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Die CO2-Emissionen des Tourismus wachsen mit 3,5 % jährlich mehr als doppelt so schnell wie die Treibhausgasemissionen der übrigen Weltwirtschaft. Das geht aus den im Dezember im Magazin „Nature Communications“ veröffentlichten Forschungsergebnissen hervor. Im Jahr 2019 erreichten die touristischen CO2-Emissionen bereits 8,8 % der von Menschen verursachten Treibhausgase, bzw. 9,9 %, wenn LULUCF („Land Use, Land Use-Change and Forestry“) ausgenommen wird.
Haupttreiber dafür sind die langsamen Effizienzsteigerungen im Tourismus in Verbindung mit einem anhaltend hohen Wachstum der touristischen Nachfrage. Autorin der Studie ist Associate Professor Dr. Ya-Yen Sun (Universität von Queensland, Australien). Für sie steht fest: „Wenn die gleiche Wachstumsrate in den kommenden Jahren beibehalten wird, werden sich die Emissionen des Tourismus voraussichtlich alle 20 Jahre verdoppeln.“
In konkreten Zahlen kletterten die touristischen Emissionen von von 3,7 Gt (Gigatonnen) im Jahr 2009 bis 2019 rund 5,2 Gt. Bei diesen Zahlen handelt es sich um CO2-Äquivalente (CO2e), denn neben Kohlendioxid (CO2) gibt es bekanntlich weitere Treibhausgase, wie etwa Methan oder Lachgas.
Dr. Ya-Yen Sun hat für die Untersuchung erstmals das lokale Energieprofil von 175 Ländern untersucht, und zwar im Zeitraum 2009 bis 2019, samt Betrachtung der Pandemie-Jahre. Sun: „Die Pandemie ist ein lebendiges Experiment zur Bedeutung des Tourismus als Wachstumstreiber der globalen Emissionen.“ Berücksichtigt wurden sowohl Inlandsreisen als auch Incoming und Outgoing.
Der Studie zufolge sind die die drei Länder USA, China und Indien für 60 % des gesamten Anstiegs der Tourismusemissionen verantwortlich. Die 20 Länder mit den höchsten Emissionen tragen drei Viertel zum weltweiten Fußabdruck bei. Deutschland belegt Platz 4, gefolgt von UK und Japan. Ebenfalls in den Top-20 liegt Italien (Platz 14), Spanien hält die 20. Stelle liegt.
Österreich gehört nicht zu den großen Emissions-Sündern. Allerdings wird in einer anderen Studie aus dem Jahr 2021 bekrittelt, „dass bis heute weitgehend unbekannt ist, wie viele Emissionen durch den österreichischen Tourismussektor verursacht werden.“ Dies obwohl dieser für die Wirtschaft Österreichs eine große Bedeutung hat und 6,4 % des Bruttoinlandsprodukts ausmacht.
Auch wurden in besagter Studie die Transportemissionen, die von Österreicher:innen auf ihren Reisen (per Flugzeug oder mit dem Auto) ins Ausland verursacht werden, nicht berücksichtigt. Würden sie einbezogen, läge der Prozentsatz viel höher.
Dr. Sun: „Die meisten Reiseziele haben im Beobachtungszeitraum gezeigt, dass sie nicht in der Lage sind, das Wachstum der touristischen Nachfrage von den steigenden Tourismusemissionen zu entkoppeln.“
Als größtes Problem gilt die Luftfahrt. Sie verursacht 52 % der direkten Emissionen. Wobei Sun bewusst ist, dass sich „dieser Sektor nur sehr schwer dekarbonisieren lässt. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Flugreisen jedoch sehr stark.“ Weitere 18 % kommen von Emissionen privater Fahrzeuge. Die indirekten Emissionen stammen zu 34 % von Versorgungsunternehmen, zu 14 % aus der Erdölherstellung.
Die komplette Studie ist unter folgenden Link abrufbar: www.nature.com/articles/s41467-024-54582-7
Erstellt am: 15. Jänner 2025
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