T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus
Burgenland schreibt Geschichte! Doppel-Zertifizierung Ansporn für andere Bundesländer
Das Burgenland hat in den letzten Wochen österreichische Tourismusgeschichte in Bezug auf Nachhaltigkeit geschrieben: Erstmals wurden alle Destinationen eines österreichischen Bundeslandes nachhaltigkeitszertifiziert und das dazu auch noch doppelt. Denn das Burgenland erhielt neben dem „Österreichischen Umweltzeichen für Destinationen“ auch das internationale TourCert Siegel (die erste dieser Auszeichnung in Österreich). Und noch etwas macht diese Verleihung so einzigartig: Noch nie wurden in Österreich so große Destinationen mit insgesamt 171 Gemeinden zertifiziert!
T.A.I. hat darüber berichtet und dazu unter dem Titel „Wir werden damit zum Vorreiter des nachhaltigen Tourismus in Österreich“ ein großes Interview mit dem Geschäftsführer des Burgenland Tourismus, Didi Tunkel, geführt. Wobei an dieser Stelle laut Florian Größwang (Gesellschafter von TourCert Austria) aus Sicht der Nachhaltigkeit noch einiges zu ergänzen wäre.
- Als systemische Intervention im Tourismus zeigt dieser Nachhaltigkeitsprozess mit der Zielsetzung der Zertifizierung der burgenländischen Destinationen sehr eindrucksvoll, wie wirkungsmächtig solche Prozesse helfen können, die notwendige Transformation in Destinationen zu starten und zu unterstützen.
- Sektorübergreifend werden der Tourismus, Mobilität, Land- und Forstwirtschaft, Kultur, Natur- und Landschaftsschutz sowie viele weitere Bereiche miteinander verknüpft, was dabei hilft gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und die Lebensraumperspektive im Destinations-Management in die eigene Haltung aufzunehmen.
Aushängeschild mit Lebensraumperspektive
Was macht diesen burgenländischen Nachhaltigkeitsprozess so einzigartig? Er unterscheidet sich in seiner Tiefe, Breite und Wirksamkeit von anderen derartigen Unterfangen und dient als Vorbild weit über die Landesgrenzen hinaus. Fünf zentrale Gründe zeigen, warum dieser Prozess ein echtes Aushängeschild für ein zukunftsorientiertes, gemeinschaftliches Handeln mit Lebensraumperspektive in Destinationen sein kann:
- Die außergewöhnliche Dimension und die parteiübergreifende Allianz: Mit den drei Tourismusdestinationen Nordburgenland, Mittelburgenland-Rosalia und Südburgenland sowie den insgesamt 171 Gemeinden (sie weisen eine Nord-Süd Ausdehnung von 166 Kilometern auf) hat dieser Prozess eine beeindruckende räumliche Größenordnung. Bemerkenswert ist dabei vor allem aber auch die breite parteiübergreifende Unterstützung der Gemeinden, die zeigt: Nachhaltigkeit kennt keine politischen Grenzen. Sie vereint das Burgenland in einer gemeinsamen Haltung.
- Gelebte Rollenteilung im Tourismus-System: Was andernorts für Spannungen sorgt, wird im Burgenland versucht, konstruktiv zu lösen: Die funktionierende Rollen- und Aufgabenverteilung zwischen lokalen, regionalen und landesweiten Akteuren und Ebenen im Tourismus wird auch im Nachhaltigkeitsprozess vorbildhaft umgesetzt und vorangetrieben. Damit entwickelt sich das Burgenland zu einem echten „Role-Model“ für ganz Österreich.
- Die Lebensraum-Perspektive des Tourismus: Es wird nicht in Silos gedacht: Die Tourismusdestinationen werden als Lebensräume erfasst, für die Verantwortung übernommen wird. Die Destinationen berücksichtigen bestmöglich neben den Gästebedürfnissen die Anforderungen der gesamten Region, der Unternehmen, der Beschäftigten, der heimischen Bevölkerung und der Natur. In einem vierjährigen Maßnahmenprogramm wurden die wichtigsten sechs TourCert Handlungsfelder mit konkreten Aktivitäten definiert und zum Teil in das Regierungsprogramm des Landes übernommen als ein starkes Zeichen für die politische Verankerung und gesellschaftliche Relevanz.
- Die intensive Vernetzung und Kooperation: Die intensive, sektorübergreifende Zusammenarbeit wird in vielen konkreten Projekten zwischen verschiedensten Akteuren in den Destinationen sichtbar und erlebbar. Zum Beispiel als Vorreiter bei der landesweite kostenlosen Gästemobilität (inklusive dem BAST-Anrufsammeltaxi) – als ein Riesenschritt für die Weiterentwicklung der Mobilität im ländlichen Raum des Landes oder mit der myburgenland Plattform (www.myburgenland.shop), um regionale Produzent:innen, Handwerk und Tourismus noch enger miteinander zu verbinden.
- Leidenschaft und positive Zukunftsbilder: Gerade in Zeiten des Wandels oder der Krise sind positive Zukunftsbilder entscheidend, um Chancen zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln. Diese positiven Zukunftsbilder mit entsprechender Leidenschaft gibt es im Burgenland – Nachhaltigkeit ist vielerorts Leitbild, Haltung und gelebte Praxis.
Bedeutung im österreichischen Tourismussystem
Österreich hat sich im nationalen Master-Plan T das Ziel gesetzt, zu einer der nachhaltigsten Tourismusdestinationen der Welt zu werden. Der Nachhaltigkeitsprozess mit der Zielsetzung der Zertifizierung des Burgenlandes ist jetzt auch ein Ansporn für andere Bundesländer, in denen noch gar keine oder wenige Destinationen zertifiziert sind, sich auf den Weg zu begeben. Das Burgenland zeigt, dass vieles möglich ist, wenn man gemeinsam daran glaubt und zielgerichtet daran arbeitet.
Die Entscheidungen für solche Nachhaltigkeitsprozesse sind jedenfalls nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt, sondern auch eine strategische Festlegung, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Vorteile miteinander vereint. Das Burgenland hat zwar Geschichte mit diesen Zertifizierungen geschrieben – aber jetzt geht es vor allem um die wirksamen Umsetzungen der definierten Maßnahmen in diesem langfristig ausgelegten Prozess, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten – ganzheitlich und gemeinsam.
Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
Burgenland
18. Juli 2025 | Österreich
T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus
13. Juni 2025 | Österreich