Print-Ausgabe 14. Juli 2023
Die Mai 2023-Ergebnisse bei den Nächtigungen waren vielversprechend, aber sie verzerren das Bild – T.A.I. zeigt, was von der warmen Saison heuer zu erwarten ist
Wie wird der Sommer 2023? Diese Frage beschäftigt derzeit wohl alle in Österreichs Tourismus. Während es bezüglich der Einnahmen – sofern die Inflation berücksichtigt wird – eher trübe aussieht (siehe dazu auch T.A.I.-Trends auf Seite 3 sowie den Kommentar „Standpunkt“ auf Seite 4 dieser Ausgabe), herrscht für die Nächtigungsentwicklung Zuversicht. Das Niveau dürfte sich knapp unter oder auf jenem von 2019, dem letzten Vor-Pandemie-Jahr, bewegen. Die Aussichten sind diesbezüglich also positiv.
So gab es im Mai mit 8,2 Millionen Nächtigungen ein Plus von +10,3 Prozent im Vergleich zu 2019 (die ausländischen Gäste nächtigten um +12,6 Prozent mehr, inländische Gäste legten um +6,7 Prozent zu). Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass 2019 neben dem Staatsfeiertag am 1. Mai nur Christi Himmelfahrt am 30. Mai (ein Donnerstag) in den Wonnemonat fiel. Heuer war dieser Fenstertag bereits zwei Wochen früher angesetzt und mit Pfingsten gab es Ende Mai ein verlängertes Wochenende. Entsprechend weniger erbaulich dürfte dann also der Juni 2023 ausfallen, wo mit Fronleichnam (Fenstertag) ein einziger Feiertag angesetzt war.
Wichtig ist, „dass es vor allem auch aus unseren wichtigsten Herkunftsmärkten, Deutschland und den Niederlanden, große Nachfrage nach Urlaub in Österreich gibt“, zeichnet Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler ein positives Bild für den Sommer. „Vieles zeigt deutlich, wie groß die Reiselust ist – und das trotz Teuerung.“
Die Bundesländer berichten durch die Bank von einer „guten“ bis „sehr guten“ Buchungslage in den Hochsommermonaten. Auch die Stimmung in den Betrieben ist von Optimismus geprägt. Susanne Kraus-Winkler: „Man rechnet damit die Zahlen von 2019 bzw. 2022 zu erreichen.“ Zur Erinnerung: In der Sommersaison 2019 gab es 78,8 Millionen Nächtigungen, während es in der Sommersaison 2022 77,9 Millionen waren.
Auch die Tourismusanalyse des WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) ging zuletzt von einer positiven Sommersaison 2023 aus. Laut der von den WIFO-Manager:innen Anna Burton, Sabine Ehn-Fragner und Oliver Fritz erstellten Studie könnte das Vorkrisenniveau um 1,5 Prozent übertroffen werden, was mit insgesamt rund 80 Millionen Sommer-Nächtigungen einen neuen Nächtigungshöchstwert brächte. Die drei Studien-Autor:innen gehen davon aus, dass die Zahl ausländischer Reisender gegenüber dem Vorjahr um ca. 5,4 Prozent ansteigt, während bei Nächtigungen inländischer Gäste ein Rückgang von etwa −3,0 Prozent zu erwarten ist.
Deutlich zurückhaltender sind die drei bezüglich der Einnahmen. Hier gehen sie von einem anhaltenden Trend zur Sparsamkeit im Urlaub aus. Die reale Umsatzentwicklung werde deshalb im Sommer 2023 hinter jener von Ankünften und Nächtigungen zurückbleiben.
Und wie sieht es die ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung)? Sie repräsentiert mit rund 1.600 Mitgliedern, die es auf ein Volumen von ca. 200.000 Betten bringen, etwa die Hälfte der Kapazität in der österreichischen 4- bis 5-Sterne-Superior-Hotellerie. Um für den Sommer 2023 konkreteres Material zu erhalten, ließ sie gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut „mindtake“ ein ÖHV-Urlaubsradar erstellen. Rund 1.000 Österreicher:innen wurden dafür nach ihren Plänen für den Sommerurlaub befragt.
Ergebnis: Knapp 73 Prozent nutzen die heißesten Monate des Jahres für einen Urlaub, jede:r Zweite plant den Ferienaufenthalt (auch) im Inland. „Hier ist der Urlaub noch immer am schönsten. Preis-Leistung passt einfach und die Qualität ist ungeschlagen“, zeigt sich ÖHV-Präsident Walter Veit über die Befragung erfreut. Während in den Monaten Juni bis September durchschnittlich 70 Prozent der inländischen Österreich-Urlauber:innen einen Trip planen, lassen sich 23 Prozent mindestens zwei Mal im Inland verwöhnen. Am beliebtesten ist der Umfrage zufolge Kärnten mit 28,6 Prozent, gefolgt von der Steiermark (22,8 Prozent) und Salzburg (21,7 Prozent). Unentschlossen äußerten sich noch knapp 12 Prozent der Befragten.
Ebenso erstellte die ÖHV zusammen mit der Unternehmensberatung Deloitte das alljährliche „Tourismusbarometer“. Heuer wurden rund 230 Touristiker:innen zu ihren Einschätzungen aktueller wirtschaftlicher Entwicklungen befragt. Auch hier ergab sich ein ähnliches Bild: Zwar lässt die nachfrageseitige Erholung die Branche überwiegend optimistisch in die Zukunft blicken, doch der Kostendruck wiegt schwer. „9 von 10 Befragten spüren negative Auswirkungen durch Teuerungen“, so Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Österreich.
Für letzteres habe die Bundesregierung laut Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler Maßnahmen zur Abfederung gesetzt. Ob sie die entsprechende Wirkung zeigen, wird sich weisen. Eines steht für Susanne Kraus-Winkler jedenfalls fest: „Der Tourismusstandort Österreich bleibt weiterhin auch international wettbewerbsfähig.“
Erstellt am: 14. Juli 2023
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