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Fachkräftemangel

Drei Top-Hotels, sieben Lehrlinge vereint im Kampf gegen Abschiebung

Print-Ausgabe 22. Februar 2019

An der unbefriedigenden Situation rund um Asylanten, die hierzulande mit Erfolg eine Lehrausbildung absolvieren, hat sich bislang nichts geändert

Was haben die Lehrlinge Rahmat Jafari (Restaurant-Fachmann), Lamine Bah (Koch), Farzad Soltani (Service), Maisam Rohesta­ni (Koch), Tareg Shah Arab, Mohammad Reza Afsha und Salahudin Mohammad­kehl (alle drei Koch-Lehrlinge) gemeinsam? Sie sind bestens in die Teams ihrer Lehrhotels, dem 4-Sterne Superior Romantik Hotel Im Weissen Rössl, dem 5-Sterne Leading Family Hotel & Resort Dachsteinkönig und dem 4-Sterne Superior Hotel Gut Brandlhof integriert, machen große Fortschritte und sind trotz allem von der Abschiebung bedroht.

Vor einem Jahr widmete T.A.I. ihnen aus damals aktuellem Anlass (Erhalt der Abschiebungs­bescheide) eine Story. Seither müssen sie zittern. Und kämpfen, damit sie zumindest ihre Lehre in Österreich abschließen können. Die Unterstützung ihrer Lehrbetriebe ist ihnen dabei sicher. Rössl Alt-Wirt Helmut Peter gegenüber T.A.I.: „Wir brauchen dringend Fachkräfte. Die Betriebe übernehmen die Verantwortung für sie und inte­grieren sie.“

Für den aus Guinea stammenden Lamine Bah hat sich die Situation zuletzt etwas verbessert: Seiner Berufung gegen den Abschiebungsbescheid wurde stattgegeben, die Aufenthaltsgenehmigung um zwei Jahre verlängert, inklusive der Möglichkeit bei guter Führung eine Verlängerung um ein weiteres Jahr zu erhalten. Helmut Peter, der bei der Verhandlung als Zeuge geladen war: „Der Flüchtlingsdienst der Diakonie Innsbruck hat uns mit einer engagierten jungen Juristin sehr unterstützt.“ Rössl­wirtin Gudrun Peter ist erleichtert: „So kann Lamine seine Lehre abschließen und anschließend noch mindestens ein weiteres Jahr bei uns als dringend benötigte Fachkraft bleiben.“

Bei Rahmat Jafari hängt noch alles in der Schwebe: Seit Juni 2017 im Weissen Rössl, hat er bis heute rund um die Beeinspruchung seines Abschiebebescheids keine Nachricht erhalten. Doch auch Rahmat hat sich bestens bewährt. Gudrun Peter: „Aktuell ist er in der Berufsschule.“

Im Dachsteinkönig konnte die Abschiebung der beiden dort in Ausbildung stehenden Lehrlinge Maisam Rohestani und Farzad Soltani bislang ebenfalls verhindert werden. Aktuell ist vor allem Meisam von einer möglichen Abschiebung betroffen, gegen die Berufung eingelegt wurde, mit aufschiebender Wirkung. Alles andere ist offen. Asst. General Manager Mario Pabst: „Leider können wir Ihnen im Moment keine weitreichenderen Antworten liefern.“

Auch im Gut Brandlhof „sind unsere drei Lehrlinge noch bei uns“, sagt General Manager Thomas Baliamis. Alle drei (Tareg Shah Arab, Mohammad Reza Afsha und Salahudin Mohammadkehl) hatten einen negativen Bescheid bekommen, wogegen Einspruch erhoben wurde. Baliamis: „Sie befinden sich in einem schwebenden Asylverfahren. Jetzt warten wir auf Informationen seitens der Behörde.“

Mit dem Lehrlings-Trio ist der Gut Brandlhof-­Chef mehr als zufrieden: „Sie lernen fleißig Deutsch, sind wichtige Mitarbeiter des 25-köpfigen Küchen-Teams und entwickeln sich täglich weiter.“ Auch Hürden werden gemeinsam gemeistert: „Bei den theoretischen Fächern in der Fachschule in Obertrum haben die drei Schwierigkeiten gehabt, deshalb haben wir ihre Verträge auf Teilqualifizierung geändert.“ Konkret bedeutet dies, dass sie in den praktischen Fächern „ganz normal bewertet werden – hier sind alle drei sehr gut – und die Theorie wird nur zum Teil bewertet“. Thomas Baliamis: „Das heißt, sie machen die dreijährige Ausbildung und kriegen dann – vorausgesetzt sie dürfen in Österreich bleiben – ein Zertifikat.“

Das Problem wäre insofern einfach zu lösen, würde Österreich, ähnlich wie Deutschland, die „3+2-Regelung“ einführen: Das Aufenthaltsgesetz gewährleistet dann während der Berufsausbildung sowie in den darauf folgenden zwei Jahren bei regulärer Beschäftigung im erlernten Beruf den Aufenthaltsstatus; der Asylwerbende wird nicht abgeschoben („Duldung“). In Österreich hat sich die ÖHV widerholt dafür eingesetzt, dieses Modell umzusetzen. T.A.I. wird über die weiteren Entwicklungen berichten.

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Erstellt am: 22. Februar 2019

Stv. Dachsteinkönig-Direktor Mario Papst mit Maisam Rohestani und Küchenchef Roland Rangger

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