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Es war eine Premiere für den WienTourismus: Die bisher als Wiener Tourismus Konferenz abgehaltene Veranstaltung, die Mitte November 2025 im MAK - Museum für angewandte Kunst über die Bühne ging, wurde erstmals als „Vienna Visitor Economy Forum" abgehalten, samt Ehrung der alten Präsidenten des WienTourismus und des ehemaligen Geschäftsführers Karl Seitlinger aus Anlass 70 Jahre Wiener Tourismusverband. Ansonsten blieb alles wie gewohnt: Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner und sein Team konnten sich nicht nur über ein volles Haus freuen, sondern lieferten auch ein Programm der Superlative.
Unter Moderation von Arabella Kiesbauer (die TV-Lady hatte die Veranstaltung bereits vor 10 Jahren moderiert) sorgte Norbert Kettner mit seinem Bericht über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zum ESC (Eurovision Song Contest) im Mai 2026 für einen gelungenen Auftakt. Insgesamt werden im Rahmen des ESC zwölf Shows in der Wiener Stadthalle durchgeführt, mit Finale am 16. Mai 2026. Norbert Kettner: „Wir haben schon jetzt eine Auslastungsspitze.“ Wichtig sei aber ein vernünftiges Pricing, denn „Bäume wachsen nicht in den Himmel“.

Es folgte ein Gespräch mit der Vizepräsidentin der Tourismuskommission Katharina Weninger, Arbeiterkammer-Wien Vizepräsident Helmut Gruber und Dominic Schmid, Spartenobmann Tourismus der WKW (Wirtschaftskammer Wien) und ebenfalls Vizepräsident der Tourismuskommission. Dabei ging es um die Arbeitsmarkt-Situation des Tourismus in Wien, das hier als Ganzjahresdestination Vorteile genießt, sowie über die Wiener Küche als Jahresmotto für 2026. Dominic Schmid: „Die Wiener Kulinarik ist weltweit ein Verkaufsmagnet.“

V.l.: Dominic Schmid, Helmut Gruber, Katharina Weninger und Arabella Kiesbauer
Spannend war die Keynote von Jens Südekum (der deutsche Ökonom lehrt als Professor an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf) der beim „Vienna Visitor Economy Forum" zum Thema „Wohin steuert Europa" sprach. Im ersten Teil ging Jens Südekum dabei auf den Ist-Zustand der größten Ökonomie Europas ein (Deutschland verliert derzeit jeden Monat 13.000 Industriearbeitsplätze, vor einem Jahr waren es 6.000), wobei seiner Meinung nach die „Mau-Stimmung bis zur Wiener Tourismuswirtschaft durchschlägt“.
Die Kernfrage von Jens Südekum war entsprechend, wie die Antworten auf die veränderte Politik und die neuen Rahmenbedingungen aus China und den USA lauten sollen. Für Jens Südekum ist klar: „Der Impuls dazu muss aus Europa selbst kommen!" Dies sei auch der Fall, wie das größte Investitionspaket Deutschlands mit 500 Mrd. Euro beweise, das jetzt zur Umsetzung ansteht. Bis 2029 werden durch dieses Paket rund 164 Mrd. Euro bzw. rund 40 % mehr Investitionen realisiert, als die bisherige Planung vorsah. Jens Südekum abschließend: „Europa kann eine ganz wichtige Rolle spielen.“ Wobei der Tourismus als Brückenbauer diesbezüglich eine wichtige Rolle einnehme.
Das Impulsreferat von Sherrif Karamat, dem amtierenden President und CEO der PCMA (Professional Congress & Marketing Agency), unter dem Titel „Catalysts for Change" war Wiens Top-Rolle als Ort von Business-Veranstaltungen gewidmet, wobei es laut Sherrif Karamat natürlich auch Dinge zu verbessern gilt. Für ihn schaffen Business Events und internationale Kongresse wichtige Räume für Austausch, Wissenstransfer und Innovation: „Sie stärken die Attraktivität eines Standorts, tragen zur wirtschaftlichen Wertschöpfung bei und unterstützen die Tourismuswirtschaft.“

V.l.: Sherrif Karamat, Norbert Kettner, Jens Südekum und Arabella Kiesbauer
Es folgte ein Gespräch von Jens Südekum und Sherrif Karamat mit Nobert Kettner, der zum Abschluss des „Vienna Visitor Economy Forums" seinen Bericht über die Aktivitäten des WienTourismus 2025 sowie einen Ausblick auf die Marketing-Aktivitäten 2026 lieferte, wo die Wiens Kulinarik unter dem Motto „VIENNA BITES" (frei übersetzt: „Wiener Häppchen“) ins Rampenlicht gestellt wird. Nobert Kettner: „Die Wiener Küche ist ein Straßenköder der Kulinarik.“ Er spielte damit auf dem Umstand an, dass besagte Wiener Küche aus Ingredienzien vieler Länder besteht. „Es ist ein echter Bastard", meinte Nobert Kettner schmunzelnd.
Wien habe als Tourismusstandort „derzeit eine stärkere Dynamik als Österreich.“ Dass der RevPAR (Revenue per Available Room) in der Bundeshauptstadt trotzdem seit Jahresbeginn mit -2,4% negativ ausfällt, habe mit weniger Entertainment-Events im Sommer zu tun sowie mit der Tatsache, dass „zweieinhalb 5-Stern Häuser“ (allen voran das Hotel Bristol) derzeit umgebaut werden, die 5-Sterne Hotellerie aber eine weit über ihre Kapazität (5,6 % der Betriebe und rund 10,7 % der Zimmer) hinausreichende Umsatzeinwirkung hat (23% Umsatz).
Wobei letzteres so nicht ganz stimmt, wie T.A.I. recherchieren konnte. Denn laut B2B-Seite des WienTourismus liegen die 4- und 5-Stern Betriebe per Ende August 2025 im Plus (+1,5 % bei den 4-Stern Hotels, im 5-Stern Bereich liegt der RevPAR sogar um +5,0 % über dem Vorjahr), während es in der 3-Stern Hotellerie einen Rückgang um -2,0 % gab und die 1- und 2-Stern-Betriebe um ganze 28,1 % weniger RevPAR aufweisen, als im Vorjahr.
Norbert Kettner ging dann auf die „neue strategische Perspektive“ ein, die der WienTourismus ab sofort setzt: „Wertschöpfung geht vor Volumen und der Wunschgast steht im Fokus.“ Unterschieden wird dabei nach „Stabilisierungsmärkten“ (Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien), nach „Positionierungsmärkten“ (USA, Großbritannien, Kanada und Südkorea), die mit Klischees bearbeitet werden, „Aktivierungsmärkte“ (wie Japan oder die Schweiz) sowie jene Märkte, in denen Wien ausschließlich auf „Luxusbearbeitung“ setzt, wie China und die GCC (Gulf Cooperation Council)-Länder, also die arabischen Märkte.
Dazu kommen als „globaler Zugang“ die Meetings, die Airlines & das Rail Service Development sowie die „Luxuszielgruppe“, die der WienTourismus mit bestimmten Messen, Medien und Events etc. bearbeitet. „Willkommen an Bord der ‚Vienna Visitor Economy Strategie‘“ hieß es zum Abschluss des Films „Optimum Tourism". Norbert Kettner: „Wir wollen gutes Wachstum, damit Wien bleibt, wie wir es lieben, samt nachhaltiger Entwicklung.“
Erstellt am: 14. November 2025
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