreichs Ferienhotellerie über das von Ukraine-Krieg und Kostenschub geprägte Jahr 2022? Antworten auf diese Frage bildeten den ersten Programmpunkt des „Prodinger Summit 2023“, der mit 250 Teilnehmer:innen Mitte Mai als eintägige Veranstaltung im Hotel Rasmushof Kitzbühel über die Bühne ging. Der Chef der Prodinger Tourismusberatung, Thomas Reisenzahn, der zusammen mit seinem Team den „Summit“ organisiert hatte, und der Steuerberater Lukas Prodinger stellten an den Beginn ihrer Ausführungen eine positive Information: „Wir haben keine Betten über die Krise verloren. Es gab sogar ein Wachstum im 4- und 5-Sterne Bereich.“

Interessante Veränderung der Übernachtungen

So wurden 2021/22 in den beiden Top-Kategorien österreichweit knapp 294.700 Betten gezählt (im Durchschnitt 104 Betten pro 4- und 5-Sterne-Betrieb), um +13,6 % gegenüber von vor 10 Jahren. Im 3-Sterne-Sektor sanken die Bettenzahlen hingegen im Vergleichszeitraum um −1,8 % auf rund 212.000 (im Schnitt 44 Betten pro Betrieb). In der 1- und 2-Sterne-Kategorie waren es in Summe 96.734 (durchschnittlich 27 Betten pro Betrieb).

Überaus unterschiedlich war aber die Veränderung der Übernachtungen im Winter 2022/23 gegenüber dem letzten vor pandemischen Vergleichswinter 2018/19. So lagen die Werte etwa zwischen −22,2 % in Tannheim und −1,2 % in Gerlos. Thomas Reisenzahn: „Viele Winter-Ferien­orte tun sich schwer, wenn sie nicht in der Höhe liegen.“

Von den Umsätzen her landeten Österreichs Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe 2022 bei rund 21.23 Mrd. Euro, was um -9 % unter den Werten von 2019 lag. Reisenzahn: „Dies deshalb, weil der Start von Jänner bis März noch holprig war.“ Die Zahl der Insolvenzen (ebenfalls Beherbergung und Gastronomie) lag mit 588 in 2022 noch deutlich unter jener von 2019 (damals waren es 781), doch eben deutlich mehr als 2021 mit damals „nur“ 266. Als Hauptgründe für den Anstieg sieht Thomas Reisenzahn (neben den auslaufenden Corona-Hilfszahlungen) die hohen Kosten sowie die fehlenden Mitarbeiter:innen.

Kosten stärker gestiegen als der Umsatz

Besonders spannend war beim „Prodinger Summit 2023“ die von Lukas Prodinger präsentierte erste Auswertung der 4-Sterne-Hotellerie für den Westen Österreich im Zeitraum Dezember 2022 bis Jänner 2023. Demnach kletterte der TrevPAR (Total revenue per available room), also der Gesamtumsatz pro verfügbarem Zimmer gegenüber dem Winter 2019/20 um +14,8 % von 271,60 Euro auf nunmehr 311,80 Euro.

Der RevPAR (Revenue per available room), – er misst den reinen Beherbergungsumsatz pro verfügbarem Zimmer –, ist im Vergleich dazu um −20,3 % von 152 auf 183 Euro gestiegen. Daraus geht hervor, dass er laut Lukas Prodinger „stärker anstieg als die Restaurant-, Wellness- und sonstigen Umsätze“.

Ebenso ist es, – so erfreulich diese Entwicklung auf den ersten Blick auch aussehen mag –, zudem laut Lukas Prodinger „nicht gelungen, die gestiegenen Kosten zu kompensieren.“ Die Marge des GOP (Gross Operating Profit), also jene des Überschusses der operativen Einnahmen über jene der operativen Ausgaben, ist aus diesem Grund von zuvor 38,1 % auf nur noch 35,5 % gesunken. Prodinger: „Das ist ein Minus von −6,8 %.“

Die Kosten für Energie kletterten im Vergleich dazu um +76,9 % (von 2,6 % auf 4,6 %), jene der Zinsen um +83,3 % (von 0,78 % auf 1,43 %). Prodinger: „Ich fürchte mich nicht vor der Zukunft, vor der Gegenwart aber schon.“ Lukas Prodinger ist aber „sicher, dass Österreichs Ferienhotellerie die Aufgaben lösen wird.“ Wichtig für sie ist aber, anpassungsfähig und kreativ zu sein.

Messung der Nachhaltigkeit

Wie Moderator Tarek Leitner in seinem einleitenden Statement bereits festhielt, „müssen wir nach der Pandemie nicht alles anders machen, aber vieles nachholen. Vieles hat sich evolutionär verändert.“ Der „Prodinger Summit 2023“ bot aus diesem Grund ein optimales „Update, um mit dem Angebot am Ball zu bleiben.“

Über die Diskussion mit Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, dem Präsidenten der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) Walter Veit, WK-Tirol Fachgruppenobmann Hotellerie Franz Josef Staggl sowie Martin Lenikus, Chef der Lenikus Hotel Collection, zum Thema „Quo Vadis Ferienhotellerie – Die Gäste kommen zurück, der Mut auch?“ hat T.A.I. bereits online berichtet.

Weitere Programmpunkte lieferten die Diskussion über „Hotel-Stars der Alpen – Hidden Champions mit Charme“, bei der es um bemerkenswerte Hotelprojekte- und -revitalisierungen ging, die „Sehnsuchtsorte der nächsten Genera­tion“, die Buy-2-let-Diskussion („Investorenmodelle für jedermann“) oder der Vortrag des Unternehmers, Speakers, Autors und Beraters Leo Hillinger zum Thema „Vom Weinbau zum Tiny House“.

Einen besonderen Schwerpunkt bildete der Programmteil über die „Messung der Nachhaltigkeit“. Diesbezüglich hat die Prodinger Tourismusberatung zusammen mit dem Wirtschaftsministerium sowie der ÖHT und der OeKP ein KPI/Key Performance Indicator-Set entwickelt. Dies ist insofern wichtig, als in der Zukunft bei Investitionen neben betriebswirtschaftlichen Auswirkungen auch deren Nachhaltigkeit gemessen werden muss. Mehr darüber in der kommenden T.A.I.

V.l.: Mario Marcati / Marcati Hotels & Alpenparks, Matthias Matzer / ÖHT, Maxim Grobovschek / Rechtsanwalt, Thomas Reisenzahn / Prodinger

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:

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